Essen. . Rund 458.000 Essener haben am die Wahl. Zehn Kandidaten treten an. Tendenz: Die Wahlbeteiligung wird niedriger sein als 2009.

Am Sonntag, 13. September, entscheiden die Essener darüber, wer in den kommenden fünf Jahren als oberster Repräsentant und Chef der Verwaltung an der Spitze der Stadt stehen soll. Hier die wichtigsten Fragen zur OB-Wahl.

Warum wird nach 2014 schon wieder gewählt?

Die Landesregierung unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hatte 2007 beschlossen, dass Stadträte und Stadtoberhäupter in Zukunft getrennt voneinander gewählt werden sollten. Bei der letzten geplanten gemeinsamen Wahl 2009 wurde daher die Amtszeit der OBs auf sechs Jahre verlängert. Die Regierung unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) machte dies wieder rückgängig. Den Stadtoberhäuptern stand es frei bereits zur Kommunalwahl im Mai 2014 gemeinsam mit den Kandidaten für den Rat anzutreten – mehr als ein ein Jahr vor Ablauf ihrer Amtszeit. Oberbürgermeister Reinhard Paß entschied sich – wie rund die Hälfte der Amtsinhaber – dagegen. Erst 2020 wird der OB wieder gemeinsam mit dem Rat und den Bezirksvertretungen gewählt. Die OB-Wahl am Sonntag bleibt daher eine einmalige Sache.

Die zehn Essener OB-Kandidaten

Reinhard Paß (SPD), Oberbürgermeister.

Reinhard Paß wurde 1955 in Lembeck (Kreis Recklinghausen) geboren. 1963 zogen seine Eltern mit ihm nach Essen. Er besuchte die Realschule am Schloss Borbeck, dann die Fachoberschule für Technik und studierte an der Uni Essen Chemie mit Abschluss Diplom-Ingenieur-Chemiker.
Seit 1977 arbeitete er bei der Firma DMT, wo er 2006 zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt wurde. Paß ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
Der SPD trat er 1983 bei, war politisch zunächst auf Stadtteilebene tätig. Seit 1994 ist er Mitglied im Rat der Stadt, von 1998 bis 2003 war er unter Willi Nowack Vize-Fraktionschef, ab 2004 Fraktionschef der SPD. Im Jahr 2009 wurde er zum Oberbürgermeister gewählt, nachdem er 2004 Amtsvorgänger Wolfgang Reiniger (CDU) unterlegen war. (F.S.)
Reinhard Paß (SPD), Oberbürgermeister. Reinhard Paß wurde 1955 in Lembeck (Kreis Recklinghausen) geboren. 1963 zogen seine Eltern mit ihm nach Essen. Er besuchte die Realschule am Schloss Borbeck, dann die Fachoberschule für Technik und studierte an der Uni Essen Chemie mit Abschluss Diplom-Ingenieur-Chemiker. Seit 1977 arbeitete er bei der Firma DMT, wo er 2006 zum Betriebsratsvorsitzenden gewählt wurde. Paß ist verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Der SPD trat er 1983 bei, war politisch zunächst auf Stadtteilebene tätig. Seit 1994 ist er Mitglied im Rat der Stadt, von 1998 bis 2003 war er unter Willi Nowack Vize-Fraktionschef, ab 2004 Fraktionschef der SPD. Im Jahr 2009 wurde er zum Oberbürgermeister gewählt, nachdem er 2004 Amtsvorgänger Wolfgang Reiniger (CDU) unterlegen war. (F.S.) © FUNKE Foto Services
Thomas Kufen (CDU), Mitglied des Landtags/Bürokaufmann.

Thomas Kufen wurde 1973 in Essen geboren. Nach dem Realschulabschluss 1991 absolvierte er eine Ausbildung im elterlichen Betrieb („Citroen Kufen“) als Bürokaufmann und war dort – unterbrochen durch einen zehnmonatigen Wehrdienst – bis zum Jahr 2000 tätig.
1988 trat Kufen der Jungen Union bei, ein Jahr später der CDU. Seit 1999 sitzt er im Rat der Stadt, von 2000 bis 2005 war er Mitglied des Landtages, von 2005 bis 2010 Integrationsbeauftragter der damaligen NRW-Landesregierung, 2012 wurde er erneut Landtagsabgeordneter. Seit 2009 ist er zudem Fraktionschef der CDU im Rat der Stadt und ist einer der Architekten des Viererbündnisses u.a. mit den Grünen.
Thomas Kufen lebt in einer gleichgeschlechtlichen festen Partnerschaft. (F.S.)
Thomas Kufen (CDU), Mitglied des Landtags/Bürokaufmann. Thomas Kufen wurde 1973 in Essen geboren. Nach dem Realschulabschluss 1991 absolvierte er eine Ausbildung im elterlichen Betrieb („Citroen Kufen“) als Bürokaufmann und war dort – unterbrochen durch einen zehnmonatigen Wehrdienst – bis zum Jahr 2000 tätig. 1988 trat Kufen der Jungen Union bei, ein Jahr später der CDU. Seit 1999 sitzt er im Rat der Stadt, von 2000 bis 2005 war er Mitglied des Landtages, von 2005 bis 2010 Integrationsbeauftragter der damaligen NRW-Landesregierung, 2012 wurde er erneut Landtagsabgeordneter. Seit 2009 ist er zudem Fraktionschef der CDU im Rat der Stadt und ist einer der Architekten des Viererbündnisses u.a. mit den Grünen. Thomas Kufen lebt in einer gleichgeschlechtlichen festen Partnerschaft. (F.S.) © FUNKE Foto Services
Gönül Eglence (Bündnis 90), Referentin für politische Bildung, Geburtsjahr 1979.

