Essen. Vertreter der großen Kulturbetriebe reden über Stadtkultur. Der freie Eintritt ins Museum wird kontrovers diskutiert. Und mehr touristische Strahlkraft gefordert.

Wer über Kultur spricht, der kann grundsätzlich schon mal ganz unterschiedliche Dinge meinen: Comedy oder Kleist, Performance oder Penderecki. Und Stadtkultur? Auch ein weites thematisches Feld, das sieben geladene Teilnehmer jetzt moderiert von Ulrich Führmann im Forum Kunst und Architektur diskutierten.

Versammelt hatte man einerseits die Big-Player des Essener Kulturlebens mit Theater und Philharmonie (Geschäftsführer Berger Bergmann), Museum Folkwang (Tobia Bezzola), Ruhr Museum (Theo Grütter) und Design-Museum (Peter Zec), flankiert von Architekt Arndt Brüning und Uwe Schramm, der für Kunsthaus und die Galerieszene der Nordstadt verantwortlich zeichnet. Die Frage nach dem Verbleib der freien Szene blieb trotzdem nicht aus, wie die Notiznahme der politisch etwas einseitig ausgerichteten Runde. Mit OB-Kandidat Thomas Kufen, (CDU) hatte man jedenfalls einen Politiker geladen, der die „Kultur des Anpackens“ propagiert. Bessere Kultur-Finanzierung brauche beispielsweise bessere Netzwerke brauche bessere Drähte nach Brüssel und Berlin, so sein Credo, und zwar parteiübergreifend. Und obwohl man gar nicht übers Geld reden wollte, war es dann oft Thema.

Freier Eintritt ins Museum Folkwang ist umstritten

Die Entscheidung der Krupp-Stiftung, die Sammlung des Museum Folkwang in den nächsten fünf Jahren eintrittsfrei zu machen, wurde unterschiedlich bewertet. „Wir haben seit der Eröffnung noch keine einzige Beschwerde über den Eintrittspreis bekommen. Die Leute gehen in die Dauerausstellung. Und sogar jedes Jahr mehr“, bilanziert Grütter. Auch Peter Zec plädiert eher für eine freiwillige Eintritts-Regelung. „Die meisten Leute wollen ja was zahlen.“ Gleichwohl sei die Krupp-Spende eine „große Geste“, heißt es unisono. Die Entscheidung sei richtig in diesem spezifischen ökonomischen Umfeld, sagt Tobia Bezzola.

Essen-spezifisch, das klang an diesem Abend mehr nach Problembeschreibung, etwa so: Essen hat ein Museum von Weltrang und das Publikum bleibt aus. Essen war Kulturhauptstadt 2010 und hat aus dem Titel kein langfristiges Kapital geschlagen. „Der touristische Faktor wird in der Stadt nicht ernst genug genommen“, sagt Grütter.

Weltstadt mit Image-Defizit

Bisweilen gerät die Definition von Stadtkultur da schon zur Diagnose. „Mangelndes Selbstbewusstsein“ beklagt nicht nur Zec mit Blick auf 2010. „Als der Titel da war, hat man sich Leute eingekauft, statt auf eigene Kräfte zu vertrauen. Aber wenn schon die Verantwortlichen nicht an eigene Stärken glauben, wie soll dann der Bürger daran glauben?“ Strahlkraft funktioniere ohnehin nur von innen nach außen, glaubt Schramm und bietet mal eine Definition von Stadtkultur: Kreativ mit den Möglichkeiten umgehen. Ohne Vergleich.“ Aber am Ende muss ausgerechnet ein Zuhörer aus Wien das Essener Ego polieren. Sein Lob auf eine Weltstadt mit leichtem Image-Defizit geht im Schlusswort unter.