Essen. Eine Bilder-Schau als Teil eines ganzheitlichen Heilungs-Konzeptes: An der Volkshochschule können kranke junge Erwachsene ihren Schulabschluss nachholen.

Jana (19) kann nicht unter Leute gehen, „da fühle ich mich unwohl“, jeder Gang auf die Straße ist eine Herausforderung. Seit Jahren leidet sie an Angststörungen und Depressionen, und wer ihr jetzt geholfen hat, ist: ein Clown.

„Tag, ich heiße Thiemann, ich bin Clown von Beruf“ – so stellt sich Axel Thiemann vor, er ist Schauspieler und Theaterpädagagoge und eben Clown. Es weiß schließlich längst nicht jeder, dass das eine harte Ausbildung ist: Clown zu werden.

"Das steigert das Selbstwertgefühl"

Thiemann jedenfalls hat mit Jana und anderen jungen Menschen schwer gearbeitet – er hat sie fotografiert und sie sich selbst fotografieren lassen. Von der Volkshochschule (VHS) wird Thiemann regelmäßig dazu beauftragt, mit den Teilnehmern eines besonderen Schul-Kurses vor und hinter der Kamera zu arbeiten. „Das steigert das Selbstwertgefühl, die jungen Menschen stellen fest, dass das ja doch geht: sich selbst fotografieren lassen, in der Öffentlichkeit, und die Ergebnisse sind sogar vorzeigbar“, erklärt Thiemann.

In der Tat: Porträts von Jugendlichen mit psychischen Störungen sind jetzt im ersten Stock der VHS zu sehen, alle Jugendlichen, die zu sehen sind, besuchen den „Professor-Eggers-Lehrgang“, einen besonderen Schul-Kurs für junge Erwachsene, die wegen ihrer Krankheiten den obligatorischen Abschluss an einer Regelschule nicht hinbekommen haben.

"Man schämt sich nicht"

Finanziert wird diese Bildungsarbeit von der Christian-Eggers-Stiftung, benannt nach dem renommierten Kinderpsychiater und Facharzt für Kinderheilkunde, Christian Eggers, der an der Essener Uni-Klinik die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie gründete.

In diesem Lehrgang, der alle zwei Jahre 15 junge Erwachsene aufnimmt und zum Realschulabschluss führt, „fühle ich mich viel besser verstanden“, sagt Jana. „Man schämt sich nicht, man wird so akzeptiert, wie man ist.“ Das war vorher, an der Hauptschule und am Berufskolleg, nicht unbedingt so.

Im ersten Stock der VHS am Burgplatz

Die Bilder zeigen die jungen Erwachsenen an der U-Bahnstation „Hauptbahnhof“ oder auch in der U-Bahn, manche verdecken ihr Gesicht, manche zeigen nur Ausschnitte ihrer Gesichter, andere sind ganz zu sehen. „Am Ergebnis“, sagt Clown, Pädagoge und Fotograf Andreas Thiemann, „ist zu sehen, dass die Arbeit schon gewirkt hat.“ Dass die Bilder jetzt öffentlich zu sehen sind und von allen Interessierten begutachtet werden können, ist sozusagen Teil des Heilungsprozesses für die Kursteilnehmer. Die Ausstellung, die auch vom Rotary-Club „Essen-Centennial“ unterstützt wird, ist noch einen Monat lang im ersten Stock der VHS am Burgplatz zu sehen.

Eggers übrigens, der der feierlichen Eröffnung der Fotoschau beiwohnte, plädiert nach wie vor und wiederholt für einen Umgang mit Menschen, der die Wertschätzung in den Mittelpunkt stellt, besonders dann, wenn sie „anders“ sind.