Essen. Die Komödie „Kunst“ war ein Publikumsrenner im Schauspiel Essen. Bald gibt es eine neue Inszenierung. Fabian Lüdicke hat das Bühnenbild geschaffen.
Im Schauspiel Essen dreht sich bald wieder alles um die „Kunst“. Eigentlich tut es das ja immer im Theater. Aber mit der „Kunst“ von Erfolgsautorin Yasmina Reza verbindet das Schauspiel Essen ein ganz besonderes Kunststück. Über neun Jahre stand die höchst unterhaltsame Komödie über die Anschaffung eines monochromen weißen Bildes auf dem Spielplan, das die langjährige Männerfreundschaft von Serge, Ivan und Marc eines Tages auf eine harte Probe stellt. Denn das 1,20 x 1,60 Meter große Gemälde, das Serge für 100 000 Riesen angeschafft hat, wird zur Glaubensfrage für dieses großstadtneurotische Trio.
Bald schon entzünden sich an der Kunst-oder-nicht-Kunst-Frage zahllose unterschwellige Konflikte, die die Autorin ebenso klug wie saukomisch an die Oberfläche holt. Yasmina Rezas Spezial-Disziplin ist es seither, in ihren Stücken zu zeigen, wie in intellektuellen Gesprächskreisen mal ordentlich die Sicherungen durchbrennen.
Drei Freunde streiten über ein Bild
In Essen wurde „Kunst“ ein Repertoire-Renner, wie fast überall auf der Welt, wo man über Bilder spricht. Und über Männer. Und nun ist das Stück wieder da. Die junge Regisseurin Anne Spaeter, die dem Schauspiel Essen zuletzt einen zauberhaften „Jim Knopf“ schenkte, hat sich an die Neuinszenierung gewagt. Fabian Lüdicke ist für die Ausstattung zuständig. Im Oktober hat das Stück Premiere. Über das Bühnenbild macht sich der 40-jährige Bühnenbildner aber schon seit Monaten Gedanken. Mit einer weißen Leinwand, die am Ende so manche Zumutung erdulden muss, ist es schließlich nicht getan.
Über die Autorin
Mit dem 1994 uraufgeführten Stück „Kunst” hat sich die französische Autorin Yasmina Reza schlagartig in die erste Liga der weltweit gespielten Dramatiker katapultiert. Unter anderem wurde sie mit dem „Prix Molière” ausgezeichnet.Nachfolgewerke wie „Drei Mal Leben“ und „Der Gott des Gemetzels“ (im Kino prominent verfilmt mit Kate Winslet, Jodie Foster, John C. Reilly und Christoph Waltz) sind nicht minder erfolgreich.
Im Schauspiel Essen ist „Kunst“ ab dem 10. Oktober zu sehen. Weitere Termine in der neuen Spielzeit: 18., 22. und 29. Oktober.
Wenn es schon um die moderne Kunst geht, ein monochromes Einerlei, das im Stück auch mal beherzt als „weiße Scheiße“ tituliert wird, dann darf man auch szenisch Abstraktion wagen. Das Bühnenbild, das Lüdicke auf die Bühne stellt, ist denn auch mehr Plastik als Kulisse. Ein weißes, kunstvoll ausgeleuchtetes Gebilde, zwischen Bauhaus und Baukasten angesiedelt. Ein schöner Assoziationsraum für die Zuschauer, die sich hier ebenso in Deutungen ergehen können wie die drei Kumpel, die in Essen diesmal von Jan Pröhl, Thomas Büchel und Gregor Henze gespielt werden.
Über die eigenen Vorlieben nachdenken
Und während Lüdicke in der vergangenen Spielzeit mit „Jim Knopf“ gezeigt hat, wie man mit überschaubaren Theatermitteln phantastische Bilder zaubern kann, geht es diesmal um die Reduktion. „Man könnte das Stück natürlich auch auf einem Sofa spielen“, sagt Lüdicke. Doch das Sofa ist gestrichen. Stattdessen wird das Mobiliar Teil des Gesamtkunstbühnenwerks.
Natürlich kommt man bei der Vorbereitung über so ein Kunstliebhaberhassstück nicht umhin, auch über die eigenen Vorlieben nachzudenken. Lichtkünstler wie Dan Flavin, Bruce Nauman oder der große László Moholy-Nagy fallen Lüdicke da ein. Die Beschäftigung mit der abstrakten Kunst hat am Ende sogar soweit abgefärbt, dass Lüdicke sich selber ein Bild gekauft hat. Details werden nicht verraten. Nur so viel sei gesagt: Es ist nicht weiß.