Essen. . 4,7 Millionen Euro könnten eingespart werden. Das legt ein Gutachten nahe. Der Espo ist alarmiert und warnt in einem offenen Brief vor neuer Sparrunde.

Große Aufregung beim Essener Sportbund (Espo): Das von der Stadt in Auftrag gegebene Gutachten zu möglichen finanziellen Einsparungen im Sport schlägt bei der Interessenvertretung der Vereine hohe Wellen. Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg sah sich am Dienstag veranlasst, einen offenen Brief an Oberbürgermeister Reinhard Paß zu verfassen.

Wie Rohrberg in dem zweiseitigen Schreiben darlegt, treibt den Espo weniger die in Rede stehende Schließung des Grugabades um als die Summe von 4,7 Millionen Euro, die der Sport nach Berechnung des Beratungsunternehmens Rödl & Partner einsparen könnte. Handelt es sich dabei doch um nicht weniger als 20 Prozent des Etats der Sport- und Bäderbetriebe, wie Rohrberg zu bedenken gibt. Zum Vergleich: Der Betrieb des Grugabades kostet die Stadt 1,3 Millionen Euro pro Jahr.

2014 flossen 3,8 Millionen zusätzlichen in den Etat

Soll die Rechnung der Gutachter also aufgehen, müsste der Sport die Löwensumme an anderer Stelle erwirtschaften – durch den Abbau von Personal, durch höhere Eintrittspreise und höherer Gebühren für die Nutzung städtischer Sportanlage. All dies, so fürchtet der Espo, dürfte nicht ohne Auswirkungen auf die Sportlandschaft dieser Stadt bleiben. Rohrberg erinnert in diesem Zusammenhang an die schmerzhaften Debatten der Vergangenheit, an den Masterplan Sport, der die Vereine auf die Straße brachte, und an das Bäderkonzept, einen politisch mühsam errungenen Kompromiss.

Apropos Mühe: Erst im vergangenen Jahr hatte die Politik sich dazu durchgerungen, den bis dahin unterfinanzierten Etat der Sport- und Bäderbetriebe auszugleichen. 3,8 Millionen Euro flossen zusätzlich in den Topf, finanziert durch eine Anhebung der Grundsteuer B, die der Stadt jährlich zusätzlich 16 Millionen Euro einbringt. Sollten die Sparvorschläge von Rödl & Partner umgesetzt werden, liefe dies der erklärten Absicht zu wider, den Sport zu stärken, so Rohrberg. Vielmehr seien erhebliche Einschnitte in die bestehende Infrastruktur zu befürchten.

Sparvorschläge: Espo droht mit Schließungen

Folgenden Einwurf des Espo-Geschäftsführer darf der geneigte Leser des offenen Briefes wohl als wenig verklausulierte Drohung verstehen. Vergisst der Sportbund doch nicht zu erwähnen, dass er sich selbst seit Wochen die Frage stellt, welche Sportstätten, die er in Eigenregie führt, zukünftig noch kostensparend für die Stadt betreiben wird können. Der Zuschuss, den die Stadt dem Espo beispielsweise für das Friedrichsbad zahlt, sei seit 30 Jahren nicht erhöht worden. Das Geld reiche heute nicht einmal mehr aus, um die gestiegenen Energiekosten zu decken.

Der Espo macht Druck. In der Maissitzung des Sportauschusses, sollen sämtlichen Zahlen des Gutachters auf den Tisch kommen. Ob eine Schließung des Grugabades ein realistisches Szenario ist auch angesichts eines Sanierungsstaus, den die Verwaltung schon vor Jahren auf rund 14 Millionen Euro beziffert hat, wird dann die Politik beantworten müssen.