Essen. . Schauspiel-Intendant Christian Tombeil zeigt uns sein Altenessen. Der fünfte Teil unserer Stadtteil-Serie „60 Minuten in...“.
Es gibt Orte. Und es gibt Ämter. Und normalerweise hat man eine ziemlich feste Vorstellung davon, wie beides zusammenkommt. Der Bundespräsident residiert im Schloss Bellevue. Künstler bevölkern coole Lofts, Essener Theater-Chefs wohnen irgendwo südlich der A40. Denkste.
Schauspiel-Intendant Christian Tombeil blickt von seiner Terrasse direkt auf den Altenessener Helenendamm. Grüner geht’s nicht, hier im Norden, auch wenn Pfingststurm Ela ein paar Schneisen geschlagen hat. Im Garten tragen die Hortensienbüsche üppige Blüten, im Teich haben Molche Residenz bezogen und die beiden Hunde Jamie und Luna Lina dösen zufrieden in der Mittagssonne.
Viel Grün und kurze Entfernung zur Innenstadt
Als Tombeil vor drei Jahren in eines der Steigerhäuser an die Kinßfeldtstraße gezogen ist, haben ein paar Kollegen die Stirn kraus gezogen: „In den Norden kannst du doch nicht gehen!“ Doch Tombeil, der sich damals von Kettwig bis Karnap so manche Immobilie angeschaut hat, kann inzwischen viele Vorteile aufzählen: das viele Grün, die kurze Entfernung zum Grillo-Theater in der Innenstadt und eine angenehm-unkomplizierte Nachbarschaft. „Als wir eingezogen sind, hat ein Nachbar gleich mit Flatterband Platz für den Umzugswagen abgesperrt“, erinnert sich Tombeil lächelnd.
Menschen der Tat treffen hier Menschen des Wortes. Einmal im Jahr versammelt sich die gesamte Straße zum Spanferkel-Grillen, die Tombeils waren schon Ausrichter. Und als der Schauspiel-Chef in der Katernberger Moschee unlängst Mitstreiter für die lange Lesenacht zum Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkriegsendes geworben hat, da haben sie ihn mit offenen Armen empfangen. Ein Intendant direkt aus der Umgebung!
Stahlkunst krönt Bergehalde
Wahrzeichen, Aussichtspunkt und eine echte Landmarke: Die Schurenbachhalde in Altenessen gehört inzwischen zu den am meisten frequentierten Bergehalden im Ruhrgebiet. Das Überbleibsel des Steinkohlebergbaus punktet dabei nicht nur mit einer exzellenten Weitsicht. Besonderer Hingucker ist die 1998 errichtete Bramme des amerikanischen Künstlers Richard Serra. Auf der kahlen, mondähnlichen Kuppel wurde das 15 Meter hohe Stück Stahl zu einer touristischen Attraktion für das Ruhrgebiet. 267 Stufen führen auf das Plateau der Halde in 50 Metern Höhe.
Einer, der neben guter Nachbarschaft vor allem die Nähe zur Natur schätzt. An schönen Sommerabenden geht es mit dem Fahrrad zur Schurenbachhalde oder in den Biergarten der Zeche Carl. Vor etwa 20 Jahren hat der gebürtige Schwabe dort an seinem ersten Off-Opera-Projekt „Der Untergang des Hauses Usher“ gearbeitet. Nichts ahnend, dass er irgendwann mal ein paar Straßen weiter leben würde.
Durch den neu entstehenden Campus der Folkwang-Universität auf Zollverein erhofft sich Tombeil weitere Impulse für den Stadtteil, der nach Strukturwandel und groß angelegter Stadtteilsanierung heute manche Licht-, aber immer auch noch Schattenseiten hat. Und eine künstlich gezogene Grenze zwischen Nord und Süd, die Tombeil allerdings für kaum wahrnehmbar hält.
Das ist Essen-Altenessen
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Kitsch und Coolness
Wer sich ein Stück abseits der Döner-Buden, Sonnenstudios und Ein-Euro-Shops aller Art bewegt, der erlebt jedenfalls einen Stadtteil, an dessen Verschönerung nicht nur Wohnungsbaugesellschaften fleißig arbeiten. Ästhetische Optimierungs-Anliegen finden freilich ganz unterschiedlichen Ausdruck. Dottergelb bemalter Rauputz schmiegt sich da an graue Schieferfassaden, Geranien-bepflanzte Loren suchen die Nachbarschaft zu cool-sanierten Architekten-Träumen, schicker Jugendstil trifft verbliebenen Kumpel-Kitsch. Wenn mal eines der Häuser zum Verkauf stehe, hat Tombeil beobachtet, muss es nicht lange auf neue Besitzer warten.
