Essen. Um rund 500.000 Euro betrog eine Essener Buchhalterin ihre Firma. Vor Gericht nennt die 46-Jährige ihre Drogensucht als Motiv für den Betrug.

Luxuriös will sie nicht gelebt haben. Als Motiv für ihren langjährigen Betrug gibt sie vielmehr die Geldnot aus ihrer Drogensucht an. Deshalb habe sie ihren Arbeitgeber in fünf Jahren um rund 500.000 Euro betrogen, sagt die 46-Jährige am Dienstag vor der I. Strafkammer.

Bis zu diesem Geständnis war es ein weiter Weg. Denn im Ermittlungsverfahren hatte die Borbecker Buchhalterin noch behauptet, das Geld nicht für sich abgezweigt zu haben, sondern für die Chefs des Familienunternehmens, von denen der Senior mittlerweile verstorben ist.

In der kleinen Firma aus der Branche für Fleischereibedarf saß sie an der Quelle. Laut Anklage erstellte sie zwischen April 2008 und Oktober 2012 Scheinrechnungen eines fremden Unternehmens und ließ das Geld über eine Art doppelte Buchführung auf ihr eigenes Konto überweisen. Mit 182 Überweisungen kamen so 477.000 Euro zusammen.

„Es ist meine Schuld“

„Es ist meine Schuld“, beteuert sie am Dienstag, aber so richtig schuldbewusst klingt das nicht. Denn. „Der Chef hätte das sehen müssen“, sagt sie. Der hätte doch alles kontrolliert, „sogar meine Tasche, nur nicht die Rechnungen“. Ständig hätte sie befürchtet, dass der Betrug auffliegt. Sie sei darüber krank geworden.

Fünf Jahre lang fiel der jährliche Verlust in Höhe von 100 000 Euro nicht auf. Dann erschien der Steuerberater zu einem Gespräch mit dem Chef, in dem er diesen auf die Scheinrechnungen hinwies. Darauf angesprochen, soll die Buchhalterin ihre Schuld spontan eingeräumt haben. Richter Edgar Loch zitiert aus einem Schuldanerkenntnis, dass sie damals unterschrieben hatte.

Lebensgefährte habe Heroin und Kokain genommen

Später variierte sie ihre Aussage. Im Prozess kehrt sie zum Geständnis zurück. Der Grund sei aber gewesen, dass ihr Lebensgefährte Heroin und Kokain konsumierte: „Der brauchte so 300 bis 400 Euro am Tag.“ Dass sie in manchen Monaten viel weniger Geld aufs eigene Konto lenkte? „Da war er auf Entzug.“ Und: Auch sie sei süchtig gewesen. Richter Loch fragt nach einem luxuriösen Leben, darauf deuteten Ermittlungsergebnisse hin: eigenes Reitpferd, Geländewagen, Urlaube. Das sei Blödsinn. Das Pferd hätte sie schon vorher besessen, die Stallmiete der Vater gezahlt. Oft Urlaub hätte sie tatsächlich gemacht, aber alles nur Pauschalreisen.

Das Gericht will sie erst einmal auf ihre Sucht untersuchen lassen. Möglicherweise drohe ihr die Einweisung in eine Entziehungsanstalt. Übrigens ist sie auch noch wegen Steuerhinterziehung angeklagt. Der Gesetzgeber geht davon aus, dass ein Betrüger illegale Scheinrechnungen bei der Steuer angeben muss.