Essen. . Die Facebook-Initiative „Essen packt an“ hat sich nach Sturm Ela als schnelle Hilfe gegründet. Heute laufen unter dem Namen mehrere Projekte.
Sie versorgen Obdachlose mit Tee und Suppe, sammeln Spenden für Flüchtlinge und setzen sich dafür ein, dass Bürger ohne Krankenversicherung eine medizinische Erstversorgung erhalten – nun wurde die Facebook-Initiative „Essen packt an“ mit dem Essener Solidaritätspreis ausgezeichnet. Das ist ein Preis, mit dem der Stahlkonzern Thyssen-Krupp und die Krankenkasse Novitas BKK seit 2006 jährlich Gruppen oder Personen ehren, die Solidarität leben. Er ist mit 2500 Euro dotiert.
„Wir wollten nur helfen, wir haben nicht an Preise gedacht“, erklärt Markus Pajonk, der den Preis am Montag stellvertretend für die mehr als 800 Helfer entgegennahm. „Aber die Anerkennung ist Motivation, um weiter zu machen.“ Pajonk koordiniert die Gruppe von Freiwilligen und investiert dafür zahllose Stunden pro Woche – neben seinem eigentlichen Beruf als kaufmännischer Leiter. Ins Leben gerufen hat „Essen packt an“ Tobias Becker. Am 10. Juni 2014 gründete der junge Mann auf Facebook die gleichnamige Gruppe. Auslöser war der Sturm Ela, der am 9. Juni 2014 durch die Stadt zog und erhebliche Schäden anrichtete.
Die Ehrenamtlichen haben nach Sturm Ela mit angepackt
„Die Sturmschäden konnten nicht so schnell beseitigt werden, dass für die Bürger wieder Normalität einkehren konnte“, erinnerte sich Oberbürgermeister Thomas Kufen auf der Preisverleihung. Das heißt: Zur Arbeit fahren, die Kinder in den Kindergarten bringen oder mit ihnen auf den Spielplatz gehen – nach Ela war das für viele Essener eine Herausforderung. Überall lagen umgefallene Bäume und versperrten Äste den Weg.
„Diese Menschen haben nicht darauf gewartet, dass sich etwas tut, sondern selbst etwas getan“, so Kufen. Nach dem Sturm haben sie zum Beispiel die Wege von Laub befreit, entwurzelte Bäume zersägt und heruntergefallene Äste entsorgt. „Das sind Bürger, die zu ihrer Verantwortung stehen“, meint der Oberbürgermeister. Als Nachfolger von Reinhard Paß hat er in diesem Jahr die Schirmherrschaft über den Essener Solidaritätspreis übernommen.
Nach dem Sturm war nicht klar, dass es die Gruppe weiter gibt
Dass die Gruppe „Essen packt an“ auch nach Sturm Ela weiter in der Stadt aktiv ist, war ursprünglich gar nicht geplant. „An ein Weitermachen haben wir erst nicht geglaubt“, erzählt Markus Pajonk. „Wir hatten ein Ziel: Anpacken. Daraus hat sich dann eine Eigendynamik entwickelt.“ Nach dem Sturm habe sich „der harte Kern“ an Freiwilligen in kleinen Arbeitsgruppen zusammengesetzt und überlegt, wie es weitergehen könnte.
„Im Dezember haben wir dann die Aktion ‘Warm durch die Nacht’ gestartet“, sagt Pajonk. Für das Projekt ziehen die Ehrenamtlichen nachts durch Essen und verteilen Kleidung und Lebensmittel an Obdachlose. „Das Konzept ist inzwischen in mehr als 20 Städte exportiert worden“, so Pajonk.
Die Freiwilligen wollen noch viel bewirken
„Das Ziel für den kommenden Winter ist es, fünf bis sieben Mal pro Woche mit ‘Warm durch die Nacht’ rauszugehen.“ Zudem würden die Ehrenamtlichen noch einen festen Standort für „Grenzenlose Praxis“ suchen. Das ist ein Projekt, mit dem Menschen ohne Krankenversicherung medizinisch versorgt werden sollen.
„Dass wir jetzt diesen Preis gewonnen haben, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt Pajonk. „Alles ergibt einen Sinn.“