Essen. Mit Waffe und schusssicherer Weste: Das Essener Handwerk beschwert sich über die Art, wie Zollbeamte selbst in Friseurläden und Bäckereien auftreten.
Es ist eine fast irrwitzige Folge des neuen Mindestlohngesetzes, die dem Essener Handwerk allerdings die Sorgenfalten auf die Stirn treibt: Die zuständigen Zollbeamten treten bei ihren Kontrollen offenbar sehr resolut auf – in schusssicheren Westen und die Dienstwaffen sichtbar am Gürtel. Was auf Baustellen immer schon an der Tagesordnung war und dort niemanden wirklich verwunderte oder gar aufregte, findet so jetzt auch in Friseurläden oder beim Bäcker um die Ecke statt.
In den Augen des Essener Handwerks ist dies an solchen Orten aber völlig fehl am Platze. Gerd Peters, Kreishandwerksmeister, fragt daher, ob solch ein „martialischer Aufzug“ denn überhaupt sein müsse – besonders in Geschäftsräumen, wo sich auch Kunden und Publikum aufhalten. „Kunden machen sich dann sicher vorschnell ihre Gedanken“, sagt Peters, selbst wenn die Zollbeamten ganz ohne Verdacht auf Verstöße in dem Geschäft auftauchen würden.
Verständnis für die Befindlichkeiten der Unternehmen zeigen
Noch ist Gerd Peters zwar kein konkreter Fall aus Essen bekannt, allerdings hätten sich Handwerker schon besorgt an die Kreishandwerkerschaft gewandt, weil sie diese Art der Kontrollen für geschäftsschädigend halten. Ähnliche Vorfälle in anderen Städten hatten die Essener alarmiert.
Peters betont, dass die Handwerker die Mindestlohn-Kontrollen für richtig und notwendig halten. Schließlich habe man großes Interesse daran, dass sich alle gleichermaßen an die neuen Spielregeln halten. „Aber kann der Zoll nicht auch in zivil kontrollieren – gerade in sensiblen Bereichen?“, fragt Peters. Auch müssten die Beamten nicht gerade mit dem Dienstwagen direkt vor der Tür parken. Es gehe den Handwerkern lediglich darum, dass der Zoll etwas „Feingefühl an den Tag legt und Verständnis für die Befindlichkeiten der Unternehmen zeigt“.
Finanzkontrolle Schwarzarbeit täglich unterwegs
Im Hauptzollamt Duisburg, das auch für Essen zuständig ist, hat man durchaus Verständnis für den Kummer der Unternehmen. „Wenn Kollegen die Geschäftsräume betreten, kann das natürlich für Irritationen sorgen und auch die Kunden verunsichern“, sagt Sprecherin Susanne Neuhoff. Was am Bau aber seit Jahren Usus ist, sei für viele Firmen nun neu und ungewohnt. Allerdings sei die grüne Uniform nun mal die Dienstkleidung der Kollegen. „Die Polizei kontrolliert den Verkehr ja auch in ihrer Uniform“, meint Neuhoff. Die schusssichere Weste und die Dienstwaffe der Zollbeamten gehörten zudem zu den Eigensicherungsvorschriften. Allerdings räumt Neuhoff ein, dass Kollegen in Abwägung der Gefahrensituation durchaus auch in Zivil kontrollieren würden.
Wie viele Kontrollen des Zolls es seit Einführung des Mindestlohnes in Essen schon gab, konnte Neuhoff nicht sagen. Die Kollegen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit seien aber täglich unterwegs.