Essen. Die steigende Zahl der Fahrräder lockt mehr Täter an: Über 2600 Mal schlugen diese 2014 in Essen zu. Der Schaden belief sich auf rund 1,6 Millionen Euro.

Fahrräder erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Leider gilt das nicht nur für deren Fahrer, sondern auch für Diebe: 2014 sind in Essen 2652 Fahrräder gestohlen worden. Das sind nicht nur rund 600 Räder mehr als noch 2013, vielmehr hat das Delikt mit Blick auf die vergangenen Jahre eine Höchstmarke erreicht. Der wirtschaftliche Schaden belief sich im Vorjahr auf mehr als 1,6 Millionen Euro.

Gleichzeitig erhalten die Opfer ihre Räder nur äußerst selten zurück. Denn die Aufklärungsquote bei den Diebstählen liegt kaum über fünf Prozent. 116 Tatverdächtige hat die Polizei erwischt.

Dabei stand Essen im Vergleich mit anderen Städten in puncto Radklau lange Zeit relativ gut da, sagt Jörg Brinkmann, Vorsitzender des Essener adfc (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club). Das habe sich jetzt geändert. Die Stadt habe mit zahlreichen Fahrradständern zwar bereits in den vergangene Jahren im gesamten Stadtgebiet dafür gesorgt, dass der Besitzer sein Rad gut abschließen könne. Nachholbedarf gebe es noch in einigen Wohngebieten wie Rüttenscheid oder Holsterhausen: „Da sollte mal in den sauren Apfel gebissen und auch mal ein Autostellplatz geopfert werden“, sagt Brinkmann. Dort könnten dann acht Fahrradständer entstehen.

Zwei Typen von Raddieben

Kriminalitätsstatistik der Polizei

2007 sind in Essen 883 Fahrräder gestohlen worden. Seitdem liegt die Zahl der Diebstähle jährlich bei deutlich über 1000 Fällen, in den Jahren 2013 und 2014 stieg sie auf mehr als 2000 an.

Die höchste Aufklärungsquote gab es in den vergangenen Jahren 2008 mit 15,55 Prozent – der zweistelligen Wert vor dem Komma war aber einmalig.

Denn der adfc-Vorsitzende rät dringend davon ab, Räder auch nur für kurze Zeit „mal eben“ ungesichert stehen zu lassen. Vielmehr sollten diese am Rahmen an einem festen Gegenstand (Laterne, Straßenschild) angeschlossen werden. Ungeeignet sei etwa ein Bretterzaun. Ebenso wenig empfiehlt er dünne Seilschlösser. „Die lassen sich mit einer Kneifzange durchtrennen.“ Brinkmanns Tipp: U-Schlösser, die zwar nicht ganz leicht und nicht billig seien. Aber das sind die Räder, die die Täter im Blick haben, oftmals auch nicht. Denn die landen regelmäßig auf Transportern zum Verkauf in anderen Städten oder gar im Ausland.

Laut Polizei gibt es beide Typen von Raddieben: den gezielt suchenden und den Gelegenheits-Täter. Fest steht, dass eine große Auswahl von Räder auch Diebe anlockt. Die schauen sich gern an Bahnhöfen oder im Sommer vor Schwimmbädern um, wo sie mit wenig Tataufwand im Getümmel zuschlagen können, sagt Polizeisprecher Marco Ueberbach. Aus Sicht der Polizei seien für eine bessere Aufklärung bei dem Delikt zwei Dinge wichtig: Jeder sollte einen Fahrraddiebstahl anzeigen und zudem einen Fahrradpass besitzen. Denn ohne Anzeige und ohne Nachweis als rechtmäßiger Besitzer drohe die Fahndung ins Leere zu laufen, Ueberbach: „Selbst wenn wir Räder finden, die tatsächlich gestohlen worden sind.“

Fahrradcode oder Pass? 

Um Fahrräder zu registrieren und im Fall eines Diebstahls dem Eigentümer zuordnen zu können, hält Jörg Brinkmann, adfc-Vorsitzender, die Fahrradcodierung für effektiv. „Räder erhalten einen Code eingraviert, der Stadt, Straße, Hausnummer und Initialen des Besitzers enthält.“ Das Gerät dafür befinde sich in einer Radwerkstatt der Diakonie. Im Gegensatz zur Rahmennummer, die mitunter bei zahlreichen Räder gleich sei, sei der Code individuell, das Rad werde registriert. Die Listen liegen dann bei der Polizei, die Daten abgleichen könne, wenn sie Räder findet, so Brinkmann: „Allein die Essener Polizei beteiligt sich im Gegensatz zu vielen Behörden deutschlandweit nicht an diesem System.“

Die Polizei Essen rät derzeit zu Radpässen und weist darauf hin, dass diese nachträglich auf jeder Wache kostenlos erhältlich sind. Darin werden Personal- und Raddaten wie Rahmennummer notiert und ein Bild hinzugefügt. Wichtig: Die Rechnung für den Radkauf aufbewahren. Die Codierung sei durchaus ein Thema im Präsidium, sagt Marco Ueberbach, die Entscheidung darüber noch offen.