Essen. . Verbitterung bei Kötter: Rund 100 Beschäftigte verlieren ihre Jobs, weil die Essener Stadttochter RGE in der Philharmonie zum Zuge kommen soll.

In der Essener Wach- und Sicherheitsbranche stehen abermals Kündigungen an, diesmal bei der in Frillendorf ansässigen Unternehmensgruppe Kötter. Rund 100 Beschäftigte aus den Bereichen Sicherheit und Reinigung verlieren ihre Jobs, weil die städtische Tochtergesellschaft GVE zum 31. Juli die Dienstleistungsverträge mit Kötter für die Philharmonie Essen gekündigt hat.

Erst zum 1. Mai hatten 30 Mitarbeiter der RGE Servicegesellschaft Essen ihre Kündigungsschreiben erhalten, weitere 30 müssen noch um ihre Jobs bangen. Sie könnten nun vom Rauswurf ihrer Kollegen bei Kötter profitieren.

Kötter empört über plötzliche Kündigung

Dort reagierte man empört auf die Vertragskündigung durch die GVE. „Nach über zehn Jahren erfolgreicher Kooperation und jederzeit zuverlässiger Arbeit wird uns der Stuhl vor die Tür gesetzt, ohne dass die Verantwortlichen im Vorfeld der Kündigung nur ein einziges Gespräch mit uns suchen“, beklagt Andreas Kaus, Mitglied der Geschäftsführung der Kötter Sicherheits- und Ordnungsdienst GmbH, wo allein rund 90 Beschäftigte betroffen sind. Rhetorisch fragt der Manager, ob man so mit langjährigen Partnerunternehmen umgehe, die ihren Sitz in Essen haben. Die Antwort gibt Kaus selbst: „Ein Rausschmiss dieser Art sei „schlechter Stil und ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiter“. Einige seien seit 2004 für die Philharmonie tätig.

Was die GVE bewogen hat, sei auch nach dem Kündigungsschreiben vom 21. April schleierhaft, klagte Kötter. Die GVE-Geschäftsführung habe zunächst weder auf eine E-Mail noch auf Anrufe reagiert. Sollte der städtische Spardruck der Auslöser für die Entscheidung sein, dann sei Kötter die Möglichkeit verwehrt worden, über die wirtschaftlichen Aspekte zu sprechen, bedauert Kaus. Erst Mitte nächster Woche gebe es nun einen Termin.

GVE vergibt Auftrag an die RGE

Von GVE-Interimsgeschäftsführer Dirk Miklikowski dürfte Kaus dann erfahren, dass in der Philharmonie ab Juli die Konkurrenz übernimmt, aber nicht etwa weil diese günstiger wäre. Die GVE wird den Auftrag stadtintern an die RGE vergeben. Es bestehe die Chance, die städtische Tochtergesellschaft zu stärken, sagte Miklikowski der WAZ. Einen unmittelbaren Zusammenhang mit den Kündigungen bei der RGE gebe es nicht. Ein solcher liegt allerdings auf der Hand. Wie berichtet, hat die RGE den Auftrag des Asyldienstleisters European Homecare (EHC) für die Betreuung von sieben Übergangswohnheimen für Flüchtlinge verloren, weil ein privates Unternehmen die Leistung günstiger anbietet. Als Auftraggeber von EHC sah sich die Stadt, die mehr als 500.000 Euro pro Jahr einspart, der Kritik der Gewerkschaft Verdi und der Politik ausgesetzt. Die Wogen dürften sich glätten, wenn die von Kündigung betroffenen RGE-Mitarbeiter demnächst in der Philharmonie arbeiten dürfen. Die RGE-Chefetage war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Draufzahlen will die GVE allerdings nicht. „Wir werden darauf achten, dass die Leistung nicht teurer wird“, betont Miklikowski, der für die Kötter-Gruppe freundliche Worte übrig hat: „Die hat in den zehn Jahren einen guten Job gemacht.“