Essen. Fast 100 Bäume müssen für ein Zeltdorf auf einem Sportplatz in Essen-Schonnebeck weichen. Bei Sturm drohe sonst Gefahr für die Flüchtlinge, so die Stadt Essen.
Ein Kahlschlag am früheren Sportplatz an der Bonifaciusstraße in Schonnebeck sorgt bei den Anwohnern für Unmut: An dem Standort soll ein Flüchtlingsdorf mit 400 Plätzen entstehen. Dafür müssen nun knapp 100 Bäume weichen, die den Platz gesäumt haben. Anders lasse sich die Sicherheit der Flüchtlinge nicht garantieren, sagt die Stadt.
Frank Lojewski scheint das Sicherheitsargument nicht unbedingt stichhaltig: „Nach dem Sturm Ela sind die Bäume hier doch untersucht worden, und bis vor kurzem wurde der Sportplatz doch noch von Fußballern genutzt.“ Lojewski wohnt am Kappertsiepen, der an den Sportplatz grenzt; vor ein paar Tagen traf er den Förster, der ihm von der geplanten Abholzung erzählte. „Am 17. September ist die Info-Veranstaltung der Stadt, und jetzt werden schon Fakten geschaffen. Das berührt alle Anwohner.“ Er und seine Nachbarn seien willens, den Flüchtlingen zu helfen: „Doch der Verlust der Bäume ist traurig, zumal das Zeltdorf ja nur temporär sein soll. Der Baumbestand wird aber nicht so bald zu ersetzen sein.“
Ordnungsdezernent Christian Kromberg hat größtes Verständnis für die Nachbarn: „Als ich die Zahl von etwa 100 Bäumen hörte, musste ich mich erstmal hinsetzen.“ Dann sei er mit Sozialdezernent Peter Renzel zur Bonifaciusstraße gefahren, um sich selbst ein Bild zu machen. Die Baumgutachter hätten bei den Pappeln, Platanen, Silberahornen und Kastanien „Defektsymptome“ festgestellt: „Bei einem Sturm könnten da tonnenschwere Äste runterkommen und auf die Zelte knallen. Dabei könnten Bewohner schwer verletzt werden oder sogar zu Tode kommen.“ Den Einwand, dass der Sportplatz vor nicht allzu langer Zeit noch genutzt wurde, weist Kromberg zurück: „Bei acht, neun Windstärken spielt niemand Fußball; die Flüchtlinge müssen dann in der Unterkunft ausharren.“
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Man könne nur versuchen, zur Wohnbebauung hin so viele Bäume wie möglich als Sichtschutz zu erhalten, sagt Kromberg. Er bedaure, dass er die Anwohner vor vollendete Tatsachen stelle, doch ein früherer Termin für die Bürgerversammlung sei nicht möglich gewesen. Und: „Ich habe in einer akuten Krisensituation entschieden: Es gibt keine Alternative, ich brauche den Platz.“
Um Verständnis wirbt auch Stadtsprecherin Nicole Mause: Die jetzige Lage stelle alle städtischen Mitarbeiter vor enorme Herausforderungen. Die erste Zeltstadt am Altenbergshof (Nordviertel) sei schon fast voll belegt, an der Planckstraße in Holsterhausen erwarte man die ersten Bewohner am Donnerstag. Am 24. September werde das Zeltdorf am Pläßweidenweg in Horst fertiggestellt, Anfang Oktober das am Volkswald in Heidhausen. „Auch an anderen Standorten werden auch Bäume gefällt. Aber nirgends so viele wie in Schonnebeck.“