Essen. Die Inszenierung der „Odyssee“ von Patrick Delcroix feiert im Aalto-Theater eine vom Publikum herzlich gefeierte Premiere. Zauberhafter Liebestanz.

Er lässt Penelope und ihren gemeinsamen Sohn Telemachos zurück und irrt über die Meere. An allen Gestaden trifft Odysseus auf Frauen, die ihn betören oder beschützen. Athene, die Zauberin Kirke, die Nymphe Kalypso. Und kehrt am Ende doch zurück zu Frau, Heim und Herd. Auf die Stationen der Versuchung eines Abenteurers reduziert Patrick Delcroix das große Epos von Homer und bringt es in knapp 80 Minuten auf die Bühne des Aalto-Theaters.

Nach der Uraufführung dieses leisen, modernen Handlungsballetts wurde der französische Choreograph wie auch Solisten und Gruppentänzer des Aalto-Balletts herzlich gefeiert.

Zweigeteilte Bühne spiegelt parallelen Welten

Zum Mix aus fließender U- und E-, manchmal Film-Musik zieht Odysseus (markant, athletisch und doch emotional: Tomás Ottych) seine Bahnen. Zusammen mit seinen Gefährten demonstriert er Modern Dance und brillante neoklassische Technik. Stimmungen und Farben wechseln auf dem Riesensegel, das über den Irrfahrern schwebt. Immer, wenn die Mannschaft an Bord geht, erscheint ein Schiffsdeck mit Fässern und Seilen.

Während der ganzen Zeit sieht man auf der linken Seite ein Haus, in dem Penelope (zuerst mädchenhaft, dann als reife Frau: Elisa Fraschetti) auf ihren Geliebten wartet und eine Schar von drängenden Freiern abwehrt. So spiegelt der ästhetische, zweigeteilte Bühnenraum von Kees Tjebbes die parallelen Welten des liebenden Paares.

Anmutige, raffinierte Hebefiguren

Tickets und Termine

Für alle, die die Premiere verpasst haben, gibt es die Odyssee an folgenden Terminen zu sehen: am 23., 25., und 29. April, am 13. und 17. Mai. sowie am 11. und 27. Juni. Karten sind bei der „Theater und Philharmonie“ erhältlich unter 81 22 200. Nähere Informationen auch im Internet unter der Adresse www.theater-essen.de

In Penelopes Haus gibt es nur wenig Veränderung, es dominieren sanfte, bisweilen monotone Schrittfolgen. Meeresrauschen und Stürme begleiten die Männer um Odysseus, der mit den verschiedenen Frauen gleitende Pas-de-deux tanzt, danach aber stets zu seinen Gefährten zurückkehrt. Die meist ruhige Musik bricht nur einmal auf, sobald das Meerungeheuer Skylla auftaucht. Mit sechs Köpfen und zwölf Beinen: sechs Tänzerinnen in blau-grünen Röcken und mit roten Teufelshörnchen auf dem Kopf. Zu peitschendem Techno-Sound greifen sie die Männer an, versuchen sie zu umschlingen, ziehen aber doch den Kürzeren.

Eine Szene, in der Essens Star-Tänzer Ottych als fabelhafter Virtuose überzeugt. Im finalen Liebes-Tanz mit Penelope demonstrieren er und Fraschetti nicht nur anmutige, raffinierte Hebefiguren, sondern vermitteln ihr Liebesglück authentisch, mit viel Gefühl. Kein Wunder, sind die beiden doch seit einiger Zeit privat ebenfalls ein Paar.