Essen-Rüttenscheid.. Bis zu 1000 neue Wohnungen entstehen in den nächsten Jahren in Rüttenscheid. Die wachsende Beliebtheit bringt dabei höhere Preise mit sich.
Bis zu 1000 Wohnungen werden in den nächsten Jahren in Rüttenscheid entstehen – eine Entwicklung, die die Bewohner des Stadtteils umtreibt. So war der kommunalpolitische Abend der Rüttenscheider CDU wohl so gut besucht wie nie zuvor: Hans-Jürgen Best gab als Chef des Stadtplanungsabends einen konkreten Einblick in die Entwicklung der nächsten Jahre – vor mehr als 90 Besuchern, die zum Teil mit einem Stehplatz vorlieb nehmen mussten.
Wie beliebt Rüttenscheid zum Wohnen sei, bewiesen nicht zuletzt ein erkennbarer Einwohnerzuwachs, eine geringe Leerstandsquote und Kennzahlen des Internetportals „Immoscout“, wo bevorzugt Immobilienangebote in Rüttenscheid gesucht würden, führte Best aus. Entsprechend stiegen auch die Kaufpreise deutlich an: Wer im Jahr 2008 in Rüttenscheid ein Haus kaufte, zahlte im Schnitt 1500 Euro pro Quadratmeter – 2014 waren es bereits satte 2000 Euro. Zum Vergleich: Der stadtweite Durchschnittspreis von 1400 Euro hat sich in dieser Zeit kaum verändert.
2400 Einwohner je Quadratkilometer
Sorgen mancher Zuhörer, der Stadtteil würde so noch dichter besiedelt und lasse kaum noch Platz zum Atmen, zerstreute Best: „Zum einen entstehen die meisten Projekte auf Flächen, die ohnehin bereits bebaut sind – wie etwa auf dem ehemaligen Speditionsgelände Pass & Cie, der Fabricca Italiana oder der ehemaligen Pädagogischen Hochschule. Zum anderen denke ich nicht, dass es einen Zusammenhang zwischen Wohlfühlen und Einwohnerdichte gibt“, sagte Best. In Rüttenscheid kämen 2400 Einwohner auf den Quadratkilometer, in München seien es zum Vergleich 4000 Menschen auf der gleichen Fläche.
Bei der Fülle an Neubauprojekten dürfte diese Kennzahl zumindest in Rüttenscheid in den nächsten Jahren leicht nach oben korrigiert werden. Gefragt seien vor allem Wohnungen in einer Größe von 80 bis 120 Quadratmetern sowie Lofts im Luxussegment mit 200 Quadratmetern und mehr. Diese Nachfrage soll nach Wunsch von Hans-Jürgen Best möglichst schnell befriedigt werden. Er sei optimistisch, dass ein Großteil der Bebauungspläne zügig auf den Weg gebracht werden könne. „Die Kanalarbeiten im Walpurgistal liegen im Zeitplan und sind nach jetzigem Stand Ende 2017 abgeschlossen. Das für Neubauten geforderte Abwasserbeseitigungskonzept wäre also erfüllt, mit dem Bau könnte bald begonnen werden“, sagte Best. Ob die gleichzeitige Vermarktung so vieler Wohnungen aber auch im Sinne der Investoren sei, stehe auf einem anderen Blatt.
35 neue Wohnungen an der Herthastraße
Wie viele andere Investoren steht auch die Düsseldorfer Viantis AG, eine hundertprozentige Tochter der Spardabank West, in den Startlöchern, um mit dem Neubauprojekt „Rüttenscheider Gärten“ zu beginnen. Realisiert werden soll es auf der 5000 Quadratmeter großen Fläche des ehemaligen Baustoffhandels Kircher & Osterhoff an der Herthastraße, deren Eigentümerin die Viantis ist. Rund 35 Wohnungen sollen dort entstehen.
In einem städteplanerischen Wettbewerb war ursprünglich auch das benachbarte Areal an der Gummertstraße in dem Siegerentwurf des Architekturbüros SOP vorgesehen. Eigentümerin dieser Fläche ist die Immeo Wohnungsbaugesellschaft. Diese Pläne hatten für massiven Protest der Mieter gesorgt, die dort nach wie vor in den einstigen Krupp-Häusern leben. Ob die Immeo ihrerseits die Pläne weiterverfolgen will, ist ungewiss. Unabhängig davon würde die Viantis gern zügig beginnen, wie Vertriebsleiter Frank Tebbe ausführt: „Rüttenscheid braucht all diese Wohnungen, da die Nachfrage so groß ist. Bei uns melden sich auch Interessenten aus Düsseldorf, die den Stadtteil zum Wohnen für sich entdeckt haben.“ Damit würde die Viantis das Projekt Rüttenscheider Höfe fortsetzen, das sie im Jahr 2010 zwischen Hertha- und Ursulastraße umsetzte.