Essen. Einer der wichtigsten Termine der Integrationspolitik in Essen wird am Samstag ohne Oberbürgermeister Reinhard Paß und die örtliche Politik stattfinden. Einer der Mitveranstalter, der Islamische Bund Essen, ist seit langem im Visier des Verfassungsschutzes.

Jahr für Jahr bringt die Kommission „Islam und Moscheen in Essen“ in Zusammenarbeit mit dem „Initiativkreis Religion“ hunderte Gäste beim Fastenbrechen an einen Tisch – vom Oberbürgermeister bis zum neugierigen Nachbarn. Dieser Tisch wird am kommenden Samstagabend ab 21 Uhr in der Moschee an der Altenessener Heßlerstraße wohl ziemlich leer bleiben. Ein Mitveranstalter, der Islamische Bund Essen, steht seit längerem im Fokus von Polizei und Verfassungsschutz. Auch Oberbürgermeister Reinhard Paß kommt nicht.

Ein Verfahren u. a. wegen Volksverhetzung und Bildung einer terroristischen Vereinigung mit „unbekanntem Ausgang“ im Jahr 2005; ein Auftritt des bundesweit bekannten Islamisten Pierre Vogel aus dem Jahr 2008; Hinweise darauf, dass die Moschee „durchaus salafistisch geprägt“ ist: Das sind nur einige Beispiele aus dem Schreiben des NRW-Innenministeriums über die Abu Bakr Moschee an der Altenessener Straße. Die Moschee beheimatet den Islamischen Bund Essen. Den Text hat Dezernent Andreas Bomheuer bei der Behörde anfordern lassen. Er liegt dieser Zeitung vor. Bomheuer hat bereits aus „privaten terminlichen Verpflichtungen“ Abstand vom Samstagabend genommen. Auch auf andere Vertreter der Stadtspitze wird man vergeblich warten, ebenso auf zumindest große Teile der Politiker der örtlichen Bezirksvertretung.

„Absoluter Blödsinn“

Organisator Mohammet Balaban, Ex-Vorsitzender des Integrationsrates, ist „sehr enttäuscht“: „Es ist nicht in Ordnung, die Veranstaltung durch Gerüchte in den Schmutz zu ziehen. Wer von einer Plattform keinen Gebrauch macht, auf der geredet werden kann, meint es nicht gut.“ Von alten Plänen, 700 Gäste in einem Zelt auf dem Altenessener Markt unterzubringen, ist er abgerückt. Der Treff in der kleinen Ditib-Moschee an der abgelegenen Heßlerstraße wird weit weniger Resonanz erfahren.

Ob die Anwürfe nur Gerüchte sind, ist schwer festzustellen. Das Ministerium schreibt auch, dass dem Verfassungsschutz keine „eigenen aktuellen Erkenntnisse zu den Aktivitäten innerhalb der Moscheegemeinde“ vorliegen. Jedoch scheine sich die Moschee bis in die jüngste Zeit „im Spektrum des politischen Salafismus bewegt zu haben.“

Kein "Salafismus-Stempel" erwünscht

Ramadan Mubarak!

