Essen.. Evag-Tramfahrer Jörg Benner hat die Zweijährige vor einer Woche in seiner „103“ wiederbelebt. Jetzt konnte der Lebensretter sie in die Arme schließen.
Genau sechs Tage sind vergangen, seit Evag-Straßenbahnfahrer Jörg Benner (55) die kleine Sophie in seiner „103“ in einem beherzten Erste-Hilfe-Einsatz zurück ins Leben geholt hat. Jetzt, im Eiscafé, schließt er die Zweijährige zärtlich in seine Arme und streichelt sanft ihre Wangen. Sophie und ihr Schutzengel – eine anrührende, herzergreifende Begegnung.
„Nein, ich bin bestimmt kein Held des Alltags, Helden gibt’s nur in Büchern und im Film“, wehrt der Lebensretter ab, „ich habe das getan, was ich tun musste, damit die Kleine wieder stehen kann.“
Bei Sophies Mutter, Melanie Speicher (25), sitzt der Schock immer noch tief. „Ich habe seitdem Albträume und manchmal kommen mir sogar die Tränen.“
Sophie hat einen Krampfanfall
Rückblende: Letzten Dienstag kommt die Alleinerziehende mit ihrer Sophie gerade vom Kinderarzt. Eine hartnäckige Magen-Darm-Erkrankung hat das Mädchen so geschwächt, dass es in der Straßenbahn plötzlich das Bewusstsein verliert – kurz darauf fährt Jörg Benner mit seiner „103“ gerade in den Bahnhof Rheinischer Platz“ ein. Sophies Atmung ist schwach und das kleine Herz schlägt kaum noch. Die spätere Diagnose: ein Krampfanfall.
Seit der erfolgreichen Lebensrettungsaktion wird Jörg Benner sogar von wildfremden Menschen angesprochen: auf der Straße, beim Bäcker oder wenn er in seiner dunkelblauen Evag-Uniform nach Feierabend selber in der Tram sitzt. Dann erntet der Borbecker Schulterklopfen und Komplimente. Viele gestehen ehrlicherweise auch dies: „Mensch, das hätte ich mir nicht zugetraut.“ Benner gesteht: „Die Anerkennung tut gut.“
Notarzt lobt Lebensretter
Lob gibt es auch vom Fachmann: Der Notarzt bescheinigt dem Lebensretter: „Alles richtig gemacht.“ Jörg Benner, selbst Vater einer 14 Jahre alten Tochter, ist bei der Herzmassage besonders behutsam vorgegangen – „nicht wie sonst mit den Handballen, sondern behutsam mit den Fingerspitzen.“ Als die kleine Sophie wieder zu atmen und leise zu weinen beginnt, schießen auch dem Retter Tränen in die Augen. „Ihr Weinen war das Beste, das ich je gehört habe“, sagt er.
Zum ersten Treffen hat Jörg Benner einen Alu-Scooter und einen Rucksack („Der kleine Eisbär“) mitgebracht. „Für ihren richtigen Geburtstag in einer Woche und den zweiten am letzten Dienstag.“ Dass sie Benner, einem der dienstältesten Straßenbahnfahrer der Evag, ihr Leben zu verdanken hat, kann sie noch gar nicht erfassen. Drei Tage lang musste Sophie im Krankenhaus behandelt werden, längst ist sie wieder putzmunter.
Jörg Benner, die kleine Sophie und ihre Mama Melanie wollen fortan dauerhaft in Kontakt bleiben. Auf Facebook hat ihm eine Frau, die als Kind ebenfalls wiederbelebt wurde, mitgeteilt, dass Betroffene jedes Jahr zusammenkommen. Benner: „Eine tolle Sache.“