Essen. . Sternekoch Nelson Müller macht nach seinem Ausstieg aus dem Wallberg Ernst und hat Klage gegen die städtische GVE eingereicht.
Während die Philharmoniker nach der Sommer-Spielpause demnächst wieder zu ihren Sinfoniekonzerten in den Alfried Krupp Saal einladen, sind nebenan im Restaurant Wallberg immer noch Dissonanzen zu hören. Nach dem Ausstieg des Sterne-Kochs Nelson Müller Ende März ist an eine Wiedereröffnung der Gastronomie weiter nicht zu denken. Auch für Nelson Müller selbst klingt das kurze Gastspiel im Wallberg immer noch nach einem Klagelied.
„Wir gehen davon aus, dass wir bis Ende des Jahres eine Betreiberlösung haben“, sagte die zuständige Baudezernentin Simone Raskob. Die städtische Grundstücks-Verwaltung Essen GmbH (GVE) arbeitet noch an einem neuen Nutzungskonzept. Einfach ist das nicht. Das Problem: Derzeit wird die Gastronomie vor allem durch den Kulturbetrieb im Hause gesteuert. „Wenn diese Abhängigkeit bleibt, dann wird es für jeden Betreiber schwierig“, sagt GVE-Chef Dirk Miklikowski.
Kein Ja-Wort in der Philharmonie
Er wirbt dafür, sich für die neue Strategie Zeit zu nehmen. „Zwei Anläufe, die Gastronomie ans Laufen zu bringen, sind grandios gescheitert. Der nächste Wurf muss sitzen“, sagt Miklikowski und kündigt ein Konzept frühestens für Oktober an. Unabhängig davon, wie das aussehen wird, stellt Raskob klar: Die Stadt als Verpächter werde kein Geld ins Wallberg stecken.
Auch die FDP umreißt bisherige Probleme, die künftig anders laufen müssten: „Wenn es für einen Gastronomen die Möglichkeit gibt, in unmittelbarer Nähe zu seinem Restaurant Veranstaltungssäle für Hochzeiten oder Firmen-Events zu nutzen, dann müssen diese ihm einfach und unbürokratisch zu Verfügung stehen. Es kann nicht angehen, dass zum Austausch einer Glühbirne ein städtischer Techniker gerufen werden muss“, meint OB-Kandidat Stratmann. Indes: Eine Außenstelle des Standesamts in der Philharmonie, mit der dem Wallberg zusätzliche Gäste ins Haus gespült werden sollen, wird es wohl nicht geben. Die Stadt hat bereits auf die hohen Kosten hingewiesen, die eine solche Außenstelle verursacht.
Apropos Kosten: Nelson Müller und die GVE könnten sich demnächst vor Gericht treffen. Müller will von der GVE Geld zurück und hat Klage beim Landgericht eingereicht. Er beruft sich dabei auf einen Nebenvertrag, den er mit dem alten GVE-Geschäftsführer Andreas Hillebrand abgeschlossen hatte. Demnach soll die GVE für alle Schäden aufkommen, die Müller durch das Nichtzustandekommen des Pachtvertrages entstanden sind. Nach Informationen dieser Zeitung versucht Müller per Gericht eine fünfstellige Summe von der GVE einzutreiben.
Allein aus den Arbeitsgerichtsprozessen dürfte für Müller eine größere Summe zusammengekommen sein. 21 ehemalige Wallberg-Mitarbeiter hatten gegen ihre Kündigung geklagt. Zehn Verfahren sind abgeschlossen. In allen zehn stellte das Gericht fest, dass die Kündigungen zwar wirksam sind, allerdings musste Müller in einigen Fällen längere Kündigungsfristen einhalten und somit länger Lohn zahlen.
Essen und Trinken Erledigt ist die Sache für den Sternekoch damit noch lange nicht: Zehn Kündigungsklagen gegen ihn hat das Arbeitsgericht ausgesetzt. Die betroffenen Mitarbeiter hatten nämlich auch Müllers Vorgänger, die Wolff-Gruppe, verklagt. Diese Verfahren könnten noch bis vors Bundesarbeitsgericht gehen und noch ein, zwei Jahre dauern. Solange muss auch Müller warten, bis er einen Schlussstrich unter das Kapitel Wallberg setzen kann.