Essen. . Eingeklemmt zwischen Hauptverkehrsstraßen und Industrie, bietet Vogelheim wenig Anlässe für einen Besuch im Norden der Stadt. Doch es gibt viel Gutes.

Hoch im Norden liegt Vogelheim, eingeklemmt zwischen Hauptverkehrsstraßen, Hafen und Fabriken.

Man kann es aber auch so sehen: „Vogelheim ist eine Insel im Meer der Industrie.“ Das sagt Peter Wallutis (57), der vor mehr als 30 Jahren in ein altes Steigerhaus an der Hafenstraße zog, dort eine Familie gründete und sagt: „Ich fühl’ mich wohl in Vogelheim.“

Das ist Essen-Vogelheim

Siedlungsbauten, dazwischen viel Grün, und am Horizont der Schornstein des Aluwerks Trimet: Vogelheim von oben.
Siedlungsbauten, dazwischen viel Grün, und am Horizont der Schornstein des Aluwerks Trimet: Vogelheim von oben. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
„Ich wohne gerne hier“: Bürger Peter Wallutis vor zwei Mehrfamilienhäusern – das eine noch unsaniert, das andere soeben frisch gemacht.
„Ich wohne gerne hier“: Bürger Peter Wallutis vor zwei Mehrfamilienhäusern – das eine noch unsaniert, das andere soeben frisch gemacht. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Halten Bürgerlichkeit im Stadtteil: Neubausiedlungen entstanden, und nur Leute außerhalb von Vogelheim waren erstaunt über die rege Nachfrage.
Halten Bürgerlichkeit im Stadtteil: Neubausiedlungen entstanden, und nur Leute außerhalb von Vogelheim waren erstaunt über die rege Nachfrage. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Wohnhäuser aus den 1950er Jahren sind typisch für Vogelheim.
Wohnhäuser aus den 1950er Jahren sind typisch für Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Bunt bemalt: das Stadtteilzentrum „Computainer“.
Bunt bemalt: das Stadtteilzentrum „Computainer“. © Martin Spletter / WAZ Essen
Der Sportplatz des Vogelheimer SV.
Der Sportplatz des Vogelheimer SV. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Die Katholische Kirche St. Thomas Morus.
Die Katholische Kirche St. Thomas Morus. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Die Katholische Kirche St. Thomas Morus.
Die Katholische Kirche St. Thomas Morus. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Auf dem Bild ist im Vordergrund die Gesamtschule Nord.
Auf dem Bild ist im Vordergrund die Gesamtschule Nord. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Auf dem Bild ist im Vordergrund die Gesamtschule Nord.
Auf dem Bild ist im Vordergrund die Gesamtschule Nord. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter.
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter.
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter.
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter.
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter.
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter.
Vogelheim aus der Luft: Diese Perspektive bietet der Multikopter. © Michael Gohl / FUNKE Foto Services
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim.
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim.
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim.
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim.
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim.
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim.
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim.
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim.
Impressionen vom Stadtteilspaziergang durch Vogelheim. © Stefan Arend / Funke Foto Services
Die Straße Stakenholt in Essen-Vogelheim im Mai 2015.
Die Straße Stakenholt in Essen-Vogelheim im Mai 2015. © Daniel Kamphaus/FUNKE Foto Services
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Vogelheim als Ausstellung für Wohnen im Wandel

Liebe Leser, Hand aufs Herz – wer war schon mal in Vogelheim? Niemand? Ohne dem Stadtteil zu nahe treten zu wollen: Es liegt auch nicht gerade auf der Hand, was Vogelheim ausmacht. Keine berühmten Bauwerke. Keine Ausflugsziele, die stadtweite Bedeutung hätten. Keine spektakuläre Natur.

Nach einem einstündigen Gang mit Peter Wallutis durch Vogelheim hat man sie immer noch nicht gesehen, die berühmten Bauwerke oder die spektakuläre Natur, und doch reiht sich eine Überraschung an die nächste. Die meisten Vorurteile schwinden. Wichtigste Erkenntnis nach 60 Minuten: Vogelheim könnte eine einzige Ausstellung sein für Wohnen im Wandel.

Computainer - seit zwölf Jahren ein Treffpunkt

Das Ding heißt „Computainer“, und der Begriff ist womöglich ein bisschen sperrig. 2003 gegründet, finden in einem Container-Ensemble mitten im Stadtteil, einst als Provisorium gedacht, weit mehr als bloß Computerkurse statt.

Der „Computainer“ ist Begegnungs-, Bildungs- und Beratungsstätte zugleich. Hier kommen Väter und Mütter zusammen, die Fragen zur Erziehung ihrer Kinder haben. Hier treffen sich Krabbelgruppen, hier hören Berater des städtischen Jugendamtes Bürgern zu, die familiäre Probleme schildern. Ach ja: Und Computerkurse, sowohl für Kinder, Jugendliche, als auch für Senioren, gibt es natürlich auch. Peter Wallutis von der Stadtteilkonferenz nennt den „Computainer“ die „Keimzelle des Widerstands“. Damit meint er: Mit Gründung dieser Bildungseinrichtung ging es bergauf in Vogelheim – als Widerstand gegen Ghettoisierung, gegen Verwahrlosung, gegen Armut und Bildungsarmut.

Hier gibt es sie noch, die schmutzgrauen Mehrfamilienhäuser, unsaniert, ohne Balkon, doch sie schwinden nach und nach. „Der Sound von Vogelheim“, sagt Wallutis, „ist derzeit Hämmern, Bohren, Klopfen.“ Die Wohnungsgesellschaften Vivawest, Allbau oder THS brächten nach und nach ihre Objekte in einen zeitgemäßen Zustand, nicht selten werden Blocks an private Eigentümer verkauft, die dann selbst mit einziehen und vorher aufwändig sanieren.

Doppelhaushälften bringen Solidität nach Vogelheim

Am Höltingsweg entstanden vor Jahren schmucke, helle Doppelhaushälften, die einerseits zwar so aussehen wie überall, sie könnten auch in Überruhr oder Borbeck-Mitte stehen, andererseits: Sie bringen ein ordentliches Maß an Solidität in den Stadtteil. „Viele, die hier früher wohnten, sind wiedergekommen und haben sich ein solches Haus gekauft. Darauf sind wir stolz“, sagt Wallutis. Ohnehin, die Menschen seien das Wichtigste im Stadtteil, „und die Durchmischung ist wichtig, damit kein Ghetto entsteht.“

Wallutis weist den Weg entlang an Eigenheimen mit moderner Holzfassade, die man überall vermutet hätte, nur nicht gerade hier, an Klinkerbauten mit stattlichen Autos vor der Tür – ja, es gibt sie hier, die bürgerlichen Ecken. „Was die Vogelheimer an ihrem Stadtteil schätzen“, erklärt Wallutis, „ist die intakte Nachbarschaft. Niemand muss hier allein bleiben.“ Er spricht vom Dorfcharakter, der das Leben erleichtere, auch wenn es an Geschäften fehlt – gerade mal ein Pennymarkt ist da, eine Änderungsschneiderei, ein Kiosk, ein türkischer Supermarkt.

Essener Stadtteilwappen und ihre Bedeutung

(31) Überruhr (Hinsel und Holthausen) : In Urkunden des Stiftes Rellinghausen wurden die Bauernschaften Hinsel und Holthausen früher „Over Rore“ genannt, was so viel bedeutet wie „auf der anderen Seite der Ruhr“. Das Wappen deutet auf die Ruhr hin. Ebenso ist ein Kreuzschargen abgebildet, ein glücksbringendes, germanisches Zeichen, das auf die zahlreichen Bodenfunde in diesem Bereich deutet. Seit 1808 gehörte Überruhr zur Bürgermeisterei Steele, 1894 entstand die eigenständige Bürgermeisterei Überruhr. Die Eingemeindung folgte 1929.  Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband
(31) Überruhr (Hinsel und Holthausen) : In Urkunden des Stiftes Rellinghausen wurden die Bauernschaften Hinsel und Holthausen früher „Over Rore“ genannt, was so viel bedeutet wie „auf der anderen Seite der Ruhr“. Das Wappen deutet auf die Ruhr hin. Ebenso ist ein Kreuzschargen abgebildet, ein glücksbringendes, germanisches Zeichen, das auf die zahlreichen Bodenfunde in diesem Bereich deutet. Seit 1808 gehörte Überruhr zur Bürgermeisterei Steele, 1894 entstand die eigenständige Bürgermeisterei Überruhr. Die Eingemeindung folgte 1929. Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband © „Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile“ von Johann Rainer Busch, ISBN: 978-3-00-028515-8; Herausgeber ist der Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine.
(42) Werden: Im Januar 799 gründete der heilige Ludgerus das Benediktinerkloster Werden. Die Äbte waren die Landesherren, 1317 erhielt Werden gar die Stadtrechte und blieb bis 1803 reichsfreies Stift. Ab 1808 selbstständige Bürgermeisterei, wurde Werden erst 1929 eingemeindet. Das Wappen zeigt ein mit vier roten Kugeln besetztes Pallium – ein Schulterschmuck, der Erzbischöfen oder heilig gesprochenen Bischöfen vom Papst verliehen wurde.  Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband
(42) Werden: Im Januar 799 gründete der heilige Ludgerus das Benediktinerkloster Werden. Die Äbte waren die Landesherren, 1317 erhielt Werden gar die Stadtrechte und blieb bis 1803 reichsfreies Stift. Ab 1808 selbstständige Bürgermeisterei, wurde Werden erst 1929 eingemeindet. Das Wappen zeigt ein mit vier roten Kugeln besetztes Pallium – ein Schulterschmuck, der Erzbischöfen oder heilig gesprochenen Bischöfen vom Papst verliehen wurde. Quelle: Kurt Schweder/ Stadtverband © „Kurt Schweders Wappen der Essener Stadtteile“ von Johann Rainer Busch, ISBN: 978-3-00-028515-8; Herausgeber ist der Stadtverband der Bürger- und Verkehrsvereine.
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Würde, Friede, Hoffnung: Was das Wappen sagt

