Matthias Peiniger pflegt als Chef des GOP-Varietés eine besondere Willkommenskultur. Für die neu angereisten Artisten stellt er sich an den Herd
In der Restaurantküche des GOP dampfen fünf Kilo Nudeln. Matthias Peiniger kämpft rührend gegen das Zusammenkleben an und gibt schließlich Knoblauch und Chilischoten hinzu. Er mag es scharf. „Spaghetti Aglio e Olio con Peperoncini e Gamberi“ ist eines seiner Lieblingsgerichte. „Schön unkompliziert und die meisten mögen es“, sagt der Direktor des GOP. Wahrscheinlich könnte er diese Spaghettiversion im Schlaf kochen. Er bereitet sie alle zwei Monate für die neu angereisten Artisten zu.
Solche große Mengen zu verarbeiten, ist er trotzdem nicht gewohnt. Der gebürtige Hamburger absolvierte zwar mal eine Ausbildung zum Hotelfachmann im legendären Atlantik, zu Zeiten, als Udo Lindenberg noch nicht dort wohnte. Doch in 22 Jahren als Hoteldirektor und zwölf Jahren als Chef des GOP Essen gehörte die Küche nicht zu seinem vornehmlichen Aufgabenbereich. Nur am häuslichen Herd, der heute in Duisburg steht, kocht der 63-Jährige regelmäßig für seine Frau Petra.
Matthias Peiniger
Matthias Peiniger wurde 1952 in Hamburg geboren, ausgebildet als Hotelfachmann im Hotel Atlantik. 22 Jahre war er Geschäftsführer in verschiedenen Hotels.
Aus Liebe zog er 2002 nach Duisburg. 2003 übernahm er die Leitung des GOP Essen.
Bis 6. September zeigt „sein“ Theater die Show „Rockstar“. Karten unter: 2 47 93 93
Im GOP könnte er das Essen leicht von einem der fünf Köche ausrichten lassen, die sonst pro Veranstaltung mindestens 150 Gerichte zaubern. Aber als Theaterleiter ist das Kochen für die Künstler Teil seiner Willkommenskultur, die ihresgleichen in der Gruppe der GOP-Varietés sucht. „Sie sollen mit einer warmen Mahlzeit sehr persönlich begrüßt werden“, sagt Matthias Peiniger. „Das gibt es so in keinem der anderen fünf Häuser“, weiß Dana Grote, Tochter aus der geschäftsführenden Familie und seit Januar seine Stellvertreterin, die mit an der weiß betuchten Tafel für 20 Personen sitzt.
Das Rezept für Spaghetti mit Knoblauch, Olivenöl, Chili und Garnelen
Sein Essen ist nicht nur zum Sattwerden gedacht. Es ist Genuss und Kommunikation. Manche Artisten kommen immer wieder und wissen das zu schätzen wie Handstand-Equilibristin Melanie Chy, die ihre Lebenspartnerin mitgebracht hat, oder Diabolo-Crack Phil Os mit seiner Freundin. Man spricht deutsch, meistens englisch. Radrocker Jerry alias Maxime Poulin berichtet von der Verletzung, die er sich zugezogen hat. Matthias Peiniger hört zu, fragt nach. „Es geht schon besser. Nichts gebrochen, hat das Röntgen ergeben“, so der Kanadier und verdrückt zwei dicke Portionen. „Es ist ungewöhnlich, dass der Chef kocht. Man fühlt sich ein bisschen wie zu Hause.“
Neben ihm erzählt Luftketten-Artistin Elizabeth Williams aus New York über Gesprächsthemen am Tisch: „Es geht um die Show, was am Wochenende gemacht wird, um die Familie oder wohin der nächste Vertrag einen führt.“ An ihrer Seite isst die Hula-Hoop-Artistin Pippa die vegetarische Variante der Spaghetti und freut sich, dass man bei der Gelegenheit, die anderen Mitarbeiter des Hauses trifft. Die kennen sich aus, wissen, wo man am besten einkaufen geht oder den richtigen Arzt findet. Und wenn in den Wohnungen, in denen sie untergebracht sind, etwas fehlt, wird es besorgt.
Die Stimmung ist entspannt. Das Essen von Matthias Peiniger kommt bestens an. Mancher klopft ihm auf die Schulter oder lobt ihn wie Ulrike Piotrowski vom Kartenvorverkauf: „Heute ist es besonders gut.“ Ein Moment, den er sichtlich genießt.
Knoblauch schälen und in feine Scheiben schneiden. Die Chilischoten halbieren, je nach Schärfewunsch die Kerne entfernen, dann in Streifen schneiden. Spaghetti in gesalzenem Wasser al dente kochen. 3/4 von dem einfachen Olivenöl in einem Topf erhitzen, darin jeweils 3/4 von Knoblauch und Chili leicht anbraten. Dabei verliert der Knoblauch die ausdünstende Eigenschaft, das Gericht benötigt die Menge jedoch für den Geschmack. Pasta hinzufügen. In einem anderen Topf das restliche, einfache Olivenöl erhitzen und den verbliebenen Knoblauch und Chili anbraten, die Garnelenschwänze salzen und in das Öl geben, darin braten, bis sie rosa sind. Nach Geschmack kann von dem aromatischen Olivenöl nach der Zubereitung noch etwas über die Pasta gegeben werden. Parmesan dazu zu servieren, ist in Italien unüblich, aber die Künstler lieben es.