Essen. Die Stadt Essen betont, dass ihre Zeltdörfer für ein Sturmtief wie „Heini“ gewappnet seien. Viele Flüchtlinge hatte die Sturmnacht verängstigt.

Die Schäden sind kaum der Rede wert, doch die Angst im Zeltdorf war groß: Als Sturmtief Heini in der Nacht zum Mittwoch durch Essen fegte, war für die Flüchtlinge am Altenbergshof im Nordviertel nicht an Schlaf zu denken. Die Feuerwehr überprüfte die Stabilität der Zelte und gab Entwarnung.

Besorgte Mitarbeiter des Heim-Betreibers hatten die Einsatzkräfte gerufen, die gegen 1.30 Uhr anrückten. „Eine eingehende Inspektion brachte keinen Hinweis auf Defekte“, teilt die Feuerwehr mit. Und aus den übrigen Flüchtlingsdörfern im Stadtgebiet habe es gar keine Hinweise auf Probleme gegeben. „Wenngleich die Gesamtsituation sicher nicht als komfortabel zu bewerten war.“

Kein Zelt wird wegfliegen

Tatsächlich hatte das Sturmtief mit Windstärken um die 80 km/h viele Flüchtlinge stark beunruhigt. Eine Ehrenamtliche berichtet, dass sie über Facebook Hilferufe erreicht hätten: „Zäune sind umgefallen, Mülltonnen fliegen. Wir haben Angst.“ Sie sei mit einer Freundin ins Zeltdorf am Altenbergshof geeilt und bis vier Uhr morgens geblieben: „Da sind viele traumatisierte Menschen, die im Krieg oder auf der Flucht schlimme Dinge erlebt haben. Der Wind und der damit verbundene Lärm haben sie verängstigt, die kennen ja unsere Herbststürme nicht.“

Sie habe den Flüchtlingen versichert, dass kein Zelt wegfliegen werde. Auch die Betreuer hätten alles getan, um die Leute zu beruhigen: „Die boten sogar an, mit im Zelt zu schlafen.“ Trotzdem zogen es die meisten der knapp 400 Bewohner vor, die Nacht zu durchwachen. „Dabei habe ich ihnen gesagt, dass die Zelte im Notfall evakuiert würden und man sie dann mit Bussen in andere Unterkünfte bringen würden.“

Sondereinsatzpläne für jeden Standort

Zelt-Heizung reicht auch bei Minusgraden noch aus

Die Zelte an den bald neun Essener Flüchtlingsdorf-Standorten gelten als stabil und winterfest. Die Heizung reicht bei Minusgraden aus. Feste Grenzwerte, bei welcher Temperatur/Windstärke die Unterkünfte evakuiert werden müssten, nennt die Stadt nicht.

Knapp 100 Bäume wurden am Sportplatz Bonifaciusstr. (Schonnebeck) gefällt, bevor das Zeltdorf dort entstand. Anwohner reagierten geschockt auf den Kahlschlag. Die Stadt argumentierte mit der Sicherheit der Flüchtlinge: Baumgutachter hätten Schäden an den Bäumen festgestellt.

Es gebe klare Evakuierungs-Vorgaben für die Flüchtlingsdörfer gebe, bestätigt der städtische Krisenstab: Bei der Feuerwehr seien für jeden Standort Sondereinsatzpläne hinterlegt. Für die Nacht zu Mittwoch habe das Wetteramt Warnstufe Orange ausgegeben, die bis zu neun Beaufort, also etwa 85 km/h reiche. „Da mussten wir die Wetterentwicklung genau beobachten, um bei drohenden Sturmspitzen eingreifen zu können“, heißt es vom Krisenstab. Das sei aber nicht nötig gewesen. Trotzdem verstehe man die Unruhe der Bewohner: Zumal die Tücher, mit denen die Decken in den Zelten im Nordviertel abgehängt seien, bei Wind lautstark aneinander schlügen.

100 Bäume gefällt

Bestätigt fühlt sich die Stadt jetzt in ihrer Entscheidung, am Zeltdorf Bonifaciusstraße in Schonnebeck 100 Bäume zu fällen. Ordnungsdezernent Christian Kromberg, der den Krisenstab leitet, hatte schon im September gewarnt: „Bei einem Sturm können da tonnenschwere Äste auf die Zelte knallen.

Dabei könnten die Bewohner verletzt werden oder sogar zu Tode kommen.“ Und während die Fußballer den Sportplatz bei Sturm meiden konnten, „müssen die Flüchtlinge auch dann in der Unterkunft ausharren“. Darum hatte die Stadt an jedem Zeltstandort die Bäume geprüft, jetzt betont sie: „Wir hatten keine Ast-Abbrüche in der Nähe von Flüchtlingsdörfern.“