Essen. . Die Leitung des Mövenpick-Hotels im Essener Handelshof bereitet den großen Auszug vor. Derweil kämpfen die Mitarbeiter bislang erfolglos gegen ihre Kündigung vor Gericht.

In knapp sechs Wochen wird Hoteldirektor Thomas Campe die letzten Gäste im Mövenpick im Handelshof verabschieden und die Tür hinter sich abschließen. Am 7. Dezember, ein Tag nach der wichtigen Messe Essen Motor Show, nämlich ist Schluss mit der Ära Mövenpick in Essen. Nach über 30 Jahren.

Zumindest ist das das Datum, das sich Campe im Moment rot im Kalender angestrichen hat. Denn dann bleiben nur noch knapp vier Wochen Zeit, um das große Haus mit den rund 200 Zimmern auszuräumen. Alles muss bis Ende des Jahres raus, zumindest, wenn der nächste Eigentümer nicht das eine oder andere Interieur behalten will.

Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Denn der Eigentümer der Immobilie, die Darmstädter SFO, verhandelt noch immer mit einem potenziellen Nachmieter. Bis Ende des Jahres, so hofft man, gibt es einen Vertrag. Dass das Hotel anschließend gleich wieder eröffnen wird, davon ist allerdings nicht auszugehen. In dem denkmalgeschützten Gebäude gibt es einen großen Renovierungs- wenn nicht gar Sanierungsbedarf.

