Essen. Der Herausforderer von OB Reinhard Paß (SPD) legte im gesamten Stadtgebiet zweistellig zu. Die niedrige Wahlbeteiligung ging voll zu Lasten des Amtsinhabers.

Als Reinhard Paß sich am Abend seiner Niederlage bei seinen Genossen für deren Unterstützung im Wahlkampf bedankte, lautete seine Botschaft: Ohne eure Hilfe wäre alles noch viel schlimmer gekommen. Noch schlimmer? Der Blick auf die Zahlen offenbart, wie klar der scheidende Amtsinhaber diese Stichwahl verloren hat.

46 116 Wähler machten am Sonntag auf dem Wahlzettel ihr Kreuz hinter seinem Namen — 5002 weniger als noch im ersten Wahlgang. Im Vergleich dazu büßte Reinhard Paß also fast zehn Prozent an Zustimmung ein.

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Von Jennifer Schumacher

Anders Herausforderer Thomas Kufen: Der Kandidat der CDU erhielt 77 329 Stimmen – das waren 12 260 mehr als zwei Wochen zuvor, was einem Plus von 19 Prozent entspricht. Am Ende lag Kufen fast 25 Prozentpunkte vor dem amtierenden Oberbürgermeister.

Kufen war es augenscheinlich nicht nur gelungen, abermals die Wähler der CDU zu mobilisieren. Er konnte offenbar auch die deutliche Mehrheit jener für sich gewinnen, die im ersten Wahlgang weder ihn noch Paß gewählt hatten.

In Reihen der SPD hatte sich diese Erkenntnis bereits am Wahlabend durchgesetzt. Ernüchtert stellte der stellvertretende Parteivorsitzende Thomas Kutschaty fest. „Wir haben große Schwierigkeiten, die Wähler anderer Parteien zu mobilisieren.“ Keine der anderen Parteien hatte vor der Stichwahl eine Wahlempfehlung für einen der beiden Kandidaten abgegeben. Die Ratsfraktion der Partei-Piraten rief zwar dazu auf zur Wahl zu gehen, brachte aber ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Wähler die Gelegenheit nutzen mochten, um der Großen Koalition eine Abfuhr zu erteilen. Der laut Wahlamt mit 2,6 Prozent „ungewöhnlich hohe Anteil“ an ungültigen Stimmen dürfte sich auch damit erklären. Deren Zahl lag mit 3314 fast doppelt so hoch wie im ersten Wahlgang.

Die historisch niedrige Wahlbeteiligung von gerade einmal 27,7 Prozent bei 126 759 abgegebenen Stimmen ging einmal mehr zu Lasten des SPD-Kandidaten. Die Beteiligung lag in allen Stadtteilen unter der von vor zwei Wochen, als 33,9 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben hatten. Dieser Negativrekord wurde bei der Stichwahl noch einmal deutlich unterschritten. Die höchste Beteiligung verzeichnete das Wahlamt in Bredeney mit 44,7 Prozent vor Haarzopf und Schuir mit 44,6 Prozent.

Reinhard Paß konnte nicht davon profitieren, dass der Rückgang der Wahlbeteiligung in den südlichen Stadtteilen mit bis zu sieben Prozentpunkten deutlicher ausfiel als in den nördlichen Stadtteilen. Zu niedrig war dort die Beteiligung. Im Nordviertel nahmen gerade einmal 11,7 Prozent der Wahlberechtigten teil – noch einmal 4,5 Prozent weniger als beim ersten Wahlgang.

Dass Paß im Vergleich dazu insbesondere im Norden zulegen konnte, im Stadtkern, im Nordviertel sowie in Frohnhausen und Holsterhausen sogar zweistellig, reichte angesichts der auch dort niedrigen Wahlbeteiligung nicht aus, um das Steuer noch einmal herumzureißen. Denn auch Thomas Kufen legte zu und zwar ausnahmslos zweistellig. In 22 Stadtteilen lag der Zugewinn bei mehr als 20 Prozentpunkten. 20,3 Prozentpunkte konnte der Herausforderer sogar in Karnap hinzugewinnen, einem von nur drei Stadtteilen neben Vogelheim und dem Nordviertel, in denen Reinhard Paß eine Mehrheit holen konnte. Der Rest des Stadtgebietes war „Kufen-Land“.

Kufen (CDU) besiegt Paß (SPD)

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