Essen. . Für ihre „Weltreise durch Essener Wohnzimmer“, ein interkulturelles Projekt, wurde Nina Jung mit dem diesjährigen VHS-Förderpreis ausgezeichnet.

Zum zweiten Mal hat der Verein der Freunde und Förderer der Volkshochschule Essen den mit 500 Euro dotierten VHS-Förderpreis für besondere Weiterbildungsleistungen vergeben. Diesjährige Preisträgerin ist Nina Jung, die mit ihrer „Weltreise durch Essener Wohnzimmer“ Türen in eine andere Kultur öffnet und damit Grenzen überwindet, wie es Laudator Christian Tombeil, Intendant des Schauspiels Essen, formuliert: „Das ist gelebte Integration: Nachbarschaft statt Gegnerschaft.“

Die Idee, die dahinter steht, ist einfach: Menschen aus einer anderen Kultur empfangen in ihrem Zuhause fremde Besucher und erzählen ihre ganz persönliche Geschichte über ihr Herkunftsland, ihre Wünsche und Hoffnungen. Sie stellen Rituale vor, servieren kleine kulinarische Spezialitäten, erläutern Traditionen und fungieren als eine Art „Reiseleiter“ durch ihre alte Heimat. „Ich bin auf die Idee gekommen, als mir viele Kursteilnehmer erzählten, dass sie kaum Deutsche kennen würden“, sagt Nina Jung, die bis zum vergangenen Semester an der Essener VHS Deutsch für Ausländer unterrichtet hat. Zehn „Weltreisen“ in die Wohnzimmer kurdischer, vietnamesischer, ukrainischer oder niederländischer Nachbarn hat die 37-Jährige inzwischen unternommen, „und ich bin immer wieder erstaunt und gerührt, wie schnell sich die Menschen näher kommen“. Manchmal bedürfe es nur einer persönlichen Begegnung, um Vorurteile auszuräumen.

Wer möchte sein Wohnzimmer öffnen?

Wer Interesse hat, sein Wohnzimmer für Gäste zu öffnen, kann sich bei Ariane Hackstein unter der Mailadresse ariane.hackstein@vhs.essen.de melden.

Die nächsten Weltreisen sind bereits komplett ausgebucht. Nähere Infos zu weiteren Terminen gibt es im Internet unter www.vhs-essen.de.

Idee muss angepasst und weiterentwickelt werden

Aber die Weltreise ist nicht nur für die Gäste, sondern auch für die Gastgeber ein Gewinn. „Die Einladung stärkt das Selbstwertgefühl, macht Mut“, hat die studierte Politologin beobachtet, „und es gibt den Menschen das Gefühl, dazuzugehören.“ Inzwischen sind über diesen ersten Besuch weitere Begegnungen und Kontakte entstanden. „Genau das ist mein eigentliches Ziel: die Menschen zueinander zu bringen“, sagt Nina Jung.

„Auch wenn das Grundkonzept der Weltreise von Catrin Geldmacher aus Rheda-Wiedenbrück stammt, ihre Idee muss an jedem Ort mit Leben gefüllt, angepasst und weiterentwickelt werden“, fordert Professor Anne Schlüter, Vorsitzende des VHS-Fördervereins. Dem ist Nina Jung längst nachgekommen. Die Weltreise wird weiter fortgesetzt, im Rahmen des diesjährigen Kulturpfadfestes am 12. Juni wird es ein großes internationales Wohnzimmer in der VHS geben, in das alle bisherigen Teilnehmer eingeladen sind. Außerdem sollen in diesem Jahr alle Gastgeber des Jahres 2014 ein deutsches Wohnzimmer betreten. „Dort gibt es dann Schwarzwälder Kirschtorte und Kaffee“, sagt Jung schmunzelnd.