Als Gönül Eglence kürzlich in Steele mit dem Fahrrad unterwegs war und sich selbst zum ersten Mal auf einem Wahlplakat sah, da musste sie kurz anhalten; so sehr habe sie sich erschrocken. Inzwischen hat sich die 36-Jährige daran gewöhnt. Gönül Eglence ist Oberbürgermeister-Kandidatin der Grünen. Ein frisches Gesicht, das selbst manchen Stammwählern noch unbekannt sein dürfte. Dabei hat die Sozialwissenschaftlerin seit ihrem Parteieintritt 2009 bei den Grünen eine rasante Karriere hingelegt. Gönül Eglence ist Vorstandssprecherin des Essener Kreisverbandes und Mitglied des Landesvorstandes. „Wir leben in einer Parteiendemokratie“, sagt sie. Wer da etwas bewegen will, der müsse sich engagieren und erreiche schneller etwas, wenn er weiter oben mitspielt.

Sie sei niemand, der sich nach vorne drängt, aber jemand, der Dinge in die eigenen Hände nimmt, sagt Gönül Eglence über sich selbst. Ihr Vater, der Anfang der 1960er-Jahre als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kam, um in Ostwestfalen in der Nähe von Detmold in der holzverarbeitenden Industrie zu arbeiten, habe ihr dies mit auf den Weg gegeben. Daheim wurde Deutsch gesprochen. „Auch das war meinem Vater wichtig.“ Einmal pro Woche aber habe sie ihm gemeinsam mit ihren drei Schwestern aus einer türkischen Tageszeitung vorlesen müssen – auch politische Texte.

Mit zwölf Jahren besuchte Gönül Eglence die erste Demo; die Antifa hatte gegen die Neonazi-Szene im Ort mobil gemacht. Später, während des Studiums in Münster und Essen, gab es Kontakt zu Linken. Doch die seien ihr nicht frei genug im Denken. Als kurz vor dem Studienabschluss die Grünen anfragten, ob sie mittun wollte, ließ sie sich überzeugen. Ein Gespräch mit der Vorsitzenden der Grünen-Ratsfraktion, Hiltrud Schmutzler-Jäger, räumte letzte Zweifel beiseite. „Eine tolle Frau“, sagt Eglence.
Gönül Eglence (Bündnis 90), Referentin für politische Bildung, Geburtsjahr 1979. Als Gönül Eglence kürzlich in Steele mit dem Fahrrad unterwegs war und sich selbst zum ersten Mal auf einem Wahlplakat sah, da musste sie kurz anhalten; so sehr habe sie sich erschrocken. Inzwischen hat sich die 36-Jährige daran gewöhnt. Gönül Eglence ist Oberbürgermeister-Kandidatin der Grünen. Ein frisches Gesicht, das selbst manchen Stammwählern noch unbekannt sein dürfte. Dabei hat die Sozialwissenschaftlerin seit ihrem Parteieintritt 2009 bei den Grünen eine rasante Karriere hingelegt. Gönül Eglence ist Vorstandssprecherin des Essener Kreisverbandes und Mitglied des Landesvorstandes. „Wir leben in einer Parteiendemokratie“, sagt sie. Wer da etwas bewegen will, der müsse sich engagieren und erreiche schneller etwas, wenn er weiter oben mitspielt. Sie sei niemand, der sich nach vorne drängt, aber jemand, der Dinge in die eigenen Hände nimmt, sagt Gönül Eglence über sich selbst. Ihr Vater, der Anfang der 1960er-Jahre als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kam, um in Ostwestfalen in der Nähe von Detmold in der holzverarbeitenden Industrie zu arbeiten, habe ihr dies mit auf den Weg gegeben. Daheim wurde Deutsch gesprochen. „Auch das war meinem Vater wichtig.“ Einmal pro Woche aber habe sie ihm gemeinsam mit ihren drei Schwestern aus einer türkischen Tageszeitung vorlesen müssen – auch politische Texte. Mit zwölf Jahren besuchte Gönül Eglence die erste Demo; die Antifa hatte gegen die Neonazi-Szene im Ort mobil gemacht. Später, während des Studiums in Münster und Essen, gab es Kontakt zu Linken. Doch die seien ihr nicht frei genug im Denken. Als kurz vor dem Studienabschluss die Grünen anfragten, ob sie mittun wollte, ließ sie sich überzeugen. Ein Gespräch mit der Vorsitzenden der Grünen-Ratsfraktion, Hiltrud Schmutzler-Jäger, räumte letzte Zweifel beiseite. „Eine tolle Frau“, sagt Eglence. © Kerstin Kokoska
Frau, Migrantin, Grüne – auf Stereotypen will sich Gönül Eglence nicht begrenzen lassen. Sie hat einen deutschen Pass, aber keinen türkischen, den brauche sie nicht. Sie ist Deutsche und fühlt sich als solche. In ihrer Partei zählt sie sich zum linken Flügel: „Ideologien sind mir wichtig.“ Komme es für Parteien doch darauf an, sich zu unterscheiden.

Dass die Essener Grünen auf Funktionärsebene besser mit der CDU können, ist für Eglence kein Widerspruch. In der Kommunalpolitik sei viel wichtiger, mit wem man es zu tun habe. Große Unterschiede zwischen Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) und Herausforderer Thomas Kufen (CDU) sieht Eglence dabei offensichtlich nicht, zumal deren Parteien im Rat seit der Kommunalwahl kooperieren. Paß wie Kufen stehen in ihren Augen stellvertretend für eine Typus Politiker, den sie für überholt hält. „Ich bin genau das Gegenteil“, sagt sie. Eglence will einen anderen, einen kommunikativeren Politikstil pflegen. Sie versteht sich nicht als Berufspolitikerin. Allerdings arbeitet sie als Bildungsreferentin für eine politische Vereinigung der Grünen und hat somit im erweiterten Sinne auch die Parteipolitik zum Beruf gemacht.

