Essen. . Die Entscheidung, einzelne Kanadagänse im Grugapark zu schießen, ist nicht endgültig. Die Vögel könnten vor dem ersten Schuss die Flügel streichen.

Die Entscheidung von Grün und Gruga (GGE), in den kommenden Wochen einzelne Kanadagänse im Grugapark zu schießen, um so die lästig gewordene Schar zu vertreiben, hat zu heftigen Reaktionen und auch Beschimpfungen auf der Facebook-Seite des Grugaparks geführt. „So etwas habe ich noch nicht erlebt“, zeigt sich GGE-Sprecher Eckhard Spengler fassungslos. „Das geht an die Substanz. Ich fühle mich stark angegriffen.“

Im Internetforum wird GGE vorgeworfen, ein „grausames Vorhaben“, ja einen „barbarischen Akt“ zu planen. Da ist von einem „drohenden Massaker“, von „Tierquälerei“ die Rede. Die beauftragten Jäger werden als „Hobbymörder“ beschimpft. Einzelne Protestler rufen sogar zum Boykott des Gruga-Parks auf.

Solch emotional geladenen Anfeindungen habe Grün und Gruga in seiner Geschichte noch nicht erlebt, so Spengler. Dabei ist es durchaus möglich, dass gar keine Gans getötet werden muss. Weil die meisten gerade freiwillig die Flügel streichen.

Artgenossen "gehörigen Schreck einjagen"

Erst vor wenigen Wochen hatte die Geschäftsführung des Grugaparks die Kreisjägerschaft Essen damit beauftragt, einzelne Kanadagänse aus nächster Nähe zu erschießen, um so den Artgenossen einen so gehörigen Schreck einzujagen, dass sie, wenn möglich, für immer das Weite suchen. Mit Protesten von Tierschützern hatte GGE zwar gerechnet „aber nicht in dieser Form“, betont Spengler: Grün und Gruga überlegt jetzt, mit einer ausführlichen Stellungnahme auf der Facebook-Seite gegenzuhalten. GGE argumentiert, dass es gerade Parkbesucher waren, „die uns aufgefordert hatten, endlich etwas gegen die Kanadagänse zu unternehmen, weil sie die Wiesen und Wege zukoten“, berichtet Spengler. „Uns wurde andernfalls sogar mit der Kündigung der Jahreskarte gedroht.“

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Möglicherweise könnten aber die Proteste auf der einen wie auf der anderen Seite schnell wieder abebben. Denn von den 200 Kanadagänsen, die sich seit dem Sommer dieses Jahres vor allem auf der Tummelwiese (25.000 Quadratmeter) und Kranichwiese (10.000 Quadratmeter) breit machten, zählen die Gruga-Mitarbeiter aktuell nur noch zwei gefiederte Gruppen von je 20 und 30 Exemplaren. Die anderen sind schon Richtung Süden abgeflogen. Und vielleicht, so die Hoffnung der Gruga, schwingen die Zurückgebliebenen auch noch ihre Flügel, damit der Jäger doch nicht mehr zur Flinte greifen muss. Dies wird er Ende Oktober oder Anfang November entscheiden, wenn er sich vor Ort ein Bild von der Lage macht.

Jagd nur zwischen Sonnenaufgang und neun Uhr morgens

Sollte er im Grugapark doch auf die Jagd gehen, kann er dies nur zwischen Sonnenaufgang und der Öffnung des Parkes um neun Uhr früh tun. Und das nur unter strengen Sicherheitsauflagen. Die Parkaufseher müssten sich zuvor auf einem Rundgang vergewissern, dass sich tatsächlich keine Personen in der Nähe aufhalten.

Was auch immer passiert. „Das Problem wir sich mit diesem Winter nicht erledigen“, sagt der GGE-Spreche voraus, der von einem neuen Phänomen spricht. Im vorigen Jahr lebten gerade mal zwei Kanadagans-Paare im Grugapark. Der geflügelte Ansturm in diesem Sommer kam für die Parkleitung völlig überraschend – und die Vögel ließen sich auch nicht von der Aufsicht verscheuchen. Im nächsten Frühjahr so befürchtet Grün und Gruga, dient der Park wieder als Landepiste für die nach einem neuen Quartier suchenden Zugvögel. Doch dann will die Parkleitung vorbereitet sein, Brutstellen beseitigen und Vogeleier gegen Plastikeier tauschen. Damit der Jäger möglichst nicht gerufen werden muss.

Was die verkoteten Wiesen angeht, ist Grün und Gruga gerade auf der Suche nach einem Meister Proper. So eine Art Rasenschnellreiniger, der den Vogeldreck irgendwie aufsaugt oder zerbröselt. Dabei will Grün und Gruga auch Kontakte mit dem ein oder anderen Golfclub aufnehmen. „Die haben ja ähnliche Probleme“, sagt Spengler. Und vielleicht ein Rezept dagegen.