Borbeck. . Wochenmärkte leiden unter Kunden- und Händlerschwund. Das Alter spielt immer größere Rolle. In Essen-Borbeck ist die Welt noch halbwegs in Ordnung.

Ach, wäre doch immer Spargel- oder Erdbeerenzeit! Dann wären die Wochenmärkte voll, und die Händler müssten sich nicht über ausbleibende Kundschaft und sinkende Umsätze sorgen. Doch die Spargelsaison endet traditionell am 24. Juni, dem Johannistag, und die Erdbeerenzeit geht auch ihrem Ende entgegen. Kein Wunder also, dass sich z. B. Jochen Laakmann aus Gerschede in einem Leserbrief sorgt: „Wer in den letzten Monaten aufmerksam den Borbecker Wochenmarkt beobachtet, stellt fest, dass sich die Anzahl der Marktstände stark dezimiert hat.“

Ist dieser Eindruck richtig? Schrumpft der Wochenmarkt im Schatten des kleinen Bahnhofs tatsächlich? Ernst Schmidl (64) und Oliver Schürmann (45) sind die Obmänner des Borbecker Wochenmarkts, gewählt von den Mitgliedern des ambulanten Schausteller- und Markthändlergewerbes. Und sie stellen einmütig fest: „Wenn das Wetter normal ist, ist der Markt voll.“ Jetzt, im Sommer, müsse er sogar „ab und zu Leute wegschicken, die sich nicht bis halb Acht morgens angemeldet haben“, berichtet Ernst Schmidl (Kartoffel, Eier, Zwiebeln). „Die Auslastung des Marktes liegt bei 95 Prozent.“

Kunden und Händler werden immer älter

Dann sind also die Beobachtungen von Jochen Laakmann falsch? Nein, so nun auch nicht, gibt der Obmann zu: „Bei schlechtem Wetter hat jeder Markt seine Probleme.“

Doch die scheinbar gute Stimmung wird noch durch zwei weitere Entwicklungen getrübt: Die Kunden werden immer älter – und die Händler auch. „Die Markthändler haben keinen Nachwuchs mehr“, stellt Wolfgang Fröhlich fest. Er ist als Geschäftsführer der Essener Verwertungs- und Betriebsgesellschaft (EVB) für die Wochenmärkte zuständig und sorgt sich auch um sie: „Es gibt einen deutlichen Rückgang an Umsatz, und wir haben acht Prozent weniger Quadratmeter vermietet in diesem Jahr.“

Verlagerung des Marktes im Gespräch

Das können die beiden Markt-Obleute aus Borbeck bestätigen. Während sie die Familientradition bereits in dritter, vierter Generation fortführen, winken ihre Töchter charmant-lächelnd ab. „Das ist ein aussterbendes Gewerbe. Ich selbst gehe auch nicht auf den Wochenmarkt“, sagt z. B. Johanna Schürmann. Die 18-Jährige wird lieber Altenpflegerin, als mit ihrem Papa um 1.30 Uhr aufzustehen und zum Großmarkt zu fahren, um dann bis mittags in Borbeck frisches Obst und Gemüse anzubieten.

Oder fehlt es den rund 40 Borbecker Markthändlern nur an neuen Ideen? Würde eine Verlagerung z. B. in die Fußgängerzone den Markt attraktiver machen, und sollte der Alte Markt als Parkplatz freigegeben werden? Ernst Schmidl ist zwiegespalten: „Mehr Parkplätze wären wirklich gut. Aber bitte keinen Wechsel in die Fußgängerzone – jede Umstellung bringt Unruhe und bedeutet Umsatzverluste.“