Bildung, Chancengerechtigkeit sind ihr wichtige Themen im Wahlkampf. Wie sie ihre Chancen einschätzt? „38 Prozent der Wahlberechtigten sind noch unentschlossen“, sagt Eglence und lacht. Aber Spaß beiseite, Essen ist nicht Tübingen; bis im Ruhrgebiet eine Grüne zur Oberbürgermeisterin gewählt wird, dürften Jahre vergehen, weiß die Kandidatin. Ob ihr Kreisverband im Falle einer Stichwahl, die als wahrscheinlich gilt, eine Wahlempfehlung aussprechen wird? Das sei Verhandlungssache. Da ist sie pragmatisch. 

(Marcus Schymiczek)
Frau, Migrantin, Grüne – auf Stereotypen will sich Gönül Eglence nicht begrenzen lassen. Sie hat einen deutschen Pass, aber keinen türkischen, den brauche sie nicht. Sie ist Deutsche und fühlt sich als solche. In ihrer Partei zählt sie sich zum linken Flügel: „Ideologien sind mir wichtig.“ Komme es für Parteien doch darauf an, sich zu unterscheiden. Dass die Essener Grünen auf Funktionärsebene besser mit der CDU können, ist für Eglence kein Widerspruch. In der Kommunalpolitik sei viel wichtiger, mit wem man es zu tun habe. Große Unterschiede zwischen Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) und Herausforderer Thomas Kufen (CDU) sieht Eglence dabei offensichtlich nicht, zumal deren Parteien im Rat seit der Kommunalwahl kooperieren. Paß wie Kufen stehen in ihren Augen stellvertretend für eine Typus Politiker, den sie für überholt hält. „Ich bin genau das Gegenteil“, sagt sie. Eglence will einen anderen, einen kommunikativeren Politikstil pflegen. Sie versteht sich nicht als Berufspolitikerin. Allerdings arbeitet sie als Bildungsreferentin für eine politische Vereinigung der Grünen und hat somit im erweiterten Sinne auch die Parteipolitik zum Beruf gemacht. Bildung, Chancengerechtigkeit sind ihr wichtige Themen im Wahlkampf. Wie sie ihre Chancen einschätzt? „38 Prozent der Wahlberechtigten sind noch unentschlossen“, sagt Eglence und lacht. Aber Spaß beiseite, Essen ist nicht Tübingen; bis im Ruhrgebiet eine Grüne zur Oberbürgermeisterin gewählt wird, dürften Jahre vergehen, weiß die Kandidatin. Ob ihr Kreisverband im Falle einer Stichwahl, die als wahrscheinlich gilt, eine Wahlempfehlung aussprechen wird? Das sei Verhandlungssache. Da ist sie pragmatisch. (Marcus Schymiczek) © Kerstin Kokoska
Christian Stratmann (FDP), Prinzipal, Geburtsjahr 1951.

Es ist fast unmöglich, den liberalen OB-Kandidaten in eine Schublade zu pressen. Wenn sich Christian Stratmann mit den bunten Travestiekünstlern aus seinem Hertener Revue-Palast ablichten lässt, wirkt er – der Prinzipal – selbst eher wie ein dem Alltag entrückter Paradiesvogel. Dann das fabulöse Erinnerungsfoto zuhause in seinem geschmackvoll eingerichteten, in warmen Holztönen gehaltenen Esszimmer. Ein Bild, auf dem Stratmann fast Staatsmann ist: nämlich honoriger Gast im Schloss Bellevue – zusammen mit dem Präsidentenpaar Christian und Bettina Wulff und seinem Ehepartner Ryszard. Zur OB-Wahl präsentiert er sich vor blauem Plakat-Hintergrund so: „Ein Unternehmer wird Oberbürgermeister“.

Es ist unterhaltsam, Christian Stratmann zuzuhören. Was rasch rüberkommt: Der 64-Jährige ist mit sich und der Welt im Reinen.

Geboren in Verl als jüngstes von neun Kindern („ein Sonntagskind“) und Spross eines tüchtigen Sparkassen-Rendanten besitzt er eine starke ländlich-katholische Prägung mit viel Sinn für bürgerschaftliches Engagement. Nach dem frühen Tod des Vaters zieht die Mutter mit dem Achtjährigen und der Kinderschar nach Essen. „Das war für mich zuerst ein Schock“, gesteht er.

