Essen. Bei den „Theater-Häppchen“ präsentieren 14 Bühnen Kostproben ihrer aktuellen Programme. Das Schauspiel Essen übernimmt erstmals die Gastgeber-Rolle

Süßes oder Saures? Die klassische Halloween-Frage wird in der Casa des Schauspiel Essen am Sonntag, 6. September, einfach mal künstlerisch vorweggenommen. Die „Theater-Häppchen“, die 14 Bühnen an diesem Tag servieren, präsentieren nämlich die ganze Vielfalt des reichen Essener Kulturangebots. Auf Plakat und Flyer, die ab sofort stadtweit werben, reicht die Bandbreite von Buttercremetorte bis Heringshappen. Auf der Bühne gibt es Krimi und Komödie, Seniorentheater und Kinderbühnenprogramme. In vier Vorstellungs-Blöcken werden aktuelle und beliebte Produktionen in jeweils 15-minütigen Häppchen vorgestellt.

Schon zum fünften Mal schließen sich die Bühnen vom Theater Courage bis zur Essener Volksbühne, vom Theater Thesth bis zur Rü Bühne, vom Theater im Rathaus bis zum Theater Freudenhaus zusammen und geben damit einen gemeinsamen Vorgeschmack auf die neue Spielzeit. Für Kerstin Plewa-Brodam, die das Projekt mit der Studio-Bühne von Anfang an begleitet hat, war diese nicht alltägliche Kooperation „ein großer Sprung“. Statt sich abzuschotten und nur auf das eigene Ziel-Publikum zu schielen, trat man 2009 erstmals gemeinsam auf die Bühne. Seither ist die Angst vor der Konkurrenz eher der Erkenntnis gewichen, dass der offene Austausch nicht nur künstlerischen Gewinn bringt und jedes Haus ohnehin über ein ganz unterschiedliches Kernpublikum verfügt.

Essens freie Szene im Stadttheater hochwillkommen

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„Wir sind zwar Konkurrenten auf dem Markt, wir nehmen uns aber die Kundschaft nicht weg. Wir decken zusammen einfach nur eine wahnsinnige Bandbreite ab, das macht die Stadt reich“, sagt Schauspiel-Intendant Christian Tombeil, der die Casa diesmal als Vorstellungsort zur Verfügung stellt und den Tag auch moderieren wird.

Neben dem Kulturbüro, das das Projekt finanziell unterstützt, hilft das Schauspiel Essen, wo es kann. Mit Licht, Technik, Ausstattung und der selbstverständlichen Geste, dass Essens freie Szene im subventionierten Stadttheater hochwillkommen ist, „ein gutes Gefühl“, freut sich nicht nur Petra Broszeit vom Kleinen Theater am Gänsemarkt.

Eine echte Theaterstadt

Für Kulturdezernent Andreas Bomheuer sind die „Theater-Häppchen“ damit Beweis, dass Essen eben nicht nur ein renommiertes Stadttheater hat, sondern eine echte Theaterstadt ist, wo die „Milieu-Kokons, die jedes Haus umgeben, immer durchlässiger“ würden. Theater gemacht wird dabei im Norden wie im Süden, von vielen hoch ambitionierten, meist ehrenamtlich-engagierten Theater-Amateuren, die von Borbeck bis Burgaltendorf, von Frohnhausen bis Freisenbruch dafür sorgen, dass Kreativität in praktisch jeder Nische wachsen kann. Sogar im winzigen Souterrain des vielleicht kleinsten Essener Theaters an der Frankenstraße, „der leere Raum“.