Der Essener Handelshof früher und heute

Der Bau der U-Stadtbahn in den 1970er Jahren verwandelte den Bahnhofsvorplatz für Jahre in eine gewaltige Baustelle, von der auch der Handelshof tangiert war. Gut zu erkennen die verschiedenen U-Bahnröhren.
Der Bau der U-Stadtbahn in den 1970er Jahren verwandelte den Bahnhofsvorplatz für Jahre in eine gewaltige Baustelle, von der auch der Handelshof tangiert war. Gut zu erkennen die verschiedenen U-Bahnröhren. © WAZ-Archiv
Der Bahnhofsvorplatz wohl in den späten 1950er Jahren. Handelshof, Haus am Kettwiger Tor (damals Sitz der Allianz), Hotel Essener Hof und das Haus der Technik haben sich gegenüber heute in ihrer Grundstruktur nur wenig geändert.
Der Bahnhofsvorplatz wohl in den späten 1950er Jahren. Handelshof, Haus am Kettwiger Tor (damals Sitz der Allianz), Hotel Essener Hof und das Haus der Technik haben sich gegenüber heute in ihrer Grundstruktur nur wenig geändert. © WAZ-Archiv
Eine andere Perspektive vom Bahnhofsvorplatz, wohl in den späten 1960er Jahren: Neben dem Handelshof beherrschen die Hauptpost und das alte Defaka-Haus (
Eine andere Perspektive vom Bahnhofsvorplatz, wohl in den späten 1960er Jahren: Neben dem Handelshof beherrschen die Hauptpost und das alte Defaka-Haus ("Deutsches Familien-Kaufhaus") das Bild. Der Neubau nach dem derzeit laufenden Abriss des Horten-Gebäudes an gleicher Stelle wird wieder die Formensprache des Defaka-Hauses aufnehmen. Auch Straßenbahnen werden in einigen Jahren wieder zum Bild des Bahnhofsvorplatzes gehören, der allerdings kein Knotenpunkt mehr sein wird. © WAZ-Archiv
Ein Blick auf den heutigen Willy-Brandt-Platz in den 1980er Jahren, der damals noch kein Platz war, sondern zur Hälfte dem Autoverkehr und zur Hälfte den Fußgängern gehörte. Die U-Bahn ist bereits gebaut.
Ein Blick auf den heutigen Willy-Brandt-Platz in den 1980er Jahren, der damals noch kein Platz war, sondern zur Hälfte dem Autoverkehr und zur Hälfte den Fußgängern gehörte. Die U-Bahn ist bereits gebaut. © WAZ-Archiv
Ein weiteres Bild aus der Zeit des U-Bahn-Baus in den 1970er Jahren. Der Handelshof ist umzingelt von Baustellen, es wird nach Fertigstellung U-Bahneingänge in fast jeder Himmelsrichtung geben. Die Straßenbahn mit der auffallend roten Werbung wird einige Jahre später im Untergrund verschwinden.
Ein weiteres Bild aus der Zeit des U-Bahn-Baus in den 1970er Jahren. Der Handelshof ist umzingelt von Baustellen, es wird nach Fertigstellung U-Bahneingänge in fast jeder Himmelsrichtung geben. Die Straßenbahn mit der auffallend roten Werbung wird einige Jahre später im Untergrund verschwinden. © WAZ-Archiv
Ein seltenes Farbbild, aufgenommen wohl Anfang der 1940er Jahre kurz vor den großen Bombenangriffen, die auch das Handelshofgebäude schwer trafen. Noch gibt es die beiden charakteristischen Türme im Stil des Art Deco, die nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso wie das Dach nur stark vereinfacht und bauästhetisch arg reduziert wieder aufgebaut wurden. Es mag Zufall sein, dass auf dem Bild nur ältere Männer und Kinder zu sehen sind, doch dürften viele jüngere Männer tatsächlich zu diesem Zeitpunkt schon für den Kriegsdienst eingezogen worden sein.
Ein seltenes Farbbild, aufgenommen wohl Anfang der 1940er Jahre kurz vor den großen Bombenangriffen, die auch das Handelshofgebäude schwer trafen. Noch gibt es die beiden charakteristischen Türme im Stil des Art Deco, die nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso wie das Dach nur stark vereinfacht und bauästhetisch arg reduziert wieder aufgebaut wurden. Es mag Zufall sein, dass auf dem Bild nur ältere Männer und Kinder zu sehen sind, doch dürften viele jüngere Männer tatsächlich zu diesem Zeitpunkt schon für den Kriegsdienst eingezogen worden sein. © WAZ-Archiv
Der Handelshof im Frühjahr 2015.
Der Handelshof im Frühjahr 2015. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Der Handelshof kurz nach seiner Erbauung im Jahr 1912. Auffallend ist die Vielzahl an Straßenbahnen, die dicht hintereinander fahren und der Kettwiger Straße ihr Gepräge geben. Autos spielten als Alltagsverkehrsmittel noch keine große Rolle, doch gibt es schon eine beachtliche Anzahl von wartenden Taxis vor dem Hauptbahnhof. Rechts angeschnitten der alte Hauptbahnhof mit dem trutzigen Uhrturm an der Nordwestecke, der den damaligen Essenern als Treffpunkt diente - es heißt besonders den Liebespaaren oder solchen jungen Leuten, die es werden wollten. Links angeschnitten die alte Kaiserliche Hauptpost, die in den 1920er Jahren durch den noch heute bestehenden moderneren Bau ersetzt wurde.
Der Handelshof kurz nach seiner Erbauung im Jahr 1912. Auffallend ist die Vielzahl an Straßenbahnen, die dicht hintereinander fahren und der Kettwiger Straße ihr Gepräge geben. Autos spielten als Alltagsverkehrsmittel noch keine große Rolle, doch gibt es schon eine beachtliche Anzahl von wartenden Taxis vor dem Hauptbahnhof. Rechts angeschnitten der alte Hauptbahnhof mit dem trutzigen Uhrturm an der Nordwestecke, der den damaligen Essenern als Treffpunkt diente - es heißt besonders den Liebespaaren oder solchen jungen Leuten, die es werden wollten. Links angeschnitten die alte Kaiserliche Hauptpost, die in den 1920er Jahren durch den noch heute bestehenden moderneren Bau ersetzt wurde. © Bestand Stadtbildstelle/Fotoarchiv Ruhr Museum
Aufregung vor dem Handelshof, dessen Dach Feuer gefangen hatte. Vor dem Haus sind zahlreiche Feuerwehrwagen aufgefahren, auch die Zahl der Schaulustigen ist beträchtlich. Die Gruga-Werbung am Hauptbahnhof rechts lässt eine genaue Datierung zu: Man schreibt das Jahr 1929.
Aufregung vor dem Handelshof, dessen Dach Feuer gefangen hatte. Vor dem Haus sind zahlreiche Feuerwehrwagen aufgefahren, auch die Zahl der Schaulustigen ist beträchtlich. Die Gruga-Werbung am Hauptbahnhof rechts lässt eine genaue Datierung zu: Man schreibt das Jahr 1929. © Bestand Stadtbildstelle/Fotoarchiv Ruhr Museum