Essener Stadtteilwappen und ihre Bedeutung
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Schwert und Zweig zieren das Wappen von Altenessen
Der Stadtteil Altenessen ist heute ziemlich grün, aber das blaue Wappen zieren Schwert und silberner Zweig. Damit spielt es auf den alten Namen von Essen Asnide an, der in einigen Überlieferungen auch von „Esche“ abgeleitet wird. Der blaue Schild und das Schwert stellen den Bezug zum Essener Stadtwappen her.
Erstmals tauchte die Bauernschaft „Aldenessende“ 1120 auf. Vom Stiftsgebiet Essen grenzte man sich 1310 ab, 1808 wurde die Bürgermeisterei Altenessen gegründet, die bis zur Eingemeindung 1915 bestand.
Viele Eigenheime sind aber seit langem im stolzen Familienbesitz, werden gehegt und gepflegt, wie die prächtige gewachsene Buschrose, der Tombeil beim Spaziergang einen besonderen Blick gönnt. Altenessen blüht auf, gerade im Sommer. Und wenn es so aufblüht, da draußen, hinterlässt es auch Müll, wie ein Nachbar an diesem Morgen kritisch bemerkt. „Aber wo soll der Abfall auch hin“, fragt Tombeil , und zeigt auf die kleinen, überschaubar verteilten Müllkörbe im Kaiser-Wilhelm-Park. Für die grüne Lunge gleich hinter der Halde ist das ein bisschen wenig. Denn das Dasein da draußen wird offensiv gelebt. Vom Wirken unter Tage hat man schließlich lange genug existiert.
Altenessen-Nord und -Süd in Zahlen und im Vergleich
Altenessen-Süd ist etwas größer
11,2 Quadratkilometer ist Altenessen-Nord und Altenessen-Süd in der Summe groß. Altenessen-Süd ist dabei mit 591 Hektar etwas größer als Altenessen-Nord mit 532 Hektar. Ein Hektar entspricht einer Fläche von 100 mal 100 Metern. Im Stadtteilvergleich liegt Altenessen-Süd dabei auf Platz 10 und Altenessen-Nord auf Platz 12. Der flächenmäßig größte Stadtteil ist Kettwig (1535,75 ha), der kleinste ist der Stadtkern (90,48).
Viel Grün im Norden
23,9 Prozent der Fläche in Altenessen-Nord sind Parks und Grünanlagen – damit liegt der Stadtteil im Vergleich nach Borbeck-Mitte weit vorn. Mit 19 Prozent folgt Altenessen-Süd auf Platz vier. Spitze ist Altenessen mit 4,5 Prozent auch bei der Nutzung der Fläche durch Spiel- und Sportplätze. In Fischlaken sind es nur 0,3 Prozent.
Mehr Alleinerziehende als der Essener Durchschnitt
818 alleinerziehende Haushalte zählt Altenessen-Süd (6,1 Prozent) , im Norden sind es 426 (5,3 Prozent). Spitzenreiter ist Bergeborbeck mit 9,6 Prozent. Stadtweit liegt die Zahl der alleinerziehenden Haushalte bei 13 555 (4,4 Prozent).
Fast 26.000 Einwohner
25923 Menschen leben laut amtlicher Statistik in Altenessen-Süd, in Altenessen-Nord sind es 17 162 Bewohner. 4076 (Süd) und 2311 (Nord) der gemeldeten Menschen haben eine doppelte Staatsangehörigkeit, das sind 15, 7 bzw. 13,5 Prozent. Die niedrigste Zahl der Einwohner mit doppelter Staatsangehörigkeit weist Byfang mit 2,2 Prozent auf.
Mehr Frauen
50,2 Prozent der Altenessener (Süd) sind weiblich, in Altenessen-Nord beträgt die Quote 51 Prozent. Der "weiblichste Stadtteil" ist die Margarethenhöhe (54,4 Prozent). Im Stadtkern sind die Männer in der Überzahl (54 Prozent).
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