Essen. . Mit dem Vorschlag, das Grugabad zu schließen, haben die Gutachter von Rödl & Partner ein Beben ausgelöst. Sie schlagen zudem vor, die Eintrittspreise für alle Bäder zu erhöhen.

Mit ihrem Vorschlag, das Grugabad zu schließen, hat die Beratungsfirma Rödl & Partner in Essen helles Entsetzen ausgelöst. Die Gutachter aus Köln interessieren sich freilich weniger für lokale Befindlichkeiten als für Einsparpotenziale – und die listen sie auf 35 Seiten auf.

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Das Papier, das der WAZ vorliegt, beziffert die mögliche Einsparung beim Aus für Essens größtes Freibad auf fast 1,3 Million Euro. Die Gutachter sehen sich in ihrem Zwischenbericht an die Gemeindeprüfungsanstalt zudem die Einnahmen der Sport- und Bäderbetriebe an und prüfen die Wirtschaftlichkeit anderer Sportstätten in der Stadt.

Sanierungskosten von fast 14 Millionen Euro

Darum haben der Essener Sportbund (Espo) und viele Ratspolitiker den Oberbürgermeister aufgefordert, das Gutachten umgehend zu veröffentlichen. Zur Sitzung des Sportausschusses am 19. Mai solle es vorliegen. Reinhard Paß lehnt das ab; man müsse das endgültige Gutachten abwarten, das bis zur Sommerpause vorliege, bekräftigte der OB am Montag. „Alles andere ist Wahlkampfgetöse auf dem Rücken des Sportes und trägt nur zur Verunsicherung der Bürger bei.“

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Dabei lohnt ein Blick auf die Vorschläge der Gutachter, die die Situation in Essen mit der in anderen Revierstädten vergleichen: Da kommt Essen bei der Wasserfläche der Freibäder auf 1985 qm pro 100 000 Einwohner, in Dortmund sind es 1337 qm, in Duisburg 616 qm, allein Bochum liegt mit 3737qm erheblich höher. Das Gutachten schlägt für Essen 1052 qm pro 100 000 Einwohner vor – fast eine Halbierung.

Halbe Millione Euro durch Erhöhung der Eintrittspreise

Freilich hat das Beispiel Hesse in Dellwig gezeigt, dass man Wasserfläche reduzieren kann, ohne ein Freibad ganz aufzugeben. Auch im Grugabad, das in Kürze unter Denkmalschutz gestellt werden soll, liegt eine solche Lösung näher. „Wir sollten das Bad behutsam umgestalten und gleichzeitig rentierlicher machen“, sagt etwa CDU-Fraktionschef Thomas Kufen. Neben einer Verkleinerung könne man eine Teil-Überdachung prüfen. Bei anstehenden Sanierungskosten von fast 14 Millionen Euro „ist ein Betrieb für drei, vier Monate im Jahr ein Luxus, den wir überdenken müssen“.

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Wie man die Einnahmen erhöhen kann, hat sich auch Rödl & Partner angesehen – und eine Erhöhung der Eintrittspreise vorgeschlagen: Im Grugabad werden bisher 4 Euro fällig, ermäßigt 2,10 Euro. Hier seien Preise von 4,50 bzw. 2,50 Euro denkbar. Die Hallenbad-Preise sollten von 3/erm. 2 Euro auf 3,50/erm. 2,50 Euro steigen. Das könne fast eine halbe Million Euro im Jahr bringen. In Bochum und Duisburg kostet der Hallenbad-Eintritt bereits 4 Euro, in Dortmund 3,50 Euro.

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An der Preisspirale sollen laut Rödl auch die Vereine drehen, die in Hallenbädern Sport- und Gesundheitszentren betreiben: Wenn sie ihr Kurs-Angebot verteuern, könne die Stadt dort höhere Mieten erzielen: Jährlich seien so Zusatzeinnahmen von bis zu 146 000 Euro möglich. Der Espo sieht diese Spielräume indes nicht und hat schon mit Schließungen gedroht.