Das Luftbild aus dem Jahr 1930 zeigt sehr schön, wie großstädtisch die Essener Innenstadt nördlich des Essener Hauptbahnhofs rund um den Handelshof war und auch immer noch ist, denn zumindest fast alle Großbauten existieren noch, wenn auch teilweise durch Kriegsschäden in ihrer architektonischen Qualität reduziert.
Das Luftbild aus dem Jahr 1930 zeigt sehr schön, wie großstädtisch die Essener Innenstadt nördlich des Essener Hauptbahnhofs rund um den Handelshof war und auch immer noch ist, denn zumindest fast alle Großbauten existieren noch, wenn auch teilweise durch Kriegsschäden in ihrer architektonischen Qualität reduziert. © Bestand Stadtbildstelle/Fotoarchiv Ruhr Museum
Der Handelshof im Sommer 1950. Es dürfte sich um eine der letzten Aufnahmen des Gebäudes ohne den Schriftzug
Der Handelshof im Sommer 1950. Es dürfte sich um eine der letzten Aufnahmen des Gebäudes ohne den Schriftzug "Essen. Die Einkaufsstadt" handeln. Die Leuchtreklame wurde im Dezember 1950 auf das Dach gesetzt. © Bestand Stadtbildstelle/Fotoarchiv Ruhr Museum
Der Handelshof im Sommer 1955 - mit dem 1950 angebrachten Schriftzug.
Der Handelshof im Sommer 1955 - mit dem 1950 angebrachten Schriftzug. © Bestand Stadtbildstelle/Fotoarchiv Ruhr Museum
Der Handelshof um 1958.
Der Handelshof um 1958.
Blick vom Postbank-Gebäude. (Vormals Postscheckamt) in die Essener Innenstadt. Im Vordergrund der Hbf und das Hotel Handelshof. Im Hintergrund das Rathaus und die Alte Synagoge.
Blick vom Postbank-Gebäude. (Vormals Postscheckamt) in die Essener Innenstadt. Im Vordergrund der Hbf und das Hotel Handelshof. Im Hintergrund das Rathaus und die Alte Synagoge. © NRZ
Der Handelshof im Mai 2015.
Der Handelshof im Mai 2015. © Daniel Kamphaus / FUNKE Foto Services
Der Handelshof im Dezember 2013.
Der Handelshof im Dezember 2013. © Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2013.
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2013. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2013.
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2013. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2012.
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2012. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2012.
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2012. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2012.
Der Handelshof (rechts) im Oktober 2012. © Sebastian Konopka / FUNKE Foto Services
Der Handelshof im Oktober 2010.
Der Handelshof im Oktober 2010. © Walter Buchholz / FUNKE Foto Services
Der Handelshof im Januar 2010.
Der Handelshof im Januar 2010. © Kerstin Kokoska / FUNKE Foto Services
Der Handelshof im Januar 2010.
Der Handelshof im Januar 2010. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Auf dem Dach des Handelshofes.
Auf dem Dach des Handelshofes. © Oliver Müller / NRZ
Auf dem Dach des Handelshofes.
Auf dem Dach des Handelshofes. © Oliver Müller / NRZ
Auf dem Dach des Handelshofes.
Auf dem Dach des Handelshofes. © Oliver Müller / NRZ
Blick vom Dach des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009.
Blick vom Dach des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009. © Oliver Müller / NRZ
Blick vom Dach des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009.
Blick vom Dach des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009. © Oliver Müller / NRZ
Blick vom Dach des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009.
Blick vom Dach des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009. © Oliver Müller / NRZ
Blick auf den Innenhof des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009.
Blick auf den Innenhof des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009. © Oliver Müller / NRZ
Der Innenhof des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009.
Der Innenhof des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009. © Oliver Müller / NRZ
Der Innenhof des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009.
Der Innenhof des Handelshofes - aufgenommen im Jahr 2009. © Oliver Müller / NRZ
Ein Zimmer im Handelshof - aufgenommen im Jahr 2009.
Ein Zimmer im Handelshof - aufgenommen im Jahr 2009. © Oliver Müller / NRZ
Der Handelshof im Jahr 2008.
Der Handelshof im Jahr 2008. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Der Handelshof im Jahr 2008.
Der Handelshof im Jahr 2008. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Der Handelshof im Jahr 2007.
Der Handelshof im Jahr 2007. © Frank Vinken / WAZ
Der Handelshof im Jahr 2007.
Der Handelshof im Jahr 2007. © Oliver Müller / NRZ
Der Handelshof im Jahr 2007.
Der Handelshof im Jahr 2007. © Oliver Müller / NRZ
Der Handelshof (oben rechts) im Jahr 2001.
Der Handelshof (oben rechts) im Jahr 2001. © Oliver Müller / NRZ
Der Handelshof im Jahr 2001.
Der Handelshof im Jahr 2001. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Der Handelshof (Mitte) im Jahr 2000.
Der Handelshof (Mitte) im Jahr 2000. © Oliver Müller / NRZ
Der Handelshof (rechts) im Jahr 2000.
Der Handelshof (rechts) im Jahr 2000. © Oliver Müller / NRZ
Der Handelshof im Jahr 2000.
Der Handelshof im Jahr 2000. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Der Handelshof im Jahr 1999.
Der Handelshof im Jahr 1999. © Ulrich von Born / FUNKE Foto Services
Der Handelshof Anfang Februar 2022. Vier Buchstaben der Leuchtreklame sind ausgefallen. Längst gibt es Pläne, den Schriftzug zu ersetzen. Zumindest temporär soll
Der Handelshof Anfang Februar 2022. Vier Buchstaben der Leuchtreklame sind ausgefallen. Längst gibt es Pläne, den Schriftzug zu ersetzen. Zumindest temporär soll "Essen - Folkwangstadt" vom Dach des Gebäudes prangen. © Uwe Möller / Funke Foto Services
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Mitarbeiter erhalten keinen nennenswerten Ausgleich

