Essen. Die Idee, das Grugabad zu schließen, ist nur e i n Baustein des Spargutachtens im Sport, wenn auch ein wichtiger. Vereinen drohen zudem drastisch erhöhte Gebühren und geringere Kurseinnahmen. Der Espo ist fassungslos
Die neuen Sparpläne für den Sport – sie stehen auf der Tagesordnung, seit die NRZ vor knapp zwei Wochen erste Erkenntnisse des Gutachtens von Rödl & Partner offenlegte. Doch dort, wo man nun eine lebhafte Diskussion erwarten könnte, über das mögliche Aus fürs Grugabad und andere drastische Einschnitte, dort kommt das Thema gar nicht erst auf den Tisch: Dem Sport- und Bäderausschuss des Rates ist die längst losgetretene Debatte darüber, wie viel man dem Sport noch an Kürzungen zumuten kann, für seine nächste Sitzung am 19. Mai (noch) kein eigener Tagesordnungspunkt wert.
Dabei geht es um viel mehr als nur um die Frage, ob die Stadt aus Kostengründen im Grugabad ein für allemal den Stöpsel zieht. Die Zukunft des Traditionsbades in Rüttenscheid ist nämlich nur ein Baustein des Spargutachtens, wenn auch ein wichtiger: Er könnte einen zweistelligen Millionen-Betrag für die Renovierung ersparen und obendrein 1,3 Millionen Euro an jährlichen Betriebskosten. Aber diese 1,3 Millionen sind eben nur etwas mehr als ein Viertel der angepeilten Einsparsumme von 4,7 Millionen Euro im Jahr.
Sportvereine stärker zur Kasse bitten
Mehr noch: Wenn sich in der Politik – wie derzeit absehbar – eine große Mehrheit gegen die Schließung des Grugabades formiert, rücken die anderen Sparvorschläge umso mehr in den Mittelpunkt.
So ist etwa geplant, die Sportvereine deutlich stärker als bisher zur Kasse zu bitten. Fünf Euro pro Hallen- oder Platzstunde sollen sie künftig als Richtwert berappen, statt der bislang gezahlten Beträge zwischen 77 Cent und 1,90 Euro. Klotzen statt kleckern, heißt also die Devise für die Gutachter von Rödl & Partner, im Schnitt bedeutete dies eine Verdreifachung der bisherigen Beträge – und für die Stadt eine Verdreifachung der Erlöse auf 1,3 Millionen Euro.
Ähnlich rigoros wollen die Gutachter bei den Sport- und Gesundheitszentren vorgehen, wollen die Einnahmen aus dem Kursbetrieb und den Fitnessstudios um die Hälfte erhöhen oder gar verdoppeln. Bis zu 147.000 Euro an Mehreinnahmen ließen sich so hereinholen, rechnen Rödl & Partner vor.
Stadt hat mehr Probleme
Doch wenn man Wolfgang Rohrberg glaubt, dem Geschäftsführer des Essener Sportbundes, hat man da die Rechnung ohne den Wirt gemacht. „Wenn das kommt, hat die Stadt nicht weniger Probleme, sondern mehr“, lacht er. Denn schon jetzt gelten einige Sport- und Gesundheitszentren als Zuschussbetriebe, weil die steigenden Energiekosten nie durch höhere Zuschüsse seitens der Stadt aufgefangen wurden. Sollte die Stadt also noch mehr Einnahmen abschöpfen wollen, würde sie am Ende auf den Einrichtungen sitzen bleiben – und noch draufzahlen.
Nein, das ist keine leere Drohung, sagt Rohrberg: Der Aufsichtsrat der Essener Sport-Betriebsgesellschaft (ESBG) habe beschlossen, defizitäre Einrichtungen auf Sicht nicht weiter zu betreiben. Könne die Stadt der zu 75 Prozent vom Essener Sportbund gehaltenen ESBG bis zum Sommer keine finanziellen Zusagen machen, dann gibt der Espo sowohl das Friedrichsbad in Frohnhausen als auch das Nord-Ost-Bad auf.
Und einen kopfschüttelnden Kommentar von Espo-Geschäftsführer Rohrberg gibt es noch kostenlos dazu: „Billiger und besser als durch uns kommt die Stadt da nicht mehr dran. Was mit solchen Kürzungen kaputt geht, scheint keinen zu interessieren.“
Spargutachten
Dabei gibt es im Spargutachten, dessen Endfassung bis dato noch nicht vorliegt, auch Erkenntnisse, die man beim Espo mitträgt, ja, zum Teil selbst einst vorgeschlagen hat: etwa das System fester Platzwarte durch Serviceteams für die Sportanlagen zu ersetzen. Auch der Plan, auf den einen oder anderen Rasenmäher zu verzichten, löst wohl keinen Aufstand aus.
Und die Kürzungen beim Handball-Leistungszentrum, bei der Wäscherei, beim Personalaufwand für Regattas? Man könne darüber reden, heißt es, muss aber einsehen: Schöner wird der Sport im Zweifel dadurch nicht.
Was auch fürs Grugabad gilt, das, wenn schon nicht geschlossen, so doch vermutlich teurer wird: 4,50 statt 4 Euro soll nach Vorstellungen der Gutachter für diesen Fall eine Eintrittskarte künftig kosten (ermäßigt: 2,50 statt 2,10 €). Und auch in der übrigen Bäderlandschaft würd’s dann teurer: 3,50 statt 3 Euro (ermäßigt 2,50 statt 2 €). Macht unterm Strich 300.000 Euro mehr in der Stadtkasse.
Das wird auf die Tagesordnung kommen, früher oder später.