Essen. . Auch bei der Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen sind Dutzende Mitarbeiter im Ausstand. Sie fühlen sich bislang zu wenig gehört.

Auch ihr Streik geht am Montag in die vierte Woche: Bei der Gesellschaft für Soziale Dienstleistungen Essen – kurz GSE – haben mittlerweile rund 50 Mitarbeiter in den Behinderten-Werkstätten ihre Arbeit niedergelegt. Und es werden von Woche zu Woche mehr, sagt Gruppenleiterin Nicole Kaiser, die täglich ihren Streikposten vor einem der Werkstatt-Tore bezieht, um weitere Kollegen zum Ausstand zu bewegen.

Mittlerweile hat der unbefristete Streik auch der bei der GSE deutliche Auswirkungen. Drei der neun Behinderten-Werkstätten sind geschlossen – dazu zählt auch die bekannte Fahrradwerkstatt in Rüttenscheid. Die Beschäftigten – geistig und psychisch behinderte Menschen – werden zum Teil nur noch in Notgruppen weiter betreut oder müssen gar zu Hause bleiben.

Dennoch findet der Streik bei der GSE und anderen sozialen Einrichtungen nur im Schatten der Erzieher statt. Die öffentliche Wahrnehmung liegt auf den Kita-Streiks, und das ärgert die GSE-Mitarbeiter. „Unser Problem ist: Wir haben anders als die Erzieher keine Lobby“, meint Marc Streichsbier. Dabei hätten sie ebenfalls einen Bildungsauftrag und dafür eine Vielzahl von Fortbildungen absolviert, arbeiten zudem mit einer schwierigen Klientel und verdienen noch weniger als die Erzieher.

Mitarbeiter haben Gewissensbisse

Während diese in die Stufe 6 der Einkommenstabelle eingruppiert sind, „liegen wir zwei Stufen darunter“, schimpft Manuela Löbbecke, die bei der GSE als Bildungsbegleiterin tätig ist. Das mache allein beim Einstiegsgehalt mehr als 200 Euro brutto Unterschied im Monat aus. Sie und ihre Kollegen wollen mit den Erziehern gleichgezogen werden und unterstützen deren Forderung nach Gehaltsstufe 10. „Auch wir wollen für unsere Arbeit eine angemessene Wertschätzung bekommen“.

Trotz aller Kampfbereitschaft – die Streik-Wochen eins, zwei und drei rütteln mittlerweile an den Nerven auch der Streikenden. Daraus machen die GSE-Mitarbeiter kein Hehl. „Das ist auch für uns eine schwere Zeit, wir stecken das nicht so weg“, versichert Nicole Kaiser.

Verdi-Sekretär Gereon Falck kennt die Emotionen, die in einem solchen Streik mitschwingen: Gerade in sozialen Berufen beschleiche die Beschäftigten aus einem Verantwortungsgefühl heraus ein schlechtes Gewissen gegenüber Kollegen und Patienten. Tina Waning, die im Sozialen Dienst arbeitet, unterstreicht das: „Wir würden lieber heute als morgen wieder zur Arbeit kommen.“ Aber solange die Arbeitgeberseite in den Verhandlungen kein annehmbares Angebot für ihren Bereich vorlege, „ziehen wir das durch“.