Essen. . Schule des Bistums plant ungewöhnliche Aktion. Schulseelsorger Gregor Lauenburger organisiert viertätige Lesung rund um die Uhr. Mitstreiter gesucht

Die Bibel gibt es auch als Hörbuch, es dauert 80 Stunden. Man kann sich also ungefähr ausmalen, wie lange Essens wohl längste Lesung des Jahres dauern wird, die das Mariengymnasium in Werden plant: Die gesamte Bibel soll vorgelesen werden, ohne Pause.

Das wirft einige Fragen auf. Es beantwortet sie: Gregor Lauenburger, studierter Religionspädagoge und beruflich als Gemeindereferent und Schulseelsorger tätig. Seit November 2014 arbeitet er am Bischöflichen Mariengymnasium an der Brückstraße in Werden. „Die Idee war, die Heilige Schrift den Leuten mal in anderer Form nahezubringen.“ Und so fing Lauenburger mit einigen Mitstreitern an, eine der ungewöhnlichsten Aktionen zu organisieren, die das soeben begonnene Schuljahr bringen wird.

Teilnahme freiwillig, auch für Schüler

„80 Stunden dauert das Hörbuch“, sagt Lauenburger, „aber Sie müssen bedenken, dass das Hörbuch von einem professionellen Leser vorgetragen wird, und Wechsel der Leser gibt es nicht.“ Heißt: Die Lesung in Werden wird wohl noch länger dauern. Denn rund 300 Freiwillige, die jeweils 20 Minuten ein Stück Bibel lesen, werden gesucht – angesprochen sind nicht nur Schüler des Mariengymnasiums, Lehrer und Eltern, sondern auch alle anderen interessierten Bürger. „Die Teilnahme ist absolut freiwillig“, versichert Lauenburger.

Feste Zusagen hat man bislang von rund 20 Männern und Frauen, die in der Stadt einen gewissen Namen haben – angefangen beim Oberbürgermeister, der beim „Bibel-Marathon“ mitmacht, über seinen direkten Herausforderer Thomas Kufen bis hin zu stadtweit bekannten Kirchenpersönlichkeiten wie den Weihbischöfen Ludger Schepers und Wilhelm Zimmermann, aber auch das Oberhaupt der Evangelischen Kirche in Essen, Superintendentin Marion Greve, macht mit. Der „Bibel-Marathon“ geht von Freitag, 13. November, morgens gegen neun Uhr, bis zum Montag, 16. November abends, über die Bühne – das heißt, die Wahl des Oberbürgermeisters ist dann längst gelaufen. „Trotzdem wird auch der Verlierer lesen“, sagt Lauenburger. Den Auftakt der Lesung in Werden übernimmt die Leiterin der Marienschule, Christiane Schmidt.

Übertragung live ins Internet

Das Ganze wird live ins Internet übertragen, die Pressestelle des Ruhrbistums will eine ständige Verbindung herstellen, sodass der Stream auf der Homepage der Schule zu sehen sein wird. Ansonsten soll die Bibellesung so schlicht wie möglich ablaufen: „Ein Tisch auf der Bühne des Schulforums, ein Stuhl, nachts eine Lampe dazu“, erklärt Lauenburger. Und natürlich Stühle, für interessierte Zuhörer; die Schule wird jedem während der gesamten Zeit offenstehen.

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Doch was bringt die Aktion, religionspädagogisch gesehen? Muss man die Bibel nicht erklären, statt sie vorzulesen? „Es ist ein Türöffner, mehr nicht, aber wir hoffen, dass es Leute dazu ermuntert, sich mit der Bibel zu beschäftigen“, sagt Lauenburger. Und ein guter Zweck ist damit sowieso verbunden: Jeder Leser, der 20 Minuten übernimmt, soll sich um Spender kümmern, die entweder einen festen Betrag zahlen oder eine bestimmte Summe pro Vers. Das Geld geht am Ende an ein ökumenisches Partnerschaftsprojekt in Brasilien, um das sich die Gemeinden im Stadtteil Werden kümmern. Unterstützt wird eine Einrichtung für Kinder.