Essen. Das Baden in Ruhr und Baldeneysee soll an ausgewählten Stellen erlaubt werden. Aber nur an wenigen Tagen im Jahr, wenn die Wasserqualität top ist.
Sie sprechen von einer „Chance, die jetzt da ist und nicht wiederkommt“, mühen sich aber gleichzeitig, allzu große Erwartungen zu dämpfen: Die neue Interessengemeinschaft „Baden in der Ruhr“ hat das Ziel, das Schwimmen im Baldeneysee vom nächsten Jahr an möglich zu machen. Aber: Das kann nur zunächst an einer bestimmten Stelle geschehen, und auch nur an wenigen Tagen im Jahr – die Rede ist von 10 bis 20.
Rund 60 Vertreter von Ämtern, Behörden, Vereinen und Institutionen kamen am Freitag im Regattahaus am See zusammen, um die Interessengemeinschaft zu gründen. „Jetzt braucht es den politischen Willen zur Umsetzung, und wenn alle richtig mitmachen, könnte es 2016 so weit sein“, sagte Wolf Merkel, Sprecher des Forschungsprojekts „Sichere Ruhr“. Drei Jahre lang hatte man Wasserproben entnommen, das Ergebnis: „Die hygienische Qualität schwankt stark.“ Klingt kritisch, heißt aber im Alltag: Nach Regen und Hochwasser ist das Wasser zu stark bakterienbelastet, in trockenen Phasen sind die Verhältnisse „ausgezeichnet“.
Projekt „Sichere Ruhr“ begann 2012 mit Wasser-Untersuchungen
Im Rahmen des Projekts „Sichere Ruhr“ wurde von 2012 bis 2014 ein Ruhrabschnitt von 52 km Länge zwischen Kemnader Stausee und Mülheim untersucht. Dabei stand die Frage nach der Wasserqualität im Baldeneysee und einem möglichen Badebetrieb dort im Mittelpunkt. Die Forschungsergebnisse stehen unter www.sichere-ruhr.de
Das Baden in der Ruhr wieder möglich zu machen, zählt zu den wichtigsten Anliegen bei der Bewerbung Essens um den Titel „Europas Grüne Hauptstadt 2017“.
Es gibt konkrete Vorstellungen für eine Badestelle am Strandbad „Seaside Beach“, Holzstege sollen den Wasser-Einstieg möglich machen über eine Breite von 20 Metern, weiter hinauszuschwimmen als fünf bis zehn Meter wird jedoch nicht möglich sein. „Entscheidend für das Gelingen des Vorhabens“, sagte Merkel, „ist ein Warnsystem für Badende.“ Eine App wäre denkbar, im Zweifel hilft eine schlichte rote Fahne, wenn die Wassermessungen nicht gut ausfallen.
Doch wie erklärt man Bürgern bei 30 Grad Hitze eine rote Fahne am Wasser? Und wie sagt man ihnen, dass erst die Mess-Ergebnisse vom Tag vorliegen müssen? „Wir müssen klein anfangen, wir benötigen weiter eine positive Grundstimmung. Auch, falls Rückschläge erfolgen“, sagte Bernd Schmidt-Knop, Geschäftsführer des städtischen Betriebs Grün und Gruga. Bei allem Optimismus, die die Wasseruntersuchungen bringen: Niemand will jetzt voreilig das Wasser freigeben und dann gleich Schadensersatzklagen auf den Tisch bekommen, und sei es, dass sich ein Schwimmer Durchfall geholt hat.
Einige Teilnehmer waren enttäuscht, andere nicht begeistert
Während einige Teilnehmer der Gründungsveranstaltung direkt ihrer Enttäuschung über das vorsichtige Vorgehen freien Lauf ließen – zehn Tage im Jahr, sagte jemand, das sei „feige“ –, lassen sich Andere gerade erst anstecken vom Fieber: Patrick Sokoll, Betreiber des „Hauses am See“ auf der südlichen Seeseite, fragte, ob und wie private Badestege möglich seien, „einen Entwurf hab’ ich längst.“ Auch Wolfgang Rohrberg (Essener Sportbund) betonte, dass ohne Engagement der ansässigen Vereine nur wenig gehen würde, „die sind der Motor.“
Das sind Fragen, die zu klären sind. Auch die Finanzierung steht noch nicht – doch man geht davon aus, dass See-Schwimmer bereit wären, einen kleines Eintrittsgeld an der Seaside-Kasse zu entrichten.
Freilich: Mit wild-romantischem Baden im weichen Seewasser zu jeder Tages- und Nachtzeit hat das nicht mehr viel zu tun. Doch weitere Stellen fürs Schwimmen sollen geschaffen werden. Später.