Essen. . Der Deutsche Tanzpreis 2015 geht an Peter Breuer, Elisa Badenes und Ricardo Fernando. Jubelstürme für Badenes’ Tango-Miniatur.
Zur Verleihung des Deutschen Tanzpreises 2015 im Aalto-Theater war die Tänzer-Familie aus ganz Europa angereist, um Peter Breuer mit einer Gala zu feiern. Der sympathische Virtuose, in den 1970er- und 80er- Jahren ein Popstar des Klassischen Balletts – Maserati und Pferdestall inklusive –, ist kein Mann blumiger Worte. Er dankte: „Ich freue mich sehr und bin froh, dass ich nicht erst postum den Preis erhalten habe.“
„Wir standen Schlange, um mit Dir zu tanzen“, erinnert sich Birgit Keil in ihrer persönlichen, lockeren Laudatio. Keil, einst Primaballerina des Stuttgarter Balletts, schwärmt von Breuers brillanter Technik als Partner bei Hebefiguren und von seinem Fleiß, seiner Natürlichkeit und Menschlichkeit. Breuer war als Tänzer eine Ausnahme-Erscheinung, sagt Keil, selbst hoch dekorierte Grande Dame des Balletts: „Allein, ohne Starkompanie im Rücken, kämpfte er sich hoch, erfüllte vier feste Verträge als Erster Solotänzer parallel – in Düsseldorf, München, Berlin und London.“
Elisa Badenes, geehrt mit dem Tanzpreis Zukunft, ist offenbar eine Ballerina, die sich auf der Bühne wohler fühlt als im Ballettsaal und mit ihrer Tango-Miniatur den Zuschauern Jubelstürme entlockt. Der Anerkennungspreis galt dem Hagener Ballettdirektor Ricardo Fernando, der mit Charme, Sparsamkeit, unglaublichem Fleiß und einer Leidenschaft für den Tanz seit 20 Jahren sein Können als Choreograph an kleinen Häusern in Deutschland bewiesen hat.
Aalto-Ballett tanzte „Romeo und Julia“
Zum gesamten Gala-Niveau passten hervorragend die Szenen aus „Romeo und Julia“, die das Aalto-Ballett tanzte. Nach der Ballszene „Tanz der Ritter“ (mit Kompanie) war besonders das Solistenpaar – Breno Bittencourt und Yanelis Rodriguez Ferrer – auf den Spuren des aktuellen Tanzpreisträgers Breuer. Denn Bittencourts Hebungen und eilende Schrittfolgen erinnerten an die Inszenierungen, in den einst Peter Breuer als Romeo auftrat.
Wenn die Gala auch über vier Stunden dauerte, so franste sie doch nicht aus. Dank der straffen Moderation von Jas Otrin, der den Tänzern den Vortritt ließ. Als Vorsitzender des Fördervereins Tanzkunst erinnerte Otrin kurz an die 2014 verstorbene Renate Roehm, die die Tanzpreis-Verleihungen Jahrzehnte lang vorbereitet und mitorganisiert hatte.
Ein Plädoyer für die Essener Kultur, ihre Qualität und ihre Förderung durch die öffentliche Hand flocht Bürgermeister Franz-Josef Britz geschickt in seine Begrüßung der Tanzgemeinde ein.