Essen. . Katerstimmung bei der Essener SPD. OB Reinhard Paß bedankte sich bei den Helfern für ihr Engagement in der Endrunde.
Es waren nur wenige Worte, die Oberbürgermeister Reinhard Paß zu den Genossen sprach, als er gegen 18.30 Uhr den SPD-Sitzungssaal 2.20 im Rathaus betrat und bereits vor der kompletten Stimmenauszählung seine Niederlage einräumte. „Wir müssen uns mit der Situation abfinden“, sagte er und fügte hinzu: „Ich auch.“
Über seine Zukunft sagte der 59-Jährige am Rande wenig. Da denke er am nächsten Tag drüber nach. „Jetzt werde ich mein Amt bis zum letzten Tag am 20. Oktober ausfüllen“, zeigte sich Paß pflichtbewusst.
Danach „bin ich nicht mehr in der offiziellen Politik“, erklärte er knapp der NRZ und nannte zwei schlichte Gründe: „Ich bin dann kein Amtsträger. Und ich bin kein Parteifunktionär – nur einer von 4.000 SPD-Mitgliedern.“ Das klingt wie ein Abschied von der politischen Bühne.
Mit der Partei wollte er am Abend im Reinen sein. Er empfinde ein „hohes Maß“ an Dankbarkeit, verkündete der OB. Schon nach wenigen Minuten verabschiedete er sich von seinen Genossen, einige umarmten ihn. „Lasst uns arbeiten, dann geht es wieder aufwärts“, waren seine letzten Worte zu den Versammelten. Dann wollte er nur noch eines: Kufen gratulieren – und irgendwann nach Hause.
Auch interessant
„Die Partei hat alles gegeben“, sagte Paß seinen Anhängern noch und meinte damit ihren Wahlkampf in den letzten beiden Wochen. Doch warum dieser große Vorsprung des Gewinners, über den sich auch SPD-Chefin Britta Altenkamp überrascht zeigte? Ebenso Fraktionschef Rainer Marschan, habe doch Reinhard Paß im letzten Spurt immer wieder die Nähe zur SPD-Basis gesucht. Hätte er das schon vorher gemacht, dann wäre das Ergebnis wahrscheinlich „ein anderes gewesen“, mutmaßte Marschan: „Das ist jetzt eine empfindliche Niederlage"
Ein neues inhaltliches Thema in den letzten beiden Wahlkampfwochen zu setzen, war nach Auffassung von Marschan nicht mehr möglich. „Dafür war die Zeit zu kurz“, argumentierte der Fraktionschef.
SPD-Parteichefin Britta Altenkamp rief im Saal zur sachlichen Auseinandersetzung mit dem Wahlergebnis auf. „Wir müssen diskutieren, wie wir uns in den nächsten Monaten aufstellen“, betonte sie mit Blick in die Zukunft. Die Mitglieder forderte sie auf, auch in ihrem Ortsverein, in ihrem Stadtteil nach Antworten zu suchen. Vor allem: „Lasst uns ehrlich miteinander sein“, appellierte sie.
Auch interessant
Altenkamp sagte deutlich, dass das Votum der Wähler eine „rote Karte“ für den Kandidaten und für die Partei war. Am Montagabend werde die SPD in die Ergebnis-Analyse einsteigen. Dann treffen sich Parteivorstand, Unterbezirksausschuss und Ortsvereinsvertreter, denen eine Frage auf der Zunge brennt: Wie konnte das geschehen? Planungs-Dezernent Hans-Jürgen Best (SPD) sieht das Wahlergebnis in einer ersten Reaktion ganz nüchtern. „Es ist eben so.“
Für SPD-Vorstandsmitglied und Justizminister Thomas Kutschaty gibt es mehrere mögliche Erklärungen. Eine davon ist: „Wir haben es offensichtlich nicht geschafft, Menschen davon zu überzeugen, wie wichtig die OB-Wahl ist.“ Die Partei müsse sich auch fragen, „ob sie alles richtig gemacht hat“ und wie es mit ihrer Nähe zu den Menschen stehe. Kutschaty: „Es gab Leute, die bewusst nicht gewählt haben.“ Weil sie weder den einen noch den anderen Kandidaten wollten.
Viele Fragen – erste Antworten. Auch diese: Die Große Koalition im Rat sei nicht gefährdet, glaubt die SPD-Vorsitzende. Thomas Kufen habe „kein großes Interesse, sie platzen zu lassen.“