Essen. Auch 2015 ist die Nachfrage nach Eigentum ungebrochen. Vor allem Neubauten sind rar und somit schnell verkauft.
Der Wunsch nach der großen Penthouse-Wohnung war zwar gestern. Aber die Essener suchen umso mehr nach bezahlbaren Eigentumswohnungen oder Einfamilienhäusern. Auch dieses Jahr wird wieder ein hervorragendes Immobilienjahr werden, da sind sich die Experten der Sparkasse bereits einig.
Über 16.000 Immobilien haben in Essen in den vergangenen fünf Jahren den Besitzer gewechselt. Für 3,6 Milliarden Euro. Auch wenn 2015 das Rekordjahr 2014 nicht toppen wird, so wird es mit voraussichtlich 3500 Verkäufen doch wieder eines der besten der vergangenen Jahre werden. Die niedrigen Zinsen befeuern die Jagd nach dem Betongold. Und es sieht nicht danach aus, dass sich das schnell ändert. Sparkassen-Vorstand Volker Behr geht davon aus, dass die langfristigen Bauzinsen auf Jahressicht maximal um 0,5 Prozent steigen werden.
Bauträger müssen sich also keine Sorgen machen, ob sie ihre Häuser und Eigentumswohnungen an den Mann bringen. Zumal mittlerweile auch in Essen immer mehr Anleger nach Wohnungen suchen, um sie anschließend zu vermieten.
Viel zu wenige Einfamilienhäuser
Bestes Beispiel für die hohe Nachfrage ist das Wohnbauprojekt Rü Nuvo an der Veronikastraße in Rüttenscheid. 54 der 56 Eigentumswohnungen dort seien schon verkauft, die Notarverträge abgeschlossen, wie Günter Bergmann, Leiter des Immobiliencenters der Sparkasse berichtet. Insgesamt 311 Objekte haben Bergmann und sein Immobilienteam dieses Jahr schon verkauft. Am Ende des Jahres könnten es vielleicht 470 sein – was ein Plus von zehn Prozent wäre.
Bergmann könnte noch viel mehr Geschäft machen, 6000 Kunden stünden auf seiner Vormerkliste, die nicht kürzer werde. Viele wollen jedoch ein Einfamilienhaus, von denen es in Essen aber viel zu wenige gebe. So manch einer muss, wenn er sich den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen will, daher mit einem Haus älteren Baujahrs Vorlieb nehmen oder mit einer Eigentumswohnung.
Grundstückspreise galoppieren
Immerhin 16 neue Häuser kann Bergmann demnächst in seinen Bauchladen packen. Der Bochumer Bauträger Markus-Bau wird ab 2016 ein neues Wohngebiet in Überruhr errichten und zusammen mit der Sparkasse vermarkten. An der Langenberger Straße entstehen neben Reihenhäusern und Bungalows auch 46 Eigentumswohnungen. Auf der Immobilienmesse der Sparkasse am kommenden Wochenende, 12. und 13. September, wird das 18-Millionen-Projekt erstmals vorgestellt.
Dass in Essen kaum Häuser gebaut werden, liegt vor allem an den galoppierenden Grundstückspreisen: Denn Baugrundstücke sind rar. Nur mit einem guten Netzwerk und der Fähigkeit, „früh das Gras wachsen zu hören“ , komme man an die begehrten Flächen, sagt Karsten Koch, Geschäftsführer der Markus-Bau GmbH. Jedes Grundstück sei umkämpft. „Die Preise werden dadurch hochgejubelt“, so Koch.
Sättigung bei Penthouse-Wohnungen
Das und steigende Baukosten führten dazu, dass Bauträger viele Wohneinheiten auf den Grundstücken unterbringen wollen. Häuser dagegen würden entsprechend teuer werden und für viele so unerschwinglich. Wie Koch an das ehemalige Grundstück des Ruhrverbandes in Überruhr gekommen ist, wollte er freilich nicht verraten. Allerdings habe man sich bewusst dafür entschieden, die Fläche nicht zuzupflastern und dennoch bezahlbare Preise von unter 3000 Euro für den Quadratmeter anzubieten.
Derweil führt der anhaltende Immobilienboom aus Sicht der Sparkasse nicht zu steigenden Preisen auf breiter Front. „Wir beurteilen die Preisentwicklung in den meisten Segmenten als stabil“, so Behr. Für Neubauten müssten Essener im Schnitt zwischen 2700 und 3000 Euro pro Quadratmeter einplanen – in begehrten Lagen wie Rüttenscheid könnten es auch 3300 bis 3500 sein. Quadratmeterpreise von 5000 Euro und darüber im Süden seien dagegen absolute Ausreißer in Top-Lagen. Auch bei gebrauchten Häusern seien die Preise recht stabil. Je nach Alter, Qualität und Lage müssen Interessenten mit 1500 Euro für den Quadratmeter kalkulieren. Bei den erwähnten Penthouse-Wohnungen gibt es dagegen eine „gewisse Sättigung“, sagt Behr. Zuletzt habe man länger gebraucht, Käufer für solche Objekte zu finden.„Daraus haben wir gelernt.“