Essen. . Mitarbeiter der Sparkassen-Filiale in Essen-Karnap wurden innerhalb von fünf Tagen zweimal überfallen. Jetzt helfen Überfallbetreuer den Opfern.

Am Montag fahndete die Polizei mit einem Foto nach einem Bankräuber, der unter anderem die Sparkassen-Filiale in Karnap zweimal überfallen hatte. Bereits tags darauf fassten die Beamten einen Familienvater, der die Taten schnell gestand.. So rasch werden die Mitarbeiter der Sparkasse die Überfälle wohl nicht vergessen. „Jeder reagiert zwar anders nach so einer Ausnahmesituation, betroffen sind aber alle“, sagt Diplom-Pädagogin Petra Strauch, die bei der Sparkasse als Überfallbetreuerin im Einsatz ist. Im Alarmfall fahren diese geschulten Mitarbeiter immer zu zweit zeitgleich mit der Polizei los. Sie kümmern sich um die Opfer, rufen die Familien an, reichen ein Glas Wasser und sprechen mit den Kollegen.

„Mit dem Räuber wird nicht diskutiert“ – lautet hingegen ein Grundsatz für die Sparkassenmitarbeiter, die sich bereits ab der ersten Woche ihrer Ausbildung mit den Gefahren eines Überfalls befassen. „Nicht um sie in Angst zu versetzen“, sagt Kornelia Köster, die die Geschäftsstellenrevision leitet und ebenfalls als Überfallbetreuerin hilft: „Die Kollegen lernen, wie sie handeln sollen, um sich und andere nicht zu gefährden.“ Immerhin, so sagt sie, „geht es nur um Geld“.

Nicht den Helden spielen

Viel wichtiger sei es, dass die Betroffenen unversehrt aus dieser Ausnahmesituation herauskommen. Sie sollen daher alles tun, „damit der Räuber schnell wieder weg ist.“ Hinlegen oder auf den Tisch steigen, wenn das die Anweisung ist. „Und alles Geld herausgeben.“ Nicht den Helden spielen, keine Tricks probieren, stattdessen sofort die Tür abschließen, wenn der Täter draußen ist. Bestenfalls fallen den Mitarbeitern später die große Nase oder die blonden Haare des Täters ein, wenn der längst weg ist. Tatsächlich dauere ein Überfall oft nur eine Minute, die den Opfern aber wie Stunden vorkommen kann. In der Zeit, sollen sie nichts tun, das den Täter aggressiv stimmen könnte. „Der ist ohnehin nervös und unter Hochspannung“, sagt die Leiterin. Opfer hingegen fühlen sich oft hilflos. Dabei sei nicht unbedingt entscheidend, ob der Täter sie mit einer Waffe bedroht oder ihnen lediglich wortlos einen Zettel zuschiebt, auf dem „Überfall“ steht.

„Nach einem Überfall ist es gut, wenn die Kollegen am nächsten Tag an den Arbeitsplatz zurückkehren“, sagt Petra Strauch. Doch einige brauchen drei Tage, andere kommen gar nicht wieder, sondern übernehmen eine Aufgabe ohne Kundenkontakt.

Körperlich verletzt wurde in den vergangenen 29 Jahren zum Glück niemand, sagt Kornelia Köster mit Blick auf die Zeit, in der sie bei der Sparkasse arbeitet. Vielmehr müssen sie die psychischen Folgen für die Opfer im Blick behalten. Die Überfallbetreuer begleiten die Kollegen daher zunächst mindestens sechs Wochen und später zum Gericht, wenn der Räuber gefasst ist. Wird der verurteilt, sagt die Überfallbetreuerin, „empfindet das Opfer Gerechtigkeit und kann endlich abschließen.“