Essen. Die Sport- und Bäderbetriebe haben eine Tränenliste vorgelegt. Mittelfristig müssten 19,2 Millionen Euro in Turn- und Sporthallen investiert werden. Und die Bestandsaufnahme für die Schulturnhallen steht noch aus.

Die Umkleideräume sind heruntergekommen, aus den Duschen fließt ein dünnes Rinnsal und in den Ecken der Oberlichter hat sich Schimmel breit gemacht: So manche städtische Turnhalle ist in einem beklagenswerten Zustand. Dass es vielerorts mit einem frischen Anstrich allein nicht getan sein würde, war zu erwarten. Wie schlimm es aber tatsächlich um den baulichen Zustand bestellt ist, überrascht dann doch. Einen Überblick haben jetzt die städtischen Sport- und Bäderbetriebe für die von ihnen betriebenen Sporthallen vorgelegt, 30 sind es an der Zahl. Der Instandsetzungsrückstau summiert sich allein für diese Hallen auf 19,2 Millionen Euro, die mittelfristig, also in den kommenden fünf bis acht Jahren zu investieren seien. Soviel Zeit können sich die Sport- und Bäderbetriebe nicht überall lassen. Es bedürfe 8,3 Millionen Euro um besonders dringliche Arbeiten durchzuführen. „Das heißt nicht, dass die Hallen zusammen brechen“, sagt Betriebsleiter Michael Kurtz. „Wir hoffen, dass nicht gleich morgen etwas passiert.“ Auszuschließen sei das aber nicht.

Die Sportverwaltung bewegt sich im Ungefähren, denn die Bestandsaufnahme basiert lediglich auf einer groben Schätzung. „Die Aufstellung ist keinesfalls vollständig und weist nur die kritischsten Sanierungsrückstände aus“, heißt es im Sachstandsbericht, den die Sportverwaltung dieser Tage dem zuständigen Fachausschuss des Stadtrates vorgelegt hat. Es könnte also noch schlimmer kommen, zumal der Überblick längst noch nicht vollständig ist. Eine vergleichbare Erhebung der städtischen Immobilienwirtschaft zum Zustand der Turn- und Sporthallen an Schulgebäuden steht noch aus. „In vielen davon sieht es nicht besser aus“, unkt Wolfgang Rohrberg, Geschäftsführer des Essener Sportbundes. Summa summarum gehe es um etwa 180 Hallen.

"Es gibt nicht nur Fußball"

Die Sport- und Bäderbetriebe und die Entscheidungsträger im Rat stehen nun vor der Frage, wie sie mit dem Sanierungsstau umzugehen gedenken. Die Debatte erreicht sie in einer Zeit, in der der Sport unter Spardruck steht. In der erst kürzlich erteilten Haushaltsgenehmigung erinnert Regierungspräsidentin Anne Lütkes ausdrücklich an die Vorschläge der Gemeindeprüfungsanstalt. Demnach ließen sich die Kosten um 4,7 Millionen Euro drücken. Eine Antwort der Sportverwaltung darauf steht noch aus.

Laut Betriebsleiter Michael Kurtz muss es bei Investitionen verstärkt darum gehen, Kosten für den laufenden Betrieb einzusparen. Instandhaltung müsse Vorrang haben vor Neubau. „Es gibt nicht nur Fußball“, formuliert Ingo Vogel, sportpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, in Anspielung auf den Bau den Kunstrasenplätzen, den die Stadt seit einigen Jahren forciert – als Anreiz für Vereine, sich eine modernisierte Anlage zu teilen, so dass eine veraltete geschlossen werden kann. Sieben Sportanlagen warten nach Angaben des Espo noch auf Kunstrasenplätze. „Es wäre unfair, wenn die Vereine leer ausgingen“, so Rohrberg.