Essen. . Die Designerwelt trifft sich zur Vergabe des Red Dot in Essen. Im Aalto legen die Gestalter mit Kühlschrank und Backofen einen klangvollen Auftritt hin.
Es kommt selten vor, dass im Aalto-Theater mit Kühlschränken und Waschmaschinen Musik gemacht wird. Aber wenn das Opernhaus einmal im Jahr zur Bühne des weltweiten Designs wird, dann darf man auch mit Herdtüren schlagen und auf Waschtrommeln kloppen. Klappern gehört schließlich zum Handwerk und der „Red Dot“ ist inzwischen eine Branchen-Institution. „Die begehrteste Industrieauszeichnung der Welt“, sagt Red Dot Design-Chef Peter Zec.
Das einiges für diese Aussage spricht, kann man der Gästeliste entnehmen, die wieder das Who is Who der Gestalterwelt aufführt: Ferrari-Chefdesigner Flavio Manzoni war am Montag samt Team aus Maranello nach Essen gereist, um auf seine vorm Kesselhaus geparkte Rennwagen-Rarität aufzupassen. So wie China-Airlines-Chairman Hung-Hsiang Sun, dessen neues Sitz-Design für die Premium Business Class mehr als nur Beinfreiheit verspricht. Vollzählig angetreten war auch die Kreativabteilung von Bosch, um als „Design-Team des Jahres“ die Hausgeräte tanzen zu lassen; das Bosch-Ballett als Schlusspunkt der großen Red Dot-Gala im Aalto, die wohl eine der wenigen Essener Veranstaltungen ist, die komplett englischsprachig moderiert werden: The winner is . .
Höchste Teilnehmerzahl der Geschichte
Mit 4928 angemeldeten Produkten aus 56 Ländern verzeichnete der „Red Dot Award: Product Design“ im Jubiläumsjahr dabei die höchste Teilnehmerzahl seiner Geschichte. 1240 der eingereichten Produkte, vom Katheter bis zum Kinderwagen, vom Tintenstrahldrucker bis zum Trailschuh bekamen von der renommierten Jury den begehrten „Red Dot“, 81 sogar die höchste Auszeichnung „Red Dot: Best of the Best“: Gutes Design gibt’s bis unters Dach des Kesselhauses, das alle prämierten Produkte bis zum 26. Juli präsentiert. Von A wie Apple Watch bis Z wie Zisha Travel Tea Set. Dazu kann man in einer kleinen Sonderschau sehen, wie sich das Waschen in den letzten Jahrzehnten verändert hat.
Mit Bosch und seiner Hausgeräte-Parade wird auch gleich Bezug geschaffen zu 60 Jahre Essener Designgeschichte. Die Küchenmaschine „Neuzeit“, mit der der Hersteller schon in der ersten Ausstellung „Ständige Schau formschöner Industrieerzeugnisse“ 1955 auf Villa Hügel vertreten war, ist jetzt wieder auf Zollverein zu sehen. In Halle 5, wo Ruhr Museum und Red Dot Design Museum in einer gemeinsamen Schau Essens große Design-Tradition dokumentieren.
Zwischen dem Kühlschrank 125 ,Baujahr ‘55, und dem inzwischen vom Smartphone aus steuerbaren Geschirrspüler der neuesten Bosch-Baureihe liegen auf Zollverein damit nur wenige Schritte, aber 60 Jahre Entwicklung. Wenn es nach Peter Zec geht, dann soll diese Design-Geschichte auf Zollverein noch eine gute Weile weitergeschrieben werden. In den letzten Tagen hat er noch einmal auf eine Verlängerung des Vertrages und Expansionsmöglichkeiten gedrungen. Die Designwelt jedenfalls hat Zollvereins rostmodernes Ambiente längst schätzengelernt. Zum Jubiläum gab’s für Zec deshalb auch die erste Auszeichnung: Eine Trophäe von allerfeinster Gestaltung.