Essen. . Essener Vereine, deren Spiel- und Trainingsstätten durch Flüchtlinge belegt sind, sollen nun Übungszeiten in anderen Hallen bekommen. Dafür muss der Sport enger zusammen rücken.

Angesichts der Unterbringung von Flüchtlingen in drei Mehrfachsporthallen in Bredeney, Überruhr und Kupferdreh erwägen die Sport- und Bäderbetriebe die Nutzungszeiten in den verbliebenen städtischen Hallen zu verlängern – von 21.30 Uhr auf 24 Uhr. „Wir rücken enger zusammen“, erklärte Sportdezernent Andreas Bomheuer im Gespräch mit der WAZ.

Laut Bomheuer will die Stadt den von der Flüchtlingskrise unmittelbar betroffenen Vereine so die Möglichkeit eröffnen, Trainingszeiten zumindest teilweise zu kompensieren. Allerdings muss der Personalrat noch zustimmen.

Derweil warnt der Essener Sportbund (Espo) in einem Brandbrief an die Stadtspitze vor einer „existenzbedrohenden Entwicklung“. Die betroffenen Vereine fürchteten erhebliche finanzielle Einbußen und wüssten nicht, wie sie unter den gegebenen Bedingungen ihr Vereinsleben auf Dauer aufrecht erhalten sollen, heißt es in dem Schreiben an den Sportdezernenten und an den Leiter des Krisenstabes, Christian Kromberg.

Hallenzeiten am Nachmittag den betroffen Vereinen überlassen

Der Espo zweifelt an, dass die drei Hallen, wie von der Stadt geplant, im Januar wieder freigegeben werden. Es sei vielmehr nicht ausgeschlossen, dass die Stadt kurzfristig weitere Hallen dem Vereins- und Schulsport entziehen könnte, um auch dort Flüchtlinge unterzubringen.

Eine vierte Halle, die Mehrfachsporthalle an der Raumerstraße in Frohnhausen, ist für diesen Zweck bereits ausgeguckt. „Bislang brauchen wir sie nicht“, betont Christian Kromberg. Dies könnte sich jedoch ändern, sollte das Land der Stadt mehr Flüchtlinge zuweisen als geplant, wie in der vergangenen Woche geschehen.

Eindringlich bittet der Espo die Verwaltung deshalb zu prüfen, ob Hallenzeiten in Schulsporthallen nicht an Nachmittagen den betroffenen Vereinen überlassen werden könnten. Auch möge die Stadt bei kirchlichen Trägern und bei der Uni Duisburg-Essen anfragen, ob diese ihre Hallen den Sportvereinen öffnen würden.

"Wir versuchen mit allen Mitteln dem Sport zu helfen"

Selbst dann, so heißt es, ließen sich entfallene Trainingszeiten nicht vollends auffangen. Der Espo drängt deshalb darauf, dass die Stadt statt Sporthallen leerstehende Immobilien als Flüchtlingsunterkünfte nutzt. Jene Immobilien, die für diesen Zweck als ungeeignet eingestuft worden sind, seien angesichts der sich abzeichnenden Entwicklung neu zu bewerten. Die Verwaltung hält diesem Ansinnen entgegen, dass kurzfristig Platz geschaffen müsse. Der Umbau leerstehender Schulen koste aber Zeit und Geld.

Eine Verlängerung der Nutzungszeiten in städtischen Hallen wäre aus Sicht des Essener Sportbundes somit nur ein allererster Schritt. „Wir versuchen mit allen Mitteln dem Sport zu helfen“, erklärte dazu Christian Kromberg. Auch der Personalrat will sich nach den Worten des Vorsitzenden Kai-Uwe Gaida einer Lösung nicht verschließen. „Regeln gilt es allerdings einzuhalten“, schränkt Gaida ein. „Dazu gehören auch Tarifverträge.“ Die Stadt komme nicht umhin, Personal einzustellen.

Angesichts der Flüchtlingskrise will die Stadt 60 neue Stelle besetzen, so weit möglich mit internen Bewerbern. Hausmeisterdienste zählten bis zur Belegung der Turnhallen nicht zum Anforderungsprofil. Das dürfte sich nun ändern.