Als zielstrebige Altersgenossen längst Laufbahnen einschlagen, ist Christian Stratmann immer noch: ein Suchender. Er wirft das Sozialpädagogik-Studium, reist durch England, jobbt – und landet schließlich als Fahrer bei einem Lesezirkel. Genau das sollte der Wendepunkt werden. Denn rasch erkennen sie sein Verkaufstalent und holen ihn als Vertriebsmanager nach Hamburg. „Diese Erkenntnis zieht sich durch mein Leben“, sagt er, „ein gutes, authentisches Produkt müssen Sie stimmig und authentisch verkaufen. Auch in der Politik.“
Christian Stratmann (FDP), Prinzipal, Geburtsjahr 1951. Es ist fast unmöglich, den liberalen OB-Kandidaten in eine Schublade zu pressen. Wenn sich Christian Stratmann mit den bunten Travestiekünstlern aus seinem Hertener Revue-Palast ablichten lässt, wirkt er – der Prinzipal – selbst eher wie ein dem Alltag entrückter Paradiesvogel. Dann das fabulöse Erinnerungsfoto zuhause in seinem geschmackvoll eingerichteten, in warmen Holztönen gehaltenen Esszimmer. Ein Bild, auf dem Stratmann fast Staatsmann ist: nämlich honoriger Gast im Schloss Bellevue – zusammen mit dem Präsidentenpaar Christian und Bettina Wulff und seinem Ehepartner Ryszard. Zur OB-Wahl präsentiert er sich vor blauem Plakat-Hintergrund so: „Ein Unternehmer wird Oberbürgermeister“. Es ist unterhaltsam, Christian Stratmann zuzuhören. Was rasch rüberkommt: Der 64-Jährige ist mit sich und der Welt im Reinen. Geboren in Verl als jüngstes von neun Kindern („ein Sonntagskind“) und Spross eines tüchtigen Sparkassen-Rendanten besitzt er eine starke ländlich-katholische Prägung mit viel Sinn für bürgerschaftliches Engagement. Nach dem frühen Tod des Vaters zieht die Mutter mit dem Achtjährigen und der Kinderschar nach Essen. „Das war für mich zuerst ein Schock“, gesteht er. Als zielstrebige Altersgenossen längst Laufbahnen einschlagen, ist Christian Stratmann immer noch: ein Suchender. Er wirft das Sozialpädagogik-Studium, reist durch England, jobbt – und landet schließlich als Fahrer bei einem Lesezirkel. Genau das sollte der Wendepunkt werden. Denn rasch erkennen sie sein Verkaufstalent und holen ihn als Vertriebsmanager nach Hamburg. „Diese Erkenntnis zieht sich durch mein Leben“, sagt er, „ein gutes, authentisches Produkt müssen Sie stimmig und authentisch verkaufen. Auch in der Politik.“ © Stefan Arend
Auf der Reeperbahn taucht er in den 80-er Jahren ein in die schillernde Welt von Tingeltangel und Theater. Längst hat er beide Sphären – das Unternehmerische und das Künstlerische – zusammengefügt: Zuerst als Geschäftspartner seines Kabarettisten-Bruders Ludger („Doktor Stratmann“) im Essener Europahaus – und seit langem als Prinzipal von Mondpalast Wanne-Eickel und Revue Palast Herten. Heute darf er stolz sagen: „Ich zähle zu den erfolgreichsten Theaterunternehmern im Land.“

Der FDP gehört er seit Ende der 70er Jahre an – eine Partei, mit der er prägende Persönlichkeiten wie Heuss, Genscher und Baum verbindet. Das respektablen Sechs-Prozent-Ergebnis von der OB-Kandidatur 2009 möchte Christian Stratmann dieses Mal gerne wiederholen.

Die beiden Favoriten für die Stichwahl skizziert er als Berufspolitiker ohne Herzblut, er vermisst Risikobereitschaft und sagt: „Ich finde es dreist, wie mit der Stadt umgegangen wird, die nicht nur, aber auch ein Unternehmen ist.“ Ganz oben an stehen für ihn geordnete Stadtfinanzen. „Es geht um kreatives Sparen, nicht um Kaputtsparen.“ Der Liberale will ferner das Ehrenamt gestärkt sehen, er dringt auf mehr Investitionen in Bildung und die Stärkung der Kulturstadt Essen.

Christian Stratmann kocht gerne und feiert Karneval, er ist seit einem Jahr Nichtraucher („von 40 auf null“) und geht offen mit seiner geschlechtlichen Orientierung um. „Ryszard und ich haben vor drei Jahren geheiratet, das ist auch eine politische Aussage: Jeder soll so leben, wie er möchte.“ 

(Gerd Niewerth)
Auf der Reeperbahn taucht er in den 80-er Jahren ein in die schillernde Welt von Tingeltangel und Theater. Längst hat er beide Sphären – das Unternehmerische und das Künstlerische – zusammengefügt: Zuerst als Geschäftspartner seines Kabarettisten-Bruders Ludger („Doktor Stratmann“) im Essener Europahaus – und seit langem als Prinzipal von Mondpalast Wanne-Eickel und Revue Palast Herten. Heute darf er stolz sagen: „Ich zähle zu den erfolgreichsten Theaterunternehmern im Land.“ Der FDP gehört er seit Ende der 70er Jahre an – eine Partei, mit der er prägende Persönlichkeiten wie Heuss, Genscher und Baum verbindet. Das respektablen Sechs-Prozent-Ergebnis von der OB-Kandidatur 2009 möchte Christian Stratmann dieses Mal gerne wiederholen. Die beiden Favoriten für die Stichwahl skizziert er als Berufspolitiker ohne Herzblut, er vermisst Risikobereitschaft und sagt: „Ich finde es dreist, wie mit der Stadt umgegangen wird, die nicht nur, aber auch ein Unternehmen ist.“ Ganz oben an stehen für ihn geordnete Stadtfinanzen. „Es geht um kreatives Sparen, nicht um Kaputtsparen.“ Der Liberale will ferner das Ehrenamt gestärkt sehen, er dringt auf mehr Investitionen in Bildung und die Stärkung der Kulturstadt Essen. Christian Stratmann kocht gerne und feiert Karneval, er ist seit einem Jahr Nichtraucher („von 40 auf null“) und geht offen mit seiner geschlechtlichen Orientierung um. „Ryszard und ich haben vor drei Jahren geheiratet, das ist auch eine politische Aussage: Jeder soll so leben, wie er möchte.“ (Gerd Niewerth) © Stefan Arend
Wolfgang Freye (Die Linke), Werkzeugmacher, Geburtstahr 1954.

Wolfgang Freye wischt sich den Schweiß von der Stirn. 14 Minuten hat er mit dem Fahrrad gebraucht von seinem Arbeitsplatz bei Kennemetal Widia in Frohnhausen bis zur Geschäftsstelle der Linkspartei am Rande der City. Keine schlechte Zeit für einen, der die 60 gerade hinter sich hat. Aber als Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters strampelt er sich gerne ab.

