Essen. . Bischofskirche, Anbetungskapelle und Kreuzigungsgruppe werden saniert. Am zentralen Fenster repariert das Bistum auch die Folgen von Steinwürfen.

Die Gerüste stehen, bis zum Beginn der Adventszeit wird der Essener Dom und die ihm vorgelagerte Anbetungskirche St. Johann an der Kettwiger Straße für Passanten einen ungewohnten Anblick bieten. Marode Fugen und ein altes Dach, Risse in der Kreuzigungsgruppe und ein beschädigtes Kirchenfenster – die Sanierungsarbeiten unter der Aufsicht von Dombaumeister Ralf Meyers sind dringend nötig und umfangreich. Verbunden wird das Ganze mit einer Reinigung der Fassade, die danach bedeutend heller wirken soll.

Angeknackst: Beine einer Figur der Kreuzigungsgruppe am Burgplatz.
Angeknackst: Beine einer Figur der Kreuzigungsgruppe am Burgplatz. © WAZ

„Das hier ist die Wetterseite nach Westen, deshalb sind Steine und Fugen besonders angegriffen“, erläutert Dombaumeister Ralf Meyers auf dem Gerüst über der Fußgängerzone das wesentliche Problem. Beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, als beide Kirchen schwer beschädigt, fast zerstört wurden, sind die Steine an dieser Stelle das letzte Mal verfugt worden. Risse sind sichtbar. „Da läuft Wasser hinein und sprengt bei Frost das feste Material.“

Die Fugen werden gereinigt, lose Steine bearbeitet oder ausgewechselt. Rund 230.000 Euro kostet die Sanierung, die natürlich denkmalgerecht erfolgen muss. „Viele glauben, das Bistum kann so was leicht stemmen, aber leider ist das ein Irrtum“, sagt Bistumssprecher Ulrich Lota. Ohne den Münsterbauverein, der von Spenden und Lotterieerlösen lebt, wäre die Sanierung nicht zu leisten, betont Lota.

Dom soll zur Weihnachtszeit gerüstfrei sein

Auch die benachbarte Kreuzigungsgruppe verschwindet in einer geschlossenen Einhausung, hinter der dann Restauratoren arbeiten. 170 Jahre alt sind die Figuren des gekreuzigten Jesus und der beiden „Schächer“ links und rechts. Bei einem sind die steinernen Füße angebrochen, durch Eisendübel gab es auch hier Wasserschäden.

Die Kirchenuhr müsste auch mal saniert werden, aber noch fehlt das Geld.
Die Kirchenuhr müsste auch mal saniert werden, aber noch fehlt das Geld. © WAZ

Das große mittlere Kirchenfenster in der Anbetungskirche muss ebenfalls saniert werden. Es stammt von dem Künstler Ludwig Schaffrath, ist das einzige aufwendiger gestaltete Fenster in der Fassade und leidet stark unter Vandalismus – unfassbarerweise auch durch Steinwürfe von der Kettwiger Straße aus. Eine Schutzverglasung soll helfen. Zuvor werde das Fenster jedoch in einer Spezialwerkstatt in Kevelaer restauriert und gereinigt, erläutert Meyers. Erneuert wird ferner das Schieferdach der Anbetungskirche – die Ost-Seite zum Atrium hin wurde bei der letzten Dachsanierung in den 1980er-Jahren als einzige Fläche nicht neu eingedeckt. An der Ostseite des Doms wird bereits seit einigen Wochen unter Ausschluss der Öffentlichkeit gearbeitet: Das Gerüst steht im Garten von Bischof Franz-Josef Overbeck.

Durch Steinewürfe beschädigt: das große Fenster in der Anbetungskirche.
Durch Steinewürfe beschädigt: das große Fenster in der Anbetungskirche. © WAZ

Spätestens zur Weihnachtszeit soll der Essener Dom gerüstefrei sein, aber im Jahr 2016 geht es schon wieder weiter mit der Grundsanierung. Dann sind diejenigen Fassaden an der Reihe, die diesmal aus Zeitgründen noch nicht bearbeitet werden konnten.

Man kennt das von vielen alten Kirchen: Das Sanieren hört im Grunde niemals auf. Immerhin: Das im Ursprung romanische Essener Münster dürfte im Vergleich etwa zum gotischen Kölner Dom noch zu den leichteren Bauaufgaben gehören.