Essen. . Nach jahrelanger Verzögerung wegen des Scheich-Debakels wird die neue Folkwang Hochschule der Künste auf dem Zollverein-Gelände nun gebaut.
Selten war eine Grundsteinlegung derart symbolisch wie diese: Der Bau der neuen Folkwang Universität der Künste auf Zollverein hat begonnen. Gestern wurde auf dem alten Zechengelände gefeiert, und bei den vielen Beteiligten schwang die große Zuversicht mit: Endlich sollten jetzt auch die letzten Zweifler davon überzeugt sein, dass es nach herben Rückschlägen – Stichwort Scheichdebakel – auf dem Weltkulturerbe nun vorwärts geht. Und manchmal müssen sich eben erst die Baukräne drehen, um die Phantasie weiterer Investoren anzuregen.
Bei der RAG-Stiftung war das nicht notwendig. Bevor überhaupt ein Stein für die neue Folkwang Hochschule gesetzt war, hat sie bereits Nägel mit Köpfen gemacht: Sie hat die Immobilie zusammen mit dem Hotel, das außerdem in der Nachbarschaft entstehen soll, vor wenigen Tagen gekauft und dafür eigens einen Fonds aufgelegt. „Wir sehen darin ein ideales Anlageobjekt“, sagte Michael Kalthoff, Leiter des Beteiligungsmanagements der RAG-Stiftung.
Fertigstellung Sommer 2017
Die Stiftung sammelt bereits über diverse Beteiligungen Geld ein, um aus den Erträgen ab 2019 die Ewigkeitskosten des Bergbaus zu bezahlen. Ihr größter Einnahme-Posten ist die Dividende des Chemiekonzerns Evonik. Doch auch der Kauf der Folkwang Uni sichert der Stiftung langfristige Einnahmen. Das Land mietet das Gebäude für die Hochschule zunächst für 20 Jahre.
Wie viel die RAG-Stiftung den bisherigen Eigentümern, der RAG Montan Immobilien und dem Essener Projektentwickler Kölbl Kruse, gezahlt hat, darüber wollte Kalthoff keine Angaben machen. In der Vergangenheit hieß es, dass der Bau der Universität und des Hotels zusammen rund 50 Millionen Euro kosten würde. Auch wenn die RAG Montan Immobilien und Kölbl Kruse nun nicht mehr selbst als Investoren auftreten, so werden sie den Bau doch gemeinsam als Projektentwickler realisieren.
Im Sommer 2017 soll die Universität fertiggestellt sein, so dass die Studenten zum Wintersemester 2017/18 einziehen können. Damit wird der gesamte Fachbereich Gestaltung mit rund 690 Studenten auf Zollverein eine neue Lehrstatt finden. Bislang sind die Studenten u.a. an der Universität Duisburg-Essen untergebracht, sie klagen aber schon länger über Platzmangel. Rektor Kurt Mehnert unterstrich: „Zusammen mit dem Sanaa-Gebäude bietet der Neubau uns dann fantastische Möglichkeiten, den interdisziplinären Austausch zu pflegen und die Idee von der spartenübergreifenden Zusammenarbeit der Künste auf dem Welterbe zu verbreiten.“
Der Geist der Kreativität soll sich aber nicht nur innerhalb der Unimauern ausbreiten – er soll auch die umliegenden Flächen, die noch auf Bauherren warten, befruchten. Der städtische Planungsdezernent Hans-Jürgen Best kann sich in direkter Nachbarschaft zur Uni gut Ateliers vorstellen, in denen Künstler – bestenfalls ehemalige Folkwangstudenten – eine Arbeitsstätte finden. Zollverein habe die Chance, ein „Inkubationszentrum für Kreativwirtschaft und Design“ zu werden. Doch dafür müsse vor allem die Hochschule den Gründergeist fördern, sagte Best.
Weitere Investitionen
Der Bau der Folkwang Universität ist der Auftakt für weitere Investitionen auf dem Unesco-Welterbegelände: Die RAG-Stiftung wird im kommenden Jahr auf der ehemaligen Kokereifläche für sich und die RAG AG einen neuen Firmensitz errichten. Die genauen Pläne dafür werden am Montag auf der Immobilien Expo Real in München vorgestellt. Im Frühjahr kommenden Jahres soll Baustart dafür sein. Der Umzug der RAG und der Stiftung ist für Herbst 2017 geplant.
Zusammen mit der Folkwang Universität, dem RAG-Gebäude und weiterer Projekte werden in den kommenden Jahren auf Zollverein rund 150 Millionen Euro investiert. Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Zollverein, Hermann Marth, spricht von bis zu 2000 neuen Arbeitsplätzen, die damit auf Zollverein angesiedelt werden könnten. Allein die RAG bringt aus Herne 250 Arbeitsplätze mit auf das ehemalige Zechengelände im Norden der Stadt.