Essen. 44 Jahre lang gab es im Haus Osterweg 2 in Steele mit Wissen des Eigentümers einen Treffpunkt. Nun soll die liebevoll gebaute Bar weg - wegen des Brandschutzes. Die Mieter sind empört.

Es ist einer jener Partykeller, wie es sie früher häufiger gab, liebevoll gebaut mit Eckbank, Theke, viel Holz und allerlei maritimen Dekorationen an der Wand. Um eine Hausgemeinschaft, die an einem solchen Ort gelegentlich zusammenkommt, kann es nicht schlecht bestellt sein, was auch einen Vermieter eigentlich nur freuen kann. Am Osterweg 2 in Steele ist die Lage indes anders. Der Allbau als Hauseigentümer hat ultimativ gefordert, die Kellerbar aus Gründen des Brandschutzes zu entfernen – nach 44 Jahren. Die Bewohner sind erbost und dass sie das erzwungene Zerstörungswerk auch noch selbst bezahlen sollen, macht die Laune nicht besser.

„Man könnte meinen, dass die Allbau AG eine solche Begegnungsstätte für ihre Mieter begrüßen würde – das kostet ja nicht mal ihr Geld“, sagt Ricarda Froböse, die mit Mutter, Vater, Bruder und Oma im Haus wohnt. Der Opa habe die Kellerbar 1971 einst mit Hilfe eines anderen Mieters gebaut und dabei viel Herzblut, Geld und Zeit investiert.

Der Fluchtweg ist doch sogar frei, beteuern die Mieter

Beim Allbau habe man das nicht nur geduldet. Der damalige Prokurist der städtischen Wohnungsbaugesellschaft sei sogar persönlich vorbeigekommen und habe den fertigen Partyraum gebührend „begossen“.

„Die ganzen Jahre über hat die Hausgemeinschaft den Raum stets in Ordnung gehalten, erst 2014 ist noch der Boden erneuert worden.“ Und als vor einigen Jahren Rohre für die Heizungen durch den Gemeinschaftsraum gelegt werden mussten, habe der Allbau sogar noch größtmögliche Rücksicht auf die Bar genommen.

Das Brandschutz-Argument hält Familie Froböse für nicht stichhaltig: „Der Fluchtausgang zum Hof ist genauso frei, als wenn sich keine Bar dort befinden würde“, heißt es. Zudem befinde sich immer ein gewarteter Feuerlöscher im Keller. Und überhaupt: „In welcher Situation soll es denn bitte notwendig sein, durch diesen Raum zu flüchten? Vielleicht wenn die Haustür brennt?“, fragt Ricarda Froböse spöttisch.

Allbau will am Mittwoch bei einem Ortstermin um Verständnis werben

Als empörend empfand die Familie auch die Umgangsformen ihres Vermieters: „Wir erhielten einen Brief, in dem wir in sehr lapidarem Ton aufgefordert wurden, den Keller zu räumen“, klagt Mutter Sabine Froböse. Strenge Frist inklusive. So gehe man doch nicht mit guten Mietern um, die so viele Jahrzehnte dem Allbau die Treue hielten.

Mag sein, dass der Allbau erkannt hat, dass zumindest in der Kommunikation etwas schief gelaufen ist. Am Mittwoch soll nun jedenfalls ein Treffen im Hauskeller stattfinden, bestätigt Unternehmens-Sprecher Dieter Remy. An der Sache selbst allerdings sei aus juristischen Gründen nichts zu ändern. „Wir müssen die Verkehrssicherung gewährleisten, deshalb muss die Bar abgebaut werden.“ Gesetz sei Gesetz. Um dem Nachdruck zu verleihen, will der Allbau mit einem Fachmann von der Feuerwehr anrücken, der erläutern soll, warum hier sehr wohl eine brandgefährliche Lage entstehen könne.

„Wir sind die letzten, die etwas gegen gute Nachbarschaft im Haus haben“, sagt Remy. Tatsächlich fördere man es, wenn Hausgemeinschaften einen Treff wünschten. Nur dieser sei eben inzwischen mit den gesetzlichen Bestimmungen nicht in Einklang zu bringen. „Gemeinschaft braucht Räume“ — dieser Satz auf der Allbau-Homepage sorgt bei Familie Froböse dennoch nur noch für Bitterkeit.

„Was wir anbieten können, ist ein kleiner Zuschuss für die Abbrucharbeiten“, sagt Remy. Die Froböses tröstet das nicht, zumal es noch weitere Querelen gibt. So sollen auch im Treppenhaus Bilder von der Wand, die dort lange unbehelligt hingen – auch hier verweise der Allbau auf den Brandschutz. „Ich ziehe nächsten Monat in meine erste eigene Wohnung und wäre normalerweise Allbau-Mieterin in dritter Generation geworden“, sagt Ricarda Froböse. Nach dem bürokratischen Theater habe sie davon abgesehen.