Der Mövenpick-Auszug warf vor einigen Tagen seine Schatten voraus. Die Hotelleitung ließ den Mövenpick-Schriftzug an der Fassade zum Willy-Brandt-Platz hin abmontieren. Denn wenn im Dezember dort die Buden für den Weihnachtsmarkt stehen, würde der Hubsteiger nicht mehr drankommen.

Viele Mitarbeiter indes hatten gehofft, dass ein Nachfolger schneller präsentiert würde und sie ihren Arbeitsplatz im besten Fall behalten könnten. Mövenpick hatte im Frühsommer vorsorglich allen 70 Mitarbeitern gekündigt, darunter auch vielen älteren und langjährigen Beschäftigten. 26 Mitarbeiter hatten zwar gegen ihre Kündigung geklagt. In den vier Fällen, die bislang vor dem Arbeitsgericht Essen entschieden wurden, hatten sie aber schlechte Karten. Ihre Klagen wurden abgewiesen. Damit sind die Kündigungen wirksam. Die Enttäuschung ist groß. Nach Informationen dieser Zeitung soll Mövenpick auch nicht freiwillig bereit sein, selbst langjährigen Mitarbeitern eine Abfindung zu zahlen. Rechtsanwalt Jürgen Graser, der Mitarbeiter vor Gericht vertritt, weiß: „Sie sind enttäuscht, dass sie keinen nennenswerten Ausgleich erhalten sollen, obwohl sie viele Jahre für das Unternehmen gearbeitet haben und nun ihren Arbeitsplatz verlieren.“

Mövenpick hatte das Haus 1983 übernommen. Die Schweizer Restaurant- und Hotelkette konnte sich mit der SFO allerdings nicht auf eine Fortführung des zum Jahresende auslaufenden Pachtvertrages einigen.