Essen/Düsseldorf. Am 30. August 1965 wurden die Weichen für die S-Bahn in NRW gestellt. 1967 ging die S 6 als erste Linie an den Start. Von Raucherwagen und Wendezügen.
Am 30. August 1965 wurden die Weichen für die S-Bahn an Rhein und Ruhr gestellt: NRW-Ministerpräsident Franz Meyers unterzeichnete ein Rahmenabkommen, um den Schienen-Nahverkehr in der Metropolregion zu verbessern und die Straßen zu entlasten. Der Plan: S-Bahnen sollten auf eigenen Strecken unabhängig vom Fern- und Güterverkehr schnell und mit einem festen Takt-Fahrplan die Städte der Region verbinden.
1967 nahm die heutige S 6 als erste S-Bahn-Linie Fahrt auf
Nach Abschluss des Rahmenabkommens musste ab 1965 zunächst der Ausbau der Linien und deren Finanzierung geklärt werden, danach erst wurde gebaut: Die erste S-Bahn konnte ihre Jungfernfahrt im September 1967 zwischen Düsseldorf-Garath und Ratingen Ost absolvieren. Heute ist die Linie, die inzwischen von Köln bis Essen reicht, als S 6 bekannt. In den Sechzigern benötigte sie noch keine Nummer: Sie war die einzige S-Bahn in der Region. Auf der Strecke der S 6 setzte die Bahn bis Ende 2014 die letzten x-Wagen sowie E-Loks der Baureihe 143 im S-Bahn-Verkehr ein - zur Freude vieler Einsebahnromantiker und Lokführer, oft zum Leidwesen der Fahrgäste: Die zuletzt sehr anfälligen Loks waren noch in der DDR gebaut worden und hier ab 1990 im Einsatz. Der „S-Bahn-Wendezug Rhein-Ruhr“ wurde im Dezember 2014 durch moderne Elektrotriebwagen (ET 422) ersetzt. Von 1979 bis 1990 wurden die Wendezüge an Rhein und Ruhr vor allem mit E-Loks der Baureihe 111 angetrieben.
50 Jahre S-Bahn Rhein-Ruhr
In den Siebzigern starteten gleich vier weitere Linien: Die S 1 von Duisburg-Großenbaum nach Bochum und die S 3 von Oberhausen nach Hattingen wurden 1974 eingeweiht. 1975 folgten die S 11 von Bergisch Gladbach nach Köln Chorweiler Nord und die S 7 von Düsseldorf bis zum Düsseldorfer Flughafen. Zum Einsatz kamen vor allem Elektrotriebzüge des Typs ET 420 in Orange-Weiß. Die neuartigen, spurtstarken Fahrzeuge wurden als technische Revolution gefeiert. Sie bestanden aus drei Fahrzeugteilen: zwei Endwagen und einem Mittelwagen. Die Möglichkeit, von einem Wagen in den nächsten zu wechseln, gab es noch nicht.
Raucherwagen und Nachlösewagen
Nicht nur äußerlich unterschieden sich die damaligen Züge von den aktuellen Elektrotriebwagen: Jede S-Bahn verfügte über einen Raucherwagen, der in der Regel sehr gut besucht war. Reger Betrieb herrschte zudem in den Nachlösewagen in der Zugmitte. Wer keinen Fahrschein hatte, musste sich dort einfinden und konnte beim Schaffner ein Ticket nachkaufen.
Heute gilt das S-Bahn-System Rhein-Ruhr mit einer Gesamtlänge von 650 Kilometern als größtes S-Bahn-Netz Deutschlands. Das Gesamtnetz von „S-Bahn Rhein-Ruhr“ und „S-Bahn Köln“ besteht aus 13 Linien, die von DB Regio NRW betrieben werden. Zwei von ihnen, die S 6 und S11, verbinden die Räume von Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS). Zum Netz gehören außerdem zwei Diesel-S-Bahnen (S 7 und 28), auf denen die Züge der Unternehmen Abellio und Regiobahn unterwegs sind.
Die Fahrgastzahlen der letzten Jahre zeigen, wie wichtig die S-Bahn für die Region geworden ist: Den größten Zuwachs verzeichnete im Jahr 2014 die S-Bahn Köln. Auf den Linien S 11, S 12 und S 13 waren rund fünf Prozent mehr Fahrgäste unterwegs als im Vorjahr. Insgesamt nutzten mehr als 54 Millionen Menschen das S-Bahn-Angebot rund um die Millionenstadt am Rhein.
130 Millionen S-Bahn-Passagiere im VRR
Im VRR-Gebiet sind die Fahrgastzahlen seit 2010 kontinuierlich um mehr als elf Prozent gestiegen: Nutzten vor fünf Jahren noch 116 Millionen Menschen die S-Bahnen im VRR. beförderte DB Regio NRW 2014 etwa 130 Millionen Fahrgäste. Allein für die S-Bahn Rhein-Ruhr sind nach Angaben der Bahn etwa 860 Mitarbeiter im Einsatz, darunter Triebwagenführer, Sicherheitskräfte, Werkstattmitarbeiter, Fahrzeugingenieure, Leitstellen- oder Verwaltungsmitarbeiter.