Essen/Düsseldorf. . Der Evag-Vorsitzende Michael Feller wird im Finale um die Nachfolge des Rheinbahn-Chefs aller Voraussicht nach ausscheiden.
Der Chef der Essener Verkehrsgesellschaft (Evag), Michael Feller, wird aller Voraussicht nach nicht nach Düsseldorf wechseln.
Feller blieb bis zuletzt im Rennen um die Nachfolge für das Düsseldorfer Verkehrsunternehmen Rheinbahn. Doch im Finale ist der frühere Chef von Bombardier Deutschland und heutige Unternehmensberater Michael Clausecker nach vorne gezogen.
Feller und Clausecker waren am Ende die letzten beiden Kandidaten um den Düsseldorfer Chefposten. Clausecker gilt als ausgemachter Stratege und erfahrener. Ihm wird eher zugetraut, das größte Unternehmen im Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR) auf die Überholspur zu bringen und eine neue Marschrichtung für den Düsseldorfer Nahverkehr mit zu entwickeln.
Der 40-jährige Betriebswirt Feller aus Essen übernahm erst im Juni 2013 das Steuer der Evag und hatte es von Anfang an schwer. Er stieß gleich auf mehrere Bremsklötze: die teils zermürbende Diskussion um die zu komplizierte Dreierbeziehung mit den Duisburger und Mülheimer Verkehrsbetrieben (Via), ein Sanierungsstau von hunderten Millionen Euro und dann der zunehmende Spardruck, den die Stadtspitze, allen voran Stadtkämmerer Lars-Martin Klieve und zuletzt auch die Regierungspräsidentin Anne Lütkes ausübten. Da guckt man doch gerne nach Düsseldorf, wo für den Nahverkehr immer mehr Ampeln auf Grün geschaltet werden sollen.
Der dortige Rheinbahn-Chef Dirk Biesenbach verlässt zum Februar 2016 das Unternehmen. So kam der Essener Michael Feller als einer von insgesamt vier Kandidaten ins Spiel, von denen zwei wieder ihre Bewerbung zurückzogen.
Beibehaltung des Status Quo
Am 7. September stellte sich Feller, der dies anfänglich dementiert haben soll, dem vierköpfigen Präsidialausschuss der Rheinbahn unter Vorsitz des Düsseldorfer Oberbürgermeisters Thomas Geisel, vor. Das Gremium setzte sich am vergangenen Samstag wieder zusammen und wird nach NRZ-Informationen dem Aufsichtsrat am 18. September einstimmig Michael Clausecker als künftigen Rheinbahn-Vorsitzenden vorschlagen (endgültig wird darüber in einer späteren Sitzung entscheiden). Der Nachfolger wird vor der Herkulesaufgabe stehen, die vom Düsseldorfer OB geforderte Verkehrswende voranzubringen – mit einem neuen Konzept, mehr Bahnen und Bussen und mehr Fahrern. Allein die im nächsten Jahr in Betrieb gehende Wehrhahnlinie wird das Platzkontingent in den Düsseldorfern Bahnen um 13 Prozent erhöhen. Und mit der U 81 ist eine neue Stadtbahn-Linie zum Düsseldorfer Airport und später der Brückenschlag über den Rhein geplant.
Von solchen Projekten kann Michael Feller in Essen nur träumen. Hier geht der Zug, so befürchten es vor allem die Grünen, in eine andere Richtung. Deren Verkehrsexperte Rolf Fliß macht keinen Hehl daraus, dass er Feller auf jeden Fall in Essen halten will. „Er ist ein ausgewiesener Fachmann für den Nahverkehr. Wir wollen Feller nicht verlieren“, meint Fliß. Würde er gehen, müsste der technische Evag-Vorstand und Mülheimer Verkehrschef Klaus-Peter Wandelenus die Essener Verkehrsgesellschaft kommissarisch leiten. „Der fährt doch den öffentlichen Nahverkehr vor die Wand“, findet Ratsherr Rolf Fliß und verweist auf die Debatte in der Nachbarstadt Mülheim, auf Straßenbahnlinien möglicherweise zu verzichten.
Jetzt müsse der Lenkungsausschuss ÖPNV, der heute tagt, „Flagge zeigen“, so Fliß. Auf der Tagesordnung stehen vier Szenarien für die künftige finanzielle Ausstattung der Evag und ihre Folgen. Vom weiteren Ausbau des Angebotes, der Beibehaltung des Status Quo oder jährlichen Kürzungen von zehn oder 20 Millionen Euro. Sollte es zu den befürchteten Einsparungen kommen, „dann wird man sich auch vom Wirtschaftsstandort Essen abwenden“, warnt Fliß. Für ihn ist die jetzige Diskussion besonders wichtig – gerade auch im Hinblick auf die Oberbürgermeister-Stichwahl am 27. September. Er erinnerte an eine frühere Zusage von OB-Kandidat Thomas Kufen (CDU), das Angebot nicht zu kürzen. Das wolle OB Reinhard Paß auch nicht, sagte dieser noch am Wahlsonntag. Allerdings könnten mehr Busfahrten im Linienverkehr auch von Privaten geleistet werden. So wie in Düsseldorf. Genau das aber stößt hier bei der Gewerkschaft auf Gegenwehr.
Es bleibt spannend – auch für den Evag-Chef Michael Feller. Insofern hat Essen doch etwas zu bieten.