Essen. . Die Politik scheint einig im Einsatz gegen die Spar-Ideen von Rödl & Partner. Notfalls, so die Linke, hilft ein Bürgerbegehren

Wenn einmal im Monat der Sportausschuss des Rates tagt, dann lauschen meist nur die „üblichen Verdächtigen“ der politischen Debatte. Gestern war das anders: Rund 70 Gäste, vornehmlich aus den Sportvereinen zwischen Karnap und Kettwig, wollten aus erster Hand erfahren, was es mit dem Spargutachten im Sport auf sich hat, dessen zentrale Inhalte vor drei Wochen exklusiv in der NRZ zu lesen waren. Zwei Stunden später wussten Politiker wie Zuhörer nach einer teils recht emotional geführten Diskussion, was ein Gutachten von einem „Fast-Gutachten“ unterscheidet, was die Spar-Experten von Rödl & Partner an Etat-Verbesserungen zwischen Grugabad-Schließung und Gebühren-Verdreifachung planen – und was die Politik in Essen von all dem hält: nicht viel.

Wenn das hier heute eine „schmerzhafte Veranstaltung“ gewesen ist, wie Klaus Diekmann von der CDU es formulierte, dann hat er die meiste Haue abbekommen: Christoph Gusovius, stellvertretender Präsident der Gemeindeprüfungsanstalt (GPA), offiziell Auftraggeber jenes Gutachtens, das nach weiteren Spar-Möglichkeiten in der Essener Sportlandschaft suchen soll – und nach eigenem Bekunden jemand, der absolut „nichts gegen den Sport hat“.

Gutachtern habe es an Kreativität und Kenntnis gemangelt

Er muss das noch mal betonen, denn die versammelte Schar der hiesigen Sportpolitiker hat offenbar einen anderen Eindruck.

Das Grugabad schließen. Personal kürzen. Bädertickets verteuern. Die Sport- und Gesundheitszentren weiter schröpfen. Und obendrein noch die von den Sportvereinen zu zahlenden Entgelte für Turnhallen und Sportplätze kurzerhand verdreifachen. – Wenn das tatsächlich so kommt, so ereifert sich mancher in der versammelten Runde mehr oder weniger empörter Sportpolitiker, „ist die Sportstadt Essen kaputt“.

Aber es wird nicht so kommen, das scheint klar. Denn wenn man die Liste der Gutachter von Rödl & Partner durchgehe, ist da „nicht so viel Neues dabei“, sagt Ingo Vogel (SPD), und alle im Saal nicken: Das Grugabad dicht machen? Gebühren oder Entgelte vervielfachen? Steht alles längst auf einer Giftliste, die man aus guten Gründen in der Schublade ließ. Und die doppelt so lang ist, wie das, was Rödl & Partner für eine teure „Gage“ ermittelt habe, wie Siegfried Brandenburg (CDU) spottet.

Will sagen: Den Gutachtern habe es an Kreativität genauso wie an Kenntnis gemangelt. Und an Informationen darüber, so mutmaßt Wolfgang Rohrberg vom Essener Sportbund, wie weit der Sparkurs beim Sport schon vorangetrieben wurde: Vielerorts hätten die Vereine der Stadt längst die Arbeit und damit viele Kosten abgenommen: „Und weil die die Toiletten selber sauber machen, weil die das Unkraut zupfen, sollen sie zum Dank die dreifache Nutzungsgebühr tragen? Sind wir im Sport die Trottel?“

Sparen müsse gerecht verlaufen

Sparen, so Rohrberg, müsse gerecht verlaufen, „dann kommt ein bisschen Frieden rein“. Hiltrud Schmutzler-Jäger (Grüne) spricht der Politik offenbar aus dem Herzen: „Wir wissen, wie viel wir dem Sport schon zugemutet haben.“ Und nicht nur Marcus Fischer (FDP) ärgert der „leicht unverschämte Vorwurf“ von GPA-Vizepräsident Gusovius, der da formulierte: „Wenn das alles nicht so kreativ ist, wenn Sie das alles schon lange wussten, frage ich mich, warum in der Stadt Essen diese Spar-Potenziale nicht schon längst umgesetzt sind?“

Dafür gab’s – wie gesagt – verbale Haue, nicht zu knapp. Ebenso für die „Wortklauberei“, bis dato liege ja nur ein unabgestimmtes, nicht veröffentlichungsreifes „Fast-Gutachten“ vor. Auf NRZ-Anfrage bestätigt Gusovius später: Neue Vorschläge wird es in der Endfassung nicht geben.

„Ich will keine Schließungsorgie“, sagt der GPA-Vize, um zu warnen: „Nicht zu handeln, ist keine Option.“ Die Politik nimmt es kopfschüttelnd hin, die Mehrheiten gegen die Sparideen scheinen klar.

Und wenn nicht? Herbert Bußfeld von der Linken weist den Weg: „Das wird ein Bürgerbegehren geben.“