Die Bürger interpretieren das Wappen, das auch die Erbgutsbesitzer von Vogelheim verwendeten, auf ihre Weise: Das Grün der Balken steht demnach für die Hoffnung auf bessere Achtung der Menschenwürde, das Weiß des Schildes für die friedliche Akzeptanz und die Vögel für die Freiheit der Gemeinnützigkeit und des Bürgerwillens.

Letzteren demonstrierten die Vogelheimer am 25. Juni 1978 eindrucksvoll, als die alte Bauernsiedlung zum 50. Essener Stadtteil ausgerufen wurde und sich auf Initiative von Bürgern von Bergeborbeck löste. Vogelheim ist somit Essens jüngster Stadtteil.

Zwischen den Häusern, sagt Wallutis, sei viel Grün und viel Platz, das sei typisch für Vogelheim, doch der Verkehr, der den Stadtteil umtost, sei ein dauerhaftes Problem. „Als ich vor 30 Jahren an die Hafenstraße zog, konnten Sie abends ab sechs mit dem Fahrrad Kreise fahren. Nach der Öffnung der Grenzen zum Osten hin hat sich das verändert.“ Und so engagiert sich Wallutis seit Jahren für die „Stadtteilkonferenz“, alle zwei Monate kommen Vertreter der Vereine, Behörden, Kirchen zusammen, um über aktuelle Themen zu sprechen. „Vernetzung“, sagt Wallutis, „löst viele Probleme.“ In Vogelheim hat man das erkannt, früher als anderswo.

Vogelheim in Zahlen und im Stadtteil-Vergleich

418 Fußballfelder groß

3,01 Quadratkilometer ist Vogelheim groß. Da sind 301,02 Hektar. Ein Hektar entspricht einer Fläche von 100 mal 100 Metern. Umgerechnet: Vogelheim ist so groß wie etwa 418 Fußballfelder, wenn man das UEFA-Standardmaß anlegt (105 mal 68 Meter).

3,15 Hektar Wasserfläche

Vogelheim hat 3,15 Hektar Wasserfläche, 13,94 Hektar Forst und 22,75 Hektar Parks und Grünanlagen.

Weniger Einwohnern

5906 Bürger waren Ende des letzten Jahres in Vogelheim gemeldet. Übrigens: Vor acht Jahren hatte Vogelheim noch 6260 Einwohner, musste also einen Verlust von knapp fünf Prozent hinnehmen.

Wohnraum: 33,9 Quadratmeter pro Bürger

33,9 Quadratmeter Wohnfläche stehen jedem Bürger in Vogelheim durchschnittlich zur Verfügung.

Durchschnittsalter

42,62 Jahre sind die Schönnebecker im Schnitt alt. Und damit jünger als der Durchschnitt im gesamten Stadtgebiet. In Essen liegt das Durchschnittsalter bei 44,57 Jahren.

Staatsbürgerschaft

66,9 Prozent Prozent der Vogelheimer haben ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft. Insgesamt haben 78,6 Prozent der Essener nur einen deutschen Pass.

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Alle bisher veröffentlichten Folgen finden Sie auf unserem Spezial zur Serie / Folge 28: Südostviertel / Folge 27: Margarethenhöhe / Folge 26: Heidhausen / Folge 25: Haarzopf / Folge 24: Altendorf / Folge 23: Stoppenberg / Folge 22: Werden / Folge 21: Holsterhausen / Folge 20: Dellwig / Folge 19: Rellinghausen / Folge 18: Horst / Folge 17: Südviertel / Folge 16: Rüttenscheid / Folge 15: Byfang / Folge 14: Schuir / Folge 13: Karnap / Folge 12: Bredeney / Folge 11: Fischlaken / Folge 10: Kray / Folge 9: Leithe / 8: Nordviertel / 7: Kettwig / 6: Frohnhausen / 5: Altenessen / 4: Kupferdreh / 3: Vogelheim / 2: Schönebeck / 1: Heisingen / zur Galerie mit allen Essener Stadtteil-Wappen