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Imam Dzemal Hasandic bereitet sich im Gebetsraum auf das Ramadanfest vor. Muslimische Gemeinde - Kulturzentrum Dzemat Essen e.V., Rahmstr. 253. Foto: Pascal Hesse
Imam Dzemal Hasandic bereitet sich im Gebetsraum auf das Ramadanfest vor. Muslimische Gemeinde - Kulturzentrum Dzemat Essen e.V., Rahmstr. 253. Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Muhammet Balaban: „Meine Frau und ich lesen zweimal den Koran.“ Foto: Pascal Hesse
Muhammet Balaban: „Meine Frau und ich lesen zweimal den Koran.“ Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Esma May: „Beim Fastenbrechen isst man zuerst eine Dattel.“ Foto: Pascal Hesse
Esma May: „Beim Fastenbrechen isst man zuerst eine Dattel.“ Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Gülten Kunt: „Süßspeisen gehören zum Fastenbrechen dazu.“ Foto: Pascal Hesse
Gülten Kunt: „Süßspeisen gehören zum Fastenbrechen dazu.“ Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Um ihrer Tochter (r.) zu zeigen, was der Ramadan für seine Gläubigen bedeutet, hat sich Gülten Kunt vom Weihnachtsskalender inspirieren lassen. „Drei Jahre lang’ habe ich meiner Tochter für jeden Tag der Fastenzeit ein kleines Päckchen geschnürt und es ihr geschenkt“, erzählt sie lächelnd. Dazu wurden gemeinsam Verse aus dem Koran gelesen. „Das hat ihr immer gefallen; im vierten Jahr sogar so sehr, dass sie für mich einen eigenen Kalender gemacht hat.“ Foto: Pascal Hesse
Um ihrer Tochter (r.) zu zeigen, was der Ramadan für seine Gläubigen bedeutet, hat sich Gülten Kunt vom Weihnachtsskalender inspirieren lassen. „Drei Jahre lang’ habe ich meiner Tochter für jeden Tag der Fastenzeit ein kleines Päckchen geschnürt und es ihr geschenkt“, erzählt sie lächelnd. Dazu wurden gemeinsam Verse aus dem Koran gelesen. „Das hat ihr immer gefallen; im vierten Jahr sogar so sehr, dass sie für mich einen eigenen Kalender gemacht hat.“ Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Samir Fetic: „Ich faste, lese im Koran und gehe in die Moschee.“ Foto: Pascal Hesse
Samir Fetic: „Ich faste, lese im Koran und gehe in die Moschee.“ Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Für Suna Gürleyen ist Ramadan ist der wichtigste Monat im Jahr, „denn er gibt mir die Möglichkeit in mich zu kehren, die Ruhe zu finden, die Tiefe meiner Seele zu spüren - ja, nicht nur die Ruhe zu finden sondern auch zu spüren“. Foto: Pascal Hesse
Für Suna Gürleyen ist Ramadan ist der wichtigste Monat im Jahr, „denn er gibt mir die Möglichkeit in mich zu kehren, die Ruhe zu finden, die Tiefe meiner Seele zu spüren - ja, nicht nur die Ruhe zu finden sondern auch zu spüren“. Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Häufig wird das Fastenbrechen nicht nur im Kreise der Familie begangen, sondern mit vielen Freunden und im großen Kreis. Traditionell werden Datteln und  Süßspeisen gereicht. Foto: Pascal Hesse
Häufig wird das Fastenbrechen nicht nur im Kreise der Familie begangen, sondern mit vielen Freunden und im großen Kreis. Traditionell werden Datteln und Süßspeisen gereicht. Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Guntram Schneider (r.), NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, kam auf Einladung der NRW-Grünen zum Fastenbrechen nach Essen. Foto: Pascal Hesse
Guntram Schneider (r.), NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, kam auf Einladung der NRW-Grünen zum Fastenbrechen nach Essen. Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Guntram Schneider, NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, unterhielt sich beim Fastenbrechen in Essen mit vielen gläubigen Muslimen über ihre Traditionen. Foto: Pascal Hesse
Guntram Schneider, NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales, unterhielt sich beim Fastenbrechen in Essen mit vielen gläubigen Muslimen über ihre Traditionen. Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Das Ramadanfest wird on der bosnischen Gemeinde an der Rahmstraße in Altenessen ab dem 30. August gefeiert - drei Tage lang. Foto: Pascal Hesse
Das Ramadanfest wird on der bosnischen Gemeinde an der Rahmstraße in Altenessen ab dem 30. August gefeiert - drei Tage lang. Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
Zum Ramadanfest gibt es Pakete mit Süßem, die die Kaba in Mekka symbolisieren – für die Kinder. Foto: Pascal Hesse
Zum Ramadanfest gibt es Pakete mit Süßem, die die Kaba in Mekka symbolisieren – für die Kinder. Foto: Pascal Hesse © WAZ FotoPool | WAZ FotoPool
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Die Verantwortlichen der Moschee räumen Fehler in der Vergangenheit ein. „Uns aber als Salafisten abzustempeln, ist absoluter Blödsinn. Wenn man mit uns reden möchte, sind wir immer bereit“, sagt Abdelghani Jaouhar, Vorstandsvorsitzender des Islamischen Bundes. Er sieht die Ursache der „Gerüchte“ in den Plänen des Vereins, sich in Altenessen zu vergrößern: „Die Menschen haben Angst.“