Vor Jahren hätte Wolfgang Freye wohl noch einen Zahn zugelegt. Damals engagierte er sich am äußersten linken Rand des politischen Spektrums, war aktiv in kommunistischen Gruppen, die sich als Avantgarde der Revolution verstanden. Nur nahm die Öffentlichkeit kaum Notiz davon. Was Freyes politische Vita angeht, sollte sich daran mit seinem Eintritt in die PDS Anfang der 1990er Jahre nichts wesentlich ändern. Erst als diese mit der Wahlalternative für soziale Gerechtigkeit (WASG) im Jahr 2005 zur Linkspartei fusionierte, gewann auch Freye an Gewicht in der Essener Lokalpolitik. 

Einige, die ihn besser kennen, sagen, mit der Oberbürgermeister-Kandidatur sei er endgültig angekommen auf seinem langen Marsch. Freye sei eitel, was nicht ungewöhnlich ist für einen Politiker. An seiner neuen Rolle als OB-Kandidat findet er jedenfalls Gefallen wie auch an seinen Wahlplakaten mit dem Slogan: „Die erste Freye Wahl seit Jahren.“ Ein Wortspiel, das so mancher als misslungen empfinden dürfte, der sich Freyes frühe politische Vergangenheit vor Augen führt. Haben kommunistische Regime doch mit freien Wahlen nichts am Hut. „Man entwickelt sich“, sagt er selbst und will nicht von Jugendsünden sprechen. Nein, zurückzunehmen gibt es da nichts. „Ich war früher Sozialist und bin es heute.“ Nur das mit der revolutionären Avantgarde, das sehe er im Rückblick heute anders.
Wolfgang Freye (Die Linke), Werkzeugmacher, Geburtstahr 1954. Wolfgang Freye wischt sich den Schweiß von der Stirn. 14 Minuten hat er mit dem Fahrrad gebraucht von seinem Arbeitsplatz bei Kennemetal Widia in Frohnhausen bis zur Geschäftsstelle der Linkspartei am Rande der City. Keine schlechte Zeit für einen, der die 60 gerade hinter sich hat. Aber als Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters strampelt er sich gerne ab. Vor Jahren hätte Wolfgang Freye wohl noch einen Zahn zugelegt. Damals engagierte er sich am äußersten linken Rand des politischen Spektrums, war aktiv in kommunistischen Gruppen, die sich als Avantgarde der Revolution verstanden. Nur nahm die Öffentlichkeit kaum Notiz davon. Was Freyes politische Vita angeht, sollte sich daran mit seinem Eintritt in die PDS Anfang der 1990er Jahre nichts wesentlich ändern. Erst als diese mit der Wahlalternative für soziale Gerechtigkeit (WASG) im Jahr 2005 zur Linkspartei fusionierte, gewann auch Freye an Gewicht in der Essener Lokalpolitik. Einige, die ihn besser kennen, sagen, mit der Oberbürgermeister-Kandidatur sei er endgültig angekommen auf seinem langen Marsch. Freye sei eitel, was nicht ungewöhnlich ist für einen Politiker. An seiner neuen Rolle als OB-Kandidat findet er jedenfalls Gefallen wie auch an seinen Wahlplakaten mit dem Slogan: „Die erste Freye Wahl seit Jahren.“ Ein Wortspiel, das so mancher als misslungen empfinden dürfte, der sich Freyes frühe politische Vergangenheit vor Augen führt. Haben kommunistische Regime doch mit freien Wahlen nichts am Hut. „Man entwickelt sich“, sagt er selbst und will nicht von Jugendsünden sprechen. Nein, zurückzunehmen gibt es da nichts. „Ich war früher Sozialist und bin es heute.“ Nur das mit der revolutionären Avantgarde, das sehe er im Rückblick heute anders. © FUNKE Foto Services
Im eigenen Kreisverband geht Freye sehr wohl voraus. Ein ausgeprägter Machtanspruch wird ihm nachgesagt. Er selbst nennt seinen Stil kooperativ. Seit das Lager um den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Hans-Peter Leymann-Kurtz im linksinternen Streit endgültig die Fahne gestrichen hat, gibt Wolfgang Freye gemeinsam mit seiner Ehefrau Gabriele Giesecke, der Vorsitzenden der linken Ratsfraktion im Rat, die Richtung vor. Die Politik ist für den gelernten Werkzeugmacher und freigestellten Betriebsrat längst viel mehr als Hobby oder Berufung. Freye mischt nicht nur in der Essener Politik mit, im Regionalparlament des RVR führt er die Linksfraktion an. Dass er an der Werkbank stand, liegt mehr als ein Jahrzehnt zurück.

Freye will dafür streiten, dass „die tiefe soziale Spaltung der Stadt“ überwunden wird, will sich für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen einsetzen, für den Ausbau der Gesamtschulen und für einen guten und bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr. Und wenn er fordert, die Stadt dürfe nicht agieren „wie ein x-beliebiger Kapitalist“, spricht aus ihm ganz der Sozialist.

Es gehe ihm um die Schwachen, um jene, die am Rand der Gesellschaft stehen. Seine erste Amtshandlung als OB? „Ich würde mich dafür einsetzen, dass die Sanktionsmöglichkeiten der Job-Center gegen Hartz-IV-Empfängerabgeschafft werden.“ Von Klientelpolitik will Freye nicht sprechen, lieber von Menschenwürde. Dass er die Wahl gewinnt, ist kaum zu erwarten. Mit einem Ergebnis wie das der Linken bei der Kommunalwahl wäre er persönlich zufrieden. Da reichte es für 5,3 Prozent.  

