Essen. . Das Berufskolleg Mitte bildet als einziges Berufskolleg in Essen Kfz-Mechatroniker aus. Es gibt 1800 Schüler und 100 Schülerinnen, Tendenz unverändert.

Zum Berufskolleg Mitte an der Schwanenkampstraße in Essen, die liegt in einem gesichtslosen Stück Stadt zwischen Cinemaxx und B224, gehen 1800 Schüler. Und 100 Schülerinnen. „Der Frauenanteil war immer niedrig“ sagt Friedhelm Glunz, Vize-Schulleiter und seit 34 Jahren im Haus beschäftigt.

Das liegt wohl an den Bildungsgängen, die am Berufskolleg Mitte angeboten werden – Kfz-Azubis und Kraftfahrer-Lehrlinge gehen hier zur Schule, auch Anlagenbauer für Heizung, Lüftung, Klima. Für erfolgreiche Absolventen gibt es die „Fachschule für Technik“, am Ende steht der „Staatlich geprüfte Techniker“, und um Jugendliche, die sich ohne Schulabschluss neu orientieren wollen, kümmert sich das Berufskolleg Mitte auch.

Fehlende Lehrstellen bei kleinen Betrieben

Warum so wenig Frauen? Die Gründe sind manchmal so profan, da können selbst alle Gleichstellungs-Beauftragten dieser Welt wohl nichts machen: „Viele junge Frauen ergreifen keinen Handwerksberuf, obwohl sie talentiert wären“, sagt Friedhelm Glunz. „Das liegt an fehlenden Lehrstellen vor allem bei den kleinen Betrieben.“ Warum die keine Lehrstellen anbieten? „Weil sie zu klein sind und zum Beispiel keine vorgeschriebenen Sozialräume anbieten können.“

Heißt: Da, wo die Vorschrift verlangt, dass Frauen ein Recht auf eigene Räumlichkeiten haben, zum Beispiel beim Stillen Örtchen, da hört es mit der Gleichberechtigung vielerorts schon auf, schlichtweg aus räumlicher Enge.

„In den letzten Jahren hat sich viel verändert“, berichtet Friedhelm Glunz. Die Ansprüche besonders für jene, die die Gesellenprüfung ablegen, stiegen ständig – und dass 60 bis 70 Prozent der Schüler die Kfz-Lehre erfolgreich beenden, die andern aber eben nicht, habe auch mit der zunehmenden Computerisierung der Geräte zu tun. „Das ist nicht nur bei den Kfz-Mechatronikern so, das ist bei den Anlagenbauern auch so.“ Viele Heizungen werden heute von Computern gesteuert.

Viele Frauen im orthopädischen Bereich

Mit einem aufwändig organisierten Fest hat das Berufskolleg Mitte gestern seinen 50. Geburtstag gefeiert. Dabei sitzt die Schule so viele Jahre am Standort, ist aber eigentlich viel älter. 1845 wurde sie als „Private Fortbildungsschule des Vereins für Bürgerwohl“ gegründet, richtete 1901 als „Staatlich-Städtische Gewerbeschule“ die drei Zweige Maschinenbau, Baugewerbe, Kunstgewerbe ein.

Kunst- und Baugewerbe gibt es so heute nicht mehr, dafür sind Orthopädietechniker und -schuhmacher hinzugekommen. „Das sind die Bereiche“, sagt Glunz, „in dem die meisten Frauen bei uns beschäftigt sind.“