Essen. . Im Haus der Evangelischen Kirche arbeiten seit sieben Jahren Jugendliche, die benachteiligt sind. Die Popularität des Restaurants steigt stetig

Lange schien die Rechnung aufzugehen – soziale Taten mit einem gastronomischen Konzept zu verbinden. Das Café „Lernbar“ in der VHS funktionierte neun Jahre, jetzt ist das Ende angekündigt. Und das Restaurant „Church“ im Haus der Evangelischen Kirche, das seit Jahren steigende Umsatzzahlen vermeldet, benötigt trotzdem Hilfe, um dauerhaft wirtschaftlich arbeiten zu können.

„Es sind Praktikanten von Förderschulen, die zu uns kommen“, berichtet Restaurantleiter Maximilian Loeven, „oder Jugendliche, die Sozialstunden ableisten müssen.“ Aus Probe-Arbeiten von jungen Leuten, die oft nie zuvor einer ernsthaften Beschäftigung nachgegangen sind, wird nicht selten ein echtes Ausbildungsverhältnis – seit sieben Jahren gibt es das „Church“ am III. Hagen in der City, gleich neben der Sparkasse. Damals zog die Evangelische Kirche vom Hochhaus am Kennedyplatz (heute „Kennedy-Tower“) ins ehemalige Finanzamt-Nord, es liegt an der Westseite vom Salzmarkt. Im Erdgeschoss startete man den Versuch, Jugendliche aus schwierigen Verhältnissen eine Chance zu geben. Das lief nicht immer reibungsfrei, und wenn ein junger Kellner, geistig womöglich mit leichten Behinderungen ausgestattet, nicht ganz formvollendet serviert, dann soll das zwar so nicht sein, gehört aber irgendwie auch zum Konzept.

Mittagstisch erfreut sich wachsender Beliebtheit

Wie auch immer: Seit drei Jahren, als man der Küche einen Neustart verschrieb, steigen die Umsatzzahlen rasant. Der Mittagstisch, frisch, regional und immer rund um die zehn Euro, erfreut sich wachsender Beliebtheit. Blattsalate mit gebratener Kalbsleber, krossem Speck & Trauben für 9,90 Euro oder Gnocchi mit frischen Waldpilzen für 7,90 Euro - sowas findet Fans. „Mitarbeiter der umliegenden Banken, Versicherungen und Arztpraxen kommen immer öfter“, sagt Loeven. „Wir machen auch Catering, das könnte sich noch stärker herumsprechen.“ Kunden loben das angenehme Ambiente und die Qualität der Gerichte. Doch der Betreiber, das Diakoniewerk, hat ein Problem: „Fördermittel, die es früher für die Beschäftigung von Jugendlichen mit Benachteiligungen gab, sind ausgelaufen“, berichtet Volker Schöler, Geschäftsbereichsleiter des Diakoniewerks. „Vor allem im Jahr 2012 wurden viele Maßnahmen gestrichen.“ Fünf Azubis und acht Mitarbeiter sind im Moment im „Church“ angestellt, das Bistro war oft Sprungbrett für viele Jugendliche, die später echte Küchen-Profis in namhaften Läden wurden. „Und das“, findet Schöler, „sollte auch so weitergehen.“