Essen. . Der Islamische Bund Essen von der Altenessener Straße 521 will ein paar Häuser weiterziehen. Gemeinde steht im Ruf, extremistisch angehaucht zu sein.

Die Altenessener Straße 521: Auf den ersten Blick deutet nichts daraufhin, dass sich in dieser ehemaligen Gaststätte eine Moschee verbirgt. Dabei kommen die Mitglieder des „Islamischen Bundes Essen“ hier schon seit 1999 zum gemeinsamen Gebet und zu Feiertagen, zu Versammlungen und Familienfeiern zusammen. Doch nun sind die Tage des Gotteshauses an diesem Standort gezählt. Die wachsende Moscheegemeinde, benannt nach Abu Bakr, dem Schwiegervater des Propheten Mohammed, will sich räumlich vergrößern und umziehen.

„Wir haben das Gebäude auf der Altenessener Straße 509 gekauft und wollen umbauen“, berichtete der Vorsitzende Abdelghani Jaouhar vor wenigen Tagen am Rande des „Tages der Offenen Moschee“.

40.000 Muslime leben in Essen

Der Eingang zu dem mit weichen Teppichen ausgeschlagenen und ansonsten schlichten Gebetsraum befindet sich auf der rückwärtigen Seite, eine langgezogene Einfahrt führt auf den schmucklosen Hinterhof. Wer seine Schuhe in den eigens dafür vorgesehenen Holzregalen abgestellt hat, gelangt in einen Vorraum, wo die Umbaupläne des Architekten ans Schwarze Brett geschlagen sind.

„Besonders am Herzen liegen uns die jungen Menschen“, betont der Vorsitzende, ein 50 Jahre alter Lehrer, und er fügt hinzu: „Wir wollen gute Menschen aus ihnen machen, Menschen ohne Drogen und ohne Kriminalität.“

Gut 40.000 Muslime leben mittlerweile in der Ruhrgebiets-Metropole. Tendenz: kräftig steigend. Denn die Flüchtlingswelle hat allein in diesem Jahr schon mindestens 3000 weitere Muslime in diese Stadt gebracht. Gläubige, die sich nach Seelsorge sehnen.

Obwohl den Neuankömmlingen auch die Pforten der großen türkischgeprägten Moscheen aufstehen, zieht es viele doch eher in die arabisch orientierten Gebetsstätten. Für den Außenstehenden ist die muslimische Vielfalt in dieser Stadt kaum noch zu überschauen. Im Schatten klassischer Moscheen wie etwa der imposanten Fatih-Moschee in Katernberg oder der geplanten Altendorfer Groß-Moschee im alten Böhmer-Zentrallager gibt es mehr als hundert kleine Moscheen – die meisten auf Hinterhöfen, in alten Gaststätten oder aufgegebenen Getränkemärkten. Wie stark sich die dramatische muslimische Zuwanderung bemerkbar macht, wird beim traditionellen Freitagsgebet besonders anschaulich – dann platzt so manche Moschee aus allen Nähten.

Das Bildungsniveau anheben

Den Vorständen der Abu Bakr Moschee geht es nicht allein nur um die religiöse Unterweisung und die Koran-Schulung, sie sind auch davon beseelt, das Bildungsniveau insbesondere ihrer jungen Mitglieder sowie das der Neuankömmlinge anzuheben. „Im Neubau wollen wir Nachhilfe und Förderunterricht geben sowie Deutschkurse anbieten“, betont Mustafa Fathi (51), ebenfalls von Beruf Lehrer. Das neue Jugendzentrum werde ausgestattet mit Billardtischen und Playstation-Konsolen, Computern und Video.

Dass die ehrgeizigen Umzugs- pläne des Islamischen Bundes bei der lokalen Politik auf Begeisterung stoßen werden, darf wohl nicht angenommen werden. Ob beim Verfassungsschutz, bei der Polizei oder im Rathaus: Die Abu Bakr-Moschee gilt seit langem als extremistisch angehaucht – mit einer angeblich bedenklichen Nähe zum politischen Salafismus. Symptomatisch: Als die „Kommission Islam und Moscheen in Essen“ vor zwei Jahren zum Fastenbrechen einlud, blieb der Tisch des Oberbürgermeisters demonstrativ leer. Auch andere Politiker mieden die Veranstaltung – mit Hinweis auf die Teilnahme des „Islamischen Bundes Essen“. Worauf Vorsitzender Jouhar energisch konterte: „Uns als Salafisten abzustempeln, ist Blödsinn.“