Essener Stadtteile. . Vertreter der Interessengemeinschaften lehnen eine weitere Beschränkung der verkaufsoffenen Sonntage ab. Schon jetzt hätte es der Einzelhandel schwer genug
In den Stadtteilen stößt der Vorstoß der „Essener Allianz für den freien Sonntag“ auf wenig Gegenliebe. Anfang der Woche hatte der Zusammenschluss von Gewerkschafts- und Kirchenvertretern gefordert, die Anzahl von verkaufsoffenen Sonntagen drastisch zu reduzieren. So sollen die Läden nur noch im Rahmen von elf statt bislang 34 Veranstaltungen öffnen dürfen.
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Wie der Einzelhandelsverband warnen auch die Vertreter der Interessen- und Einzelhandelsgemeinschaften in den Stadtteilen vor einem solchen Schritt. „Ich bin sehr sicher, dass wir alle geschlossen gegen einen solchen Mumpitz antreten werden“, sagt Wolfgang Bieger, Vorsitzender der Kettwiger Interessengemeinschaft Kettin e.V. Erst vor einigen Wochen hätten sich die Stadtteile gemeinsam auf die Termine für 2016 geeinigt. Das sei schwierig genug, schließlich stehen seit der landesweiten Änderung des Ladenschlussgesetzes im Jahr 2013 nur noch elf Termine für verkaufsoffene Sonntage zur Verfügung. „Dadurch können wir es gar nicht mehr verhindern, dass sich die Stadtteile durch parallele Veranstaltungen gegenseitig die Kunden wegnehmen“, bedauert Bieger.
Verkaufsoffene Sonntage an Traditionsveranstaltungen koppeln
Das machte sich zuletzt etwa beim Altenessener Frühling Ende März bemerkbar. „Zeitgleich waren in der Innenstadt die Geschäfte geöffnet. In der Folge blieben viele Läden bei uns leer – entsprechend mehren sich die Überlegungen einiger Händler, ihre Geschäfte erst gar nicht mehr zu öffnen. Dabei sind die Sonntage gerade für die Stadtteile wichtig und gelten als Frequenzbringer“, sagt Peter Arndt Wülfing, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Altenessen.
Leon Finger, Vorsitzender des Initiativkreises City-Steele, pflichtet ihm bei. So erschwerten besonders der Online-Handel, umliegende Einkaufszentren und Outlets den Kaufleuten vor Ort zunehmend das Geschäft. Fast 50 Prozent der Geschäfte in Steele sind inhabergeführt. Gleichwohl hat Finger Verständnis für die Forderung, die verkaufsoffenen Sonntage an eine Traditionsveranstaltung zu koppeln: „Warum dann aber etwa unser Weihnachtsmarkt, den es seit 39 Jahren gibt, nach Meinung der Allianz wegfallen soll, ist mir ein Rätsel.“
Rolf Krane, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Rüttenscheid, bescheinigt den Kirchen und Gewerkschaften, die Falschen an den Pranger zu stellen. Die Sonntage stärkten den lokalen Einzelhandel und hielten die Stadtteile lebendig. „Darüber hinaus baut auch die Kirche beim Weihnachtsmarkt in der Innenstadt ihre Stände auf und veranstaltet Pfarr- und Gemeindefeste am Wochenende. Der Vorschlag ist schlicht nicht mehr zeitgemäß“, sagt Krane.
Die Linke lehnt verkaufsoffene Sonntage generell ab
„Dass die Essener Allianz für den freien Sonntag jegliche Stadtteilfeste, etwa in Rüttenscheid und Steele, aus der Liste der verkaufsoffenen Sonntage heraus nehmen möchte, ist an Ignoranz gegenüber der dort ansässigen Händler nicht mehr zu überbieten“, findet FDP-Politiker Peter Sander deutliche Worte. Gleichzeitig fordert er Politik und Verwaltung auf, die Entwicklung der Stadtteile nicht mit weiteren Verboten zu behindern.
Wolfgang Freye, Oberbürgermeisterkandidat für die Linke, wiederholte die Meinung seiner Partei, die verkaufsoffene Sonntage generell ablehnt: „Von CDU und SPD fordern wir, zumindest die inflationäre Genehmigung einzudämmen.“ Am 24. Juni entscheidet der Rat über die von den Stadtteilvertretern abgestimmten Termine für das nächste Jahr.