(Marcus Schymiczek)
Im eigenen Kreisverband geht Freye sehr wohl voraus. Ein ausgeprägter Machtanspruch wird ihm nachgesagt. Er selbst nennt seinen Stil kooperativ. Seit das Lager um den ehemaligen Fraktionsvorsitzenden Hans-Peter Leymann-Kurtz im linksinternen Streit endgültig die Fahne gestrichen hat, gibt Wolfgang Freye gemeinsam mit seiner Ehefrau Gabriele Giesecke, der Vorsitzenden der linken Ratsfraktion im Rat, die Richtung vor. Die Politik ist für den gelernten Werkzeugmacher und freigestellten Betriebsrat längst viel mehr als Hobby oder Berufung. Freye mischt nicht nur in der Essener Politik mit, im Regionalparlament des RVR führt er die Linksfraktion an. Dass er an der Werkbank stand, liegt mehr als ein Jahrzehnt zurück. Freye will dafür streiten, dass „die tiefe soziale Spaltung der Stadt“ überwunden wird, will sich für eine menschenwürdige Unterbringung von Flüchtlingen einsetzen, für den Ausbau der Gesamtschulen und für einen guten und bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr. Und wenn er fordert, die Stadt dürfe nicht agieren „wie ein x-beliebiger Kapitalist“, spricht aus ihm ganz der Sozialist. Es gehe ihm um die Schwachen, um jene, die am Rand der Gesellschaft stehen. Seine erste Amtshandlung als OB? „Ich würde mich dafür einsetzen, dass die Sanktionsmöglichkeiten der Job-Center gegen Hartz-IV-Empfängerabgeschafft werden.“ Von Klientelpolitik will Freye nicht sprechen, lieber von Menschenwürde. Dass er die Wahl gewinnt, ist kaum zu erwarten. Mit einem Ergebnis wie das der Linken bei der Kommunalwahl wäre er persönlich zufrieden. Da reichte es für 5,3 Prozent. (Marcus Schymiczek) © Knut Vahlensieck
Jürgen Lukat (Die PARTEI), Geburtsjahr 1970, Diplom-Sozialarbeiter.

Jürgen Lukat ist jedes Mittel recht: „Für jede Paß-Stimme töten wir ein süßes Kaninchen“ – so steht es auf einem seiner Wahlplakate zu lesen. Wer ein Herz für Tiere hat, der lässt deshalb am 13. September besser den Lukat ran. Lukat, Mitte vierzig, Fan des FC Kray und von Beruf Sozialarbeiter bei der städtischen Jugendhilfe ist der personifizierte Gegenentwurf zu einem Politiker der alten Schule.
Jürgen Lukat (Die PARTEI), Geburtsjahr 1970, Diplom-Sozialarbeiter. Jürgen Lukat ist jedes Mittel recht: „Für jede Paß-Stimme töten wir ein süßes Kaninchen“ – so steht es auf einem seiner Wahlplakate zu lesen. Wer ein Herz für Tiere hat, der lässt deshalb am 13. September besser den Lukat ran. Lukat, Mitte vierzig, Fan des FC Kray und von Beruf Sozialarbeiter bei der städtischen Jugendhilfe ist der personifizierte Gegenentwurf zu einem Politiker der alten Schule. © Die PARTEI Essen
Ins Rennen geht er als Kandidat der (Satire- und Spaß-)Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative, kurz: Die PARTEI. Deren Programmatik muss man nicht allzu ernst nehmen, was mancher bedauern mag, verspricht Lukat doch Freibier für alle.
Lukat will nicht nur alle ansprechen, die gerne einen über den Durst trinken, sondern auch jene, die den etablierten Parteien mal den (satirischen) Spiegel vorhalten wollen. Bei der Kommunalwahl 2014 reichte es immerhin für 0,8 Prozent und damit für ein Ratsmandat. 

(Marcus Schymiczek)
Ins Rennen geht er als Kandidat der (Satire- und Spaß-)Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative, kurz: Die PARTEI. Deren Programmatik muss man nicht allzu ernst nehmen, was mancher bedauern mag, verspricht Lukat doch Freibier für alle. Lukat will nicht nur alle ansprechen, die gerne einen über den Durst trinken, sondern auch jene, die den etablierten Parteien mal den (satirischen) Spiegel vorhalten wollen. Bei der Kommunalwahl 2014 reichte es immerhin für 0,8 Prozent und damit für ein Ratsmandat. (Marcus Schymiczek) © Die PARTEI Essen
Tony-Xaver Fiedler (Pro NRW), Angestellter, Geburtsjahr 1989.

Tony-Xaver Fiedler ist ein strammer Rechtsaußen. In Frankfurt am Main war er bei den Republikanern aktiv. Weil es mit der einstigen Schönhuber-Partei nur stetig bergab ging, habe er sich Pro NRW angeschlossen.
Bei den Rechtspopulisten machte Fiedler schnell Karriere, seit Ende 2014 ist er Generalsekretär. Fiedler, Jahrgang 1989, stammt aus Thüringen und hat seinen Wohnsitz in Bonn. In Essen kandidiert er, weil ihn der 60 Köpfe zählende Kreisverband dazu aufgefordert habe. Das Ergebnis der Kommunalwahl von 2014, als Pro NRW 1,7 Prozent und damit zwei Sitze im Essener Rat gewann, will Fiedler bei der OB-Wahl bestätigen. Im Wahlkampf macht er Stimmung gegen Asylbewerber. Sein Slogan: „Asylwelle stoppen“ – als hätte der Oberbürgermeister darüber zu entscheiden. Als Fiedler mit einigen Getreuen jüngst unweit von Flüchtlingsunterkünften „Infostände mit Beschallungsanlagen“ aufbaute, war die Resonanz allerdings sehr überschaubar.  (Marcus Schymiczek)
Tony-Xaver Fiedler (Pro NRW), Angestellter, Geburtsjahr 1989. Tony-Xaver Fiedler ist ein strammer Rechtsaußen. In Frankfurt am Main war er bei den Republikanern aktiv. Weil es mit der einstigen Schönhuber-Partei nur stetig bergab ging, habe er sich Pro NRW angeschlossen. Bei den Rechtspopulisten machte Fiedler schnell Karriere, seit Ende 2014 ist er Generalsekretär. Fiedler, Jahrgang 1989, stammt aus Thüringen und hat seinen Wohnsitz in Bonn. In Essen kandidiert er, weil ihn der 60 Köpfe zählende Kreisverband dazu aufgefordert habe. Das Ergebnis der Kommunalwahl von 2014, als Pro NRW 1,7 Prozent und damit zwei Sitze im Essener Rat gewann, will Fiedler bei der OB-Wahl bestätigen. Im Wahlkampf macht er Stimmung gegen Asylbewerber. Sein Slogan: „Asylwelle stoppen“ – als hätte der Oberbürgermeister darüber zu entscheiden. Als Fiedler mit einigen Getreuen jüngst unweit von Flüchtlingsunterkünften „Infostände mit Beschallungsanlagen“ aufbaute, war die Resonanz allerdings sehr überschaubar. (Marcus Schymiczek) © Stefan Arend
Siw Mammitzsch (DKP), Diplom-Sozialwissenschaftlerin, Geburtsjahr 1977.

Es dürfte Leute geben, die sie sei für eine Ewiggestrige halten. Für eine, die nichts gelernt hat aus den Verhältnissen in der DDR, wo sie groß geworden ist. Zumindest was das persönlich Erlebte angeht, ist Siw Mammitzsch zu jung, um diesen Vorwurf gelten zu lassen. Als in Berlin die Mauer fiel, war sie zwölf. Bald darauf seien in ihrer Heimatstadt Leipzig die ersten Jugendzentren geschlossen worden – für die Heranwachsende offenbar eine einschneidende Erfahrung. Am kommenden Sonntag tritt Siw Mammitzsch (38) als Kandidatin der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) an.
Siw Mammitzsch (DKP), Diplom-Sozialwissenschaftlerin, Geburtsjahr 1977. Es dürfte Leute geben, die sie sei für eine Ewiggestrige halten. Für eine, die nichts gelernt hat aus den Verhältnissen in der DDR, wo sie groß geworden ist. Zumindest was das persönlich Erlebte angeht, ist Siw Mammitzsch zu jung, um diesen Vorwurf gelten zu lassen. Als in Berlin die Mauer fiel, war sie zwölf. Bald darauf seien in ihrer Heimatstadt Leipzig die ersten Jugendzentren geschlossen worden – für die Heranwachsende offenbar eine einschneidende Erfahrung. Am kommenden Sonntag tritt Siw Mammitzsch (38) als Kandidatin der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) an. © Kerstin Kokoska
Für die Splitterpartei am linken Rand des Spektrums ist die OB-Wahl eine willkommene Gelegenheit, um von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Mehr wohl auch nicht; bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr holte die DKP 0,3 Prozent der Stimmen. Gezwungenermaßen sieht die Partei ihre Rolle in der außerparlamentarischen Opposition. Siw Mammitzsch, verheiratet, Mutter von zwei Kindern, wohnhaft in Altenessen und im Hauptberuf Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft Essen, versteht sich als Sprachrohr jener in der Gesellschaft, die zu kurz kommen. Ihr wichtigstes Anliegen als OB-Kandidatin: auf die Kinderarmut aufmerksam machen. „Dagegen müsste viel mehr getan werden.“ 

(Marcus Schymiczek)
Für die Splitterpartei am linken Rand des Spektrums ist die OB-Wahl eine willkommene Gelegenheit, um von einer breiten Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Mehr wohl auch nicht; bei der Kommunalwahl im vergangenen Jahr holte die DKP 0,3 Prozent der Stimmen. Gezwungenermaßen sieht die Partei ihre Rolle in der außerparlamentarischen Opposition. Siw Mammitzsch, verheiratet, Mutter von zwei Kindern, wohnhaft in Altenessen und im Hauptberuf Geschäftsführerin der Mietergemeinschaft Essen, versteht sich als Sprachrohr jener in der Gesellschaft, die zu kurz kommen. Ihr wichtigstes Anliegen als OB-Kandidatin: auf die Kinderarmut aufmerksam machen. „Dagegen müsste viel mehr getan werden.“ (Marcus Schymiczek)
Anja Körber-Giovanelli, Einzelbewerberin, Hausfrau, Geburtsjahr 1970.

Dreiundzwanzig lange Jahre war sie in einer richtigen Partei, der FDP, und es kann kein sonderlich erquickliches Verhältnis gewesen sein, wenn man danach zu der Erkenntnis kommt, es wäre wohl besser, mal ganz allein auf weiter Flur eine Kandidatur zu wagen. Anja Körber-Giovanelli tut’s und setzt sich für G 9 und handyfreie Schulen ein, für eine regionale Krankenkasse und die Einführung einer Mietpreisbremse in Essen, für lokale projektgebundene Finanzprodukte und eine namhafte Biofleischerei, deren Namen wir hier aus nachvollziehbaren Neutralitätsgründen nicht nennen mögen. „Ich sehe mich als Dirigent und möchte dem bestehenden Orchester neue Töne entlocken“, schreibt die Hausfrau aus Haarzopf blumig auf ihrer Internetseite. Ob am Ende daraus sehr viel mehr werden kann als eine Einzelstimme ohne viel Echo, wird sich am Sonntag zeigen. (Wolfgang Kintscher)
Anja Körber-Giovanelli, Einzelbewerberin, Hausfrau, Geburtsjahr 1970. Dreiundzwanzig lange Jahre war sie in einer richtigen Partei, der FDP, und es kann kein sonderlich erquickliches Verhältnis gewesen sein, wenn man danach zu der Erkenntnis kommt, es wäre wohl besser, mal ganz allein auf weiter Flur eine Kandidatur zu wagen. Anja Körber-Giovanelli tut’s und setzt sich für G 9 und handyfreie Schulen ein, für eine regionale Krankenkasse und die Einführung einer Mietpreisbremse in Essen, für lokale projektgebundene Finanzprodukte und eine namhafte Biofleischerei, deren Namen wir hier aus nachvollziehbaren Neutralitätsgründen nicht nennen mögen. „Ich sehe mich als Dirigent und möchte dem bestehenden Orchester neue Töne entlocken“, schreibt die Hausfrau aus Haarzopf blumig auf ihrer Internetseite. Ob am Ende daraus sehr viel mehr werden kann als eine Einzelstimme ohne viel Echo, wird sich am Sonntag zeigen. (Wolfgang Kintscher) © Kerstin Kokoska
Sandra Ramona Lück (Partei Mensch Umwelt Tierschutz), Bürangestellte, Jahrgang 1974.

Vielleicht sollte man die Reihenfolge ihrer Kernthemen dann doch nicht allzu ernst nehmen. Denn wenn Sandra Lück, 40-jährige Mutter zweier Töchter und leitende Büroangestellte, auf das Hauptaugenmerk ihres Wahlprogramms zu sprechen kommt, dann steht an erster Stelle eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für freilaufende Katzen, auf dem zweiten Rang die Abschaffung der Hundesteuer und erst an dritter Position – der Ausbau des Flüchtlingsnetzwerkes. Immerhin, für Letztere stand sie erst jüngst bei der Gegendemo zum Pro NRW-Auftritt in der ersten Protestreihe und appellierte per Plakat: „Hupen gegen Nazis“. Es gehe darum, so formuliert Lück,  Menschen- und Tierrechte zusammenzufügen, statt nur ein Wirtschaftsfreundliches Programm für die Stadt zu fahren. Sie wisse sich da einig mit den Bedürfnissen und Wünschen der Bürger. (Wolfgang Kintscher)
Sandra Ramona Lück (Partei Mensch Umwelt Tierschutz), Bürangestellte, Jahrgang 1974. Vielleicht sollte man die Reihenfolge ihrer Kernthemen dann doch nicht allzu ernst nehmen. Denn wenn Sandra Lück, 40-jährige Mutter zweier Töchter und leitende Büroangestellte, auf das Hauptaugenmerk ihres Wahlprogramms zu sprechen kommt, dann steht an erster Stelle eine Kastrations- und Kennzeichnungspflicht für freilaufende Katzen, auf dem zweiten Rang die Abschaffung der Hundesteuer und erst an dritter Position – der Ausbau des Flüchtlingsnetzwerkes. Immerhin, für Letztere stand sie erst jüngst bei der Gegendemo zum Pro NRW-Auftritt in der ersten Protestreihe und appellierte per Plakat: „Hupen gegen Nazis“. Es gehe darum, so formuliert Lück, Menschen- und Tierrechte zusammenzufügen, statt nur ein Wirtschaftsfreundliches Programm für die Stadt zu fahren. Sie wisse sich da einig mit den Bedürfnissen und Wünschen der Bürger. (Wolfgang Kintscher) © Kerstin Kokoska
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Wer kandidiert?

Zehn Bewerber treten an: Reinhard Paß (SPD), Thomas Kufen (CDU), Gönül Eglence (Grüne), Chirstian Stratmann (FDP), Wolfgang Freye (Linke), Siw Mammitzsch (DKP), Tony-Xaver Fiedler (Pro NRW), Jürgen Lukat (Die Partei), Anja Körber Giovannelli (parteilos) und Sandra Lück (Tierschutzpartei).

2009 genügte - anders als jetzt - die einfache Mehrheit bereits im ersten Wahlgang. Reinhard Paß gewann die Wahl mit 46,1 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Wie viele Bürger sind wahlberechtigt?

Insgesamt 458.312 Bürger sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben (Stand gestern). Wie viele es am Ende sein werden, steht erst fest, wenn das Wählerverzeichnis am Freitag um 18 Uhr geschlossen wird.

Wie viele Briefwähler gibt es?

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Rund 47.000 Wahlberechtigte haben Briefwahl beantragt. Dies deutet daraufhin, dass die Wahlbeteiligung niedriger sein dürfte als bei der Wahl 2009; da waren es rund 52.000 Briefwähler. Die Wahlbeteiligung lag bei 47,3 Prozent.

Was passiert im Fall verlorener Briefwahlunterlagen?

Das Wahlamt stellt neue Briefwahlunterlagen aus. Die bereits verschickten Unterlagen werden im Wahlverzeichnis für ungültig erklärt und als solche dort vermerkt, was aktuell bislang in etwa 80 Fällen geschehen sei. Diese Zahl bewege sich „im üblichen Rahmen“.

Wo können Wähler ihre Stimme abgeben?

Im Wahlamt am Kopstadtplatz 10 am heutigen Donnerstag bis 16 Uhr, am Freitag bis 18 Uhr. Briefwahlunterlagen können noch am Sonntag bis 16 Uhr in die Briefkästen am Wahlamt und am Rathaus eingeworfen werden.

DemokratieAm Sonntag sind die Wahllokale von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Wo gibt es Informationen zur Auszählung aus erster Hand?

Im Internet. Unter der Adresse www.essen.de/wahlen informiert die Stadt über die Wahlbeteiligung und den Stand der Auszählung. Um etwa 20 Uhr dürften die letzten Stimmen ausgezählt sein.

Wer gewinnt?

Wer Sonntag mehr als 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erhält, wird Oberbürgermeister. Gelingt dies keinem der Kandidaten, kommt es am 27. September zur Stichwahl zwischen den zwei Bewerbern mit den meisten Stimmen.

Die Essener OB-Kandidaten bei Abgeordnetenwatch: