Essen. . In Essen steht ein Mitarbeiter der Margarethe-Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge (MKS) wegen Bestechlichkeit vor Gericht. Der zweite Prozesstag.

Der zweite Prozesstag gegen einen Mitarbeiter der Margarethe-Krupp-Stiftung für Wohnungsfürsorge (MKS) vermittelt den Eindruck, dass dort geschäftlich eine Idylle herrschte, wie sie die Siedlung selbst bei einem Besuch vermittelt. Zwischen Handwerkern und den Mitarbeitern, die Aufträge zur Instandsetzung vergaben, schien es keine größeren Konflikte zu geben, vermittelt ein 55 Jahre alter Bauleiter der Stiftung als Zeuge: „Wir kennen uns seit Jahrzehnten.“ Für die Aufträge greife die Stiftung auf eine Einheitspreisliste zurück, nach der die Handwerker ihre Rechnung gestalten. Der Vorteil: „Wir müssen nicht mit jedem Handwerker verhandeln.“

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Die eigentliche Vergabe der Aufträge läuft dann konfliktfrei, lässt die weitere Aussage des Bauleiters ahnen: „Wir haben mehrere Handwerker. Wir fragen dann, wer Zeit hat, und der bekommt den Auftrag.“ Dem Zufall wird auf der Margarethenhöhe wohl wenig überlassen. Der Bauleiter überraschte die Juristen, dass er im Protokoll seiner polizeilichen Vernehmung blätterte. Die bekommen „normale“ Zeugen eigentlich nicht von der Polizei ausgehändigt. Nun, die Seiten hätte er vom Stiftungsvorstand erhalten.

Bauleiter soll Geld von Handwerker verlangt haben

Der Strafprozess vor der XXI. Strafkammer soll die Schattenseiten der Idylle klären. 2012 hatte ein Dachdecker Anzeige erstattet, weil er sich von dem jetzt angeklagten Ex-Bauleiter erpresst fühlte. Der 52-Jährige hätte ihm 2003 Aufträge in Aussicht gestellt, dafür aber Gegenleistungen verlangt. Anfangs sollte seine Ehefrau auf Kosten des Dachdeckers tanken, ab 2005 hätte der Bauleiter dann 400 Euro monatlich bar verlangt. Er habe das immer gezahlt. Als er 2010 insgesamt 550 Euro zahlen sollte und sich weigerte, seien die Aufträge auf ein Viertel zurückgegangen.

Am ersten Prozesstag hatte der 55-Jährige die belastende Aussage überraschend zurückgezogen und die Aussage verweigert. Über seine Vernehmungsbeamtin führte das Gericht die Details jetzt ein. Der Dachdecker, so die Polizistin, sagte, er fühle sich erpresst.