Essen. 200 Essener kamen zum Infoabend zum Standort Altenbergshof: mit vielen Fragen zur Flüchtlingsunterkunft, manchen Sorgen und großer Hilfsbereitschaft.

Premiere für Reinhard Paß: Zu der schon 16. Info-Veranstaltung zu einer geplanten Flüchtlingsunterkunft kam am Dienstagabend auch der Oberbürgermeister. Erstmals ging es um eins der drei Zeltdörfer, die jetzt auf Sportplätzen entstehen. Wie es zu dieser akuten Notlösung kam, erklärte Ordnungsdezernent Christian Kromberg den gut 200 Anwohnern des Sportplatzes Altenbergshof im Nordviertel. Ihre Fragen zu Sicherheit, Sauberkeit und ehrenamtlicher Hilfe, beantwortete jedoch routiniert Sozialdezernent Peter Renzel. Hier die wichtigsten Aspekte:

Warum werden wir Anwohner erst informiert, wenn wir uns nicht mehr wehren können?

Peter Renzel: Sie hätten sich gar nicht wehren können. Die Entscheidung ist erst vor zehn Tagen aus ordnungsrechtlicher Hinsicht erfolgt: Es ging darum, eine drohende Massen-Obdachlosigkeit von Flüchtlingen zu verhindern. In einer solchen Notsituation wird nicht mal der Rat befragt.

Es gibt doch andere Standorte?

Renzel: Wir prüfen seit drei Jahren alle Flächen im Besitz der Stadt, 110 waren es bisher. Geprüft wird auch, ob wir Immobilien mieten oder kaufen können. Die Immobilienwirtschaft arbeitet derzeit unter Hochdruck eine Liste von 25 Objekten ab. Aktuell sind auch Unterkünfte in Bredeney, Dellwig oder Holsterhausen in Planung. Für die kurzfristige Aufnahme der Flüchtlinge gab es jedoch keine andere Lösung.

Weiß die Stadt, dass der Sportplatz Altenbergshof mit Schadstoffen belastet ist?

Renzel: Ja. Prüfer haben den Platz untersucht. Die Schadstoffe liegen so tief, dass sie keine Relevanz haben.

Wann erfahren wir, woher die Menschen kommen und welche Kulturen aufeinander treffen?

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Renzel: Wenn die Menschen eingezogen sind, denn die Asylbewerber kommen aus aller Herren Länder und auch die Stadt erfährt erst drei Tage vorher von der Bezirksregierung, dass sie Flüchtlinge aufnehmen muss. Wenn die Einrichtung belegt sein wird, werden wir schauen, wie wir die Bürger informieren.

Wer sorgt für Sicherheit?

Renzel: Die Stadt hat einen Vertrag mit European Homecare (EHC), das eine 24-Stunden-Betreuung an sieben Tagen die Woche gewährleistet. Fünf Sicherheitsleute werden vor Ort sein, statt wie bisher an anderen Standorten zwei. Die Sozialbetreuung wird verstärkt, so dass es auch nachts Ansprechpartner geben wird. Mit der Polizei wurde eine zusätzliche Bestreifung vereinbart. Fest steht aber laut Polizeistatistik, dass es keine Erhöhung von Straftaten gibt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass im direkten Umfeld bei Anwohnern Sachen gestohlen werden. Wir verschweigen keine Vorfälle und gehen allem nach. Es geht dabei immer um die Sicherheit aller Beteiligten.

Wie oft werden die Zelte gereinigt?

Renzel: Gereinigt wird kontinuierlich. Es wird auch Wert darauf gelegt, dass Bewohner selbst putzen.

Welche Freizeitmöglichkeiten werden die Flüchtlinge haben?

Renzel: Wir möchten Kindern und Jugendlichen Angebote etwa im Nordpark machen, um eine Tagesstruktur zu schaffen. Wir binden Kirchen, Vereine und Ehrenamtliche im Stadtteil ein. Wir brauchen die Unterstützung des Umfeldes – und erhalten sie bisher auch überall.

Wo so viele Menschen leben, wird es doch sicher unruhig werden?

Renzel: Wir verschweigen Konflikte nicht und wollen vor allem mit den direkten Anwohnern am engsten zusammenarbeiten. Sie erhalten kommende Woche eine Hotline bei EHC. Wir haben großes Interesse, dass Anwohner und Asylbewerber miteinander auskommen. Wir werden mit aller Kraft die Hausordnung im Zeltdorf durchsetzen. Das gelingt uns nicht überall gleich gut. Aber das ist nicht nur in Heimen so.

Sind die Flüchtlinge untersucht?

Renzel: Die Menschen sind in der Regel auf ansteckende Krankheiten wie Ebola oder TBC untersucht. Bekommt jemand Windpocken, wird er zunächst isoliert. Das Gesundheitsamt nimmt die Kontrollen ernst.

Werden Bürger wegen der Unterkünfte höhere Steuern zahlen?

Renzel: Nein. Es gibt keinen Plan, etwa die Grundsteuer anzuheben. Wir fordern von Land und Bund die volle Kostenübernahme.

Wie lange bleibt das Zeltdorf?

Renzel: Vorerst sechs Monate, dann können wir jeweils einen Monat verlängern. Ziel ist es, die Dörfer schnellstmöglich vom Netz zunehmen und normale Immobilien zu nutzen. Diese Stadt wird stets alles versuchen, um Menschen schnell und